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Reporter Eutin

Das Eutiner Schloss zeigt seinen Schatz

Eutin (ed). Es schimmert in sanftem Violett, biblische Szenen heben sich, fein und fast lebensecht modelliert, vom Seidensamt ab und erzählen Geschichten – unter Glas in einem nur sehr vorsichtig beleuchteten Raum ganz für diesen Schatz alleine: Das Antependium bekommt endlich den Platz im Schloss, der ihm gebührt. Seit 376 Jahren ist es Teil des Kunstschatzes im Eutiner Schloss – wie wertvoll und einzigartig es ist, das kam erst vor Kurzem zutage ebenso wie Teile seiner Geschichte. Dafür – für seine Präsentation und dass man nun etwas mehr weiß über diese Textilie, zeichnen die Freunde des Schloss Eutin verantwortlich. Und auch dafür, dass das Schloss Eutin morgen, am 6. April um 19 Uhr gleich zwei neue Räume eröffnen kann. „Es ist nicht nur die Woche des Antependiums, es ist auch die Woche großer Dankbarkeit“, strahlt Brigitta Hermann, die Geschäftsführerin der Stiftung Schloss Eutin. Denn die Freunde des Schlosses haben nicht nur für die Restaurierung des Antependiums gesorgt und immer wieder nachdrücklich auf dessen Wert für das Schloss hingewiesen, „sie haben auch die hundertprozentige Finanzierung des Raumes und die Präsentation des Antependiums übernommen.“ Und da er sich nun schon so lange mit diesem Schatz beschäftige, habe er auch mehr darüber wissen wollen, erzählt Dr. Wolfdieter Schiecke, der lange Vorsitzender des Freundeskreises gewesen ist und im vergangenen Jahr von Monika Obieray abgelöst wurde. Er hat sich zusammen mit seiner Frau Karin in wahrhaft detektivischer Manier daran gemacht, die Geschichte des Antependiums zu lüften, von der bisher so gut wie nichts bekannt war, und einen echten Forschungskrimi mit Reisen zu Textilrestauratoren, in Archive und Schlösser erlebt. Dank der Initialen, die der Behang trägt, und der Jahreszahl, die eingestickt ist, kann nun gesagt werden, dass es Maria Elisabeth von Holstein-Gottorf, die Frau Friedrichs III gewesen sein muss, die wohl Auftraggeberin und Stifterin des Antependiums war und es ihrem Schwager, dem Fürstbischof Johann, genannt Hans für die Schlosskirche übersandte. Im Gespräch mit den besten Textilrestauratoren fanden die Schieckes heraus, dass der kostbare Altarbehang aus italienischem oder französischem Seidensamt, mit Gold- und Silberfäden bestickt in einer hochspezialisierten Werkstatt entstanden und eine echte Kostbarkeit ist, die es in dieser Form wohl kaum nocheinmal gibt. “Und so wertvoll ist wie ein stattliches Landgut”, schmunzelt Dr. Wolfdieter Schiecke. Das Spannende ist, dass seine Bezahlung nirgendwo in den Büchern und Archiven derer zu Holstein-Gottof auftaucht. “Maria Elisabeth muss es wohl aus ihrer Privatschatulle bezahlt haben.” “Eine solche Textilie sucht Ihresgleichen”, so Brigitta Hermann, “sie ist eine absolute Besonderheit, und sie dann auch noch in einem eigenen Raum präsentieren zu können, das alles verdanken wir nur den Schlossfreunden.” So hat es durchaus seinen Grund, dass Dr. Wolfdieter Schiecke zusammen mit Dr. Frank Baudach und seiner Eutiner Landesbibliothek ein Büchlein herausgegeben haben, in dem alles Spannende und Wissenswerte zum Antependium steht – erhältlich ist es im Schloss und in der Landesbibliothek. Am Schönsten aber ist es, das Antependium selbst zu bewundern. Und mag der Raum auch nur schmal sein, er gibt dem jahrhunderte alten Kunstschatz genau die Atmosphäre, die es braucht, um so bewundert zu werden, wie es das verdient – hier kommt es wunderbar zur Geltung, darf schimmern und strahlen und seine Geschichte erzählen. Und auch die Lage des Raumes ist perfekt – denn um zum Antependium zu gelangen, macht man auf dem Weg auf besonders charmante Art die Bekanntschaft der Eutiner Fürstbischöfe. „Und die ist schließlich mehr als 650 Jahre lang“, schmunzelt Brigitta Hermann. In diesen Jahrhunderten residierten insgesamt 46 Fürstbischöfe im Eutiner Schloss und prägten seine Geschichte, die Beziehungen zu anderen Ländern und auch die Stadt. Zum ersten Mal hängen nun alle vorhandenen Fürstbischofs-Porträts zusammen – unter den imposanten Herren befindet sich natürlich auch Fürstbischof Hans. Und gleich gegenüber an der Wand ist nicht nur ihre Geschichte zu lesen sondern auch die vollständige Liste der Eutiner Herrscher zu finden – so finden die Herren ihre nachträgliche Würdigung auf gelungene Weise. Schön und angenehm dezent crossmedial gestaltet wie schon die beiden anderen neuen Räume im Schloss machen sie den Schlossbesuch noch ein Stück mehr zu einem spannenden Erlebnis für Kleine und Große. Bei Führungen wie denen, die Tomke Stiasny am kommenden Wochenende anbietet – denn natürlich wird das Antependium ein ganzes Wochenende lang mit besonderen Führungen willkommen geheißen und auch darüberhinaus finden im April und Mai weitere Vorträge und Konzerte statt. “Die Neuausrichtung und sukzessive Umgestaltung des Schlosses ist ein Riesenprojekt”, sagt Brigitta Hermann, “und hätten wir im letzten Jahr nicht die feste Zusage der Schlossfreunde für das Antependium gehabt, hätten wir vielleicht den Mut verloren.” Aber weil das Glück mit dem Tüchtigen ist und das das Schloss-Team weiter in die Zukunft geplant hat, hat das Land eine Million Euro für die weitere Umgestaltung zugesagt – es kann also weitergehen im Schloss, das sich schon jetzt nicht mehr hinter anderen Schlössern verstecken muss sondern seine Geschichte auf ebenso schöne wie moderne Weise erzählt.


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