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Gepflegte Traditionen bei der Eutiner Gilde

Am Sonntagmorgen sind die Schützenbrüder und Schützenschwestern auf dem Eutiner Marktplatz anzutreffen – hier werden die befreundeten Gilden und Vereine begrüßt und um 13 Uhr findet das traditionelle Platzkonzert statt.

Am Sonntagmorgen sind die Schützenbrüder und Schützenschwestern auf dem Eutiner Marktplatz anzutreffen – hier werden die befreundeten Gilden und Vereine begrüßt und um 13 Uhr findet das traditionelle Platzkonzert statt.

Eutin (los). Die Schützenbrüder bitten an die Büchse. Ab Donnerstag befindet sich die Kreisstadt fest in den Händen der Eutiner Schützengilde von 1668. Schießwettbewerbe, im Mittelpunkt das Königsschießen, prägen den Verlauf vier traditionsreicher Tage mit der Königsproklamation als Höhepunkt und Abschluss. Damit startet die Gilde in ihr 350stes Jahr – für die neue Eutiner Majestät dürfte das anstehende Jubiläum eine ganz besondere Herausforderung und ehrenvolle Aufgabe werden. Das Gildefest vom 6. bis 10. Juli hat seine Wurzeln im 17. Jahrhundert. Gepflegt werden alte Bräuche und die Eutiner Schützen verstehen es alle Jahre wieder, dem regelmäßigen Ereignis Leben einzuhauchen und mit Authentizität zu punkten. Während der Vogelberg das Herz der Veranstaltung darstellt, sind auch Schlosshof, Marktplatz und Rathaus eng in das Geschehen mit eingebunden. Sowohl Sonntag, als auch Montag haben die Schießwettbewerbe ihren Ausgangspunkt im Schlosshof, wo sich die Teilnehmer sammeln. Fester Bestandteil des viertägigen Ablaufs ist stets der Empfang im Rathaus, in dessen Anschluss sich alle Gilden auf dem Eutiner Marktplatz aufstellen. Die gepflegten Bräuche knüpfen an alte Beziehungen zwischen Stadt und Gilde an und somit steht ganz Eutin an diesem Wochenende im Zeichen der Schützen. Alle interessierten Gäste und Eutiner sind eingeladen, auf dem Vogelberg mitzufeiern. Einschießen der Büchsen, Herrenabend auf dem Vogelberg: Der Donnerstag ist Männersache und zugleich interner Auftakt der Feierlichkeiten. Potenzielle Bewerber, die sich beim Wettbewerb um die Würde der Großen Majestät, des neuen Gildekönigs am Montagabend der Konkurrenz stellen wollen, melden sich hier bereits an. Letzte Vorbereitungen werden am Freitag erledigt, um einen reibungslosen Ablauf der folgenden Tage zu gewährleisten. Und die beginnen ziemlich früh. So ist es Tradition bei den Schützen, dass jeder Gildebruder am Samstagmorgen mit einem großen Trommelwirbel geweckt wird. Und die beiden Trommler, die dafür durch die Stadt geschickt werden, haben deshalb alle Hände voll zu tun, die Truppe zum Tagesanbruch mit dem überlieferten Weckruf aus dem Bett zu holen: „Schützenbruder, es ist soweit, das Schützenfest beginnt.“ Und zwar mittags mit dem Bürgerkönigsschießen und dem beliebten Kinderfest für die kleinen Teilnehmer – denn auch kleine Majestäten sollen in verschiedenen Klassen und Wettbewerben ermittelt werden. Die Preise stiften Eutiner Geschäftsleute. Die Könige und Königinnen erhalten einen Pokal, eine Schärpe und dürfen am Sonntag auf der Kinderkutsche zum Vogelberg hochfahren. Am späteren Nachmittag gewinnt das Schützenfest an Kontur. Dann erfolgt das „Stangenrichten“, wenn der hölzerne Vogel für den späteren Abschuss in luftiger Höhe auf dem Mast in Position gebracht wird. Auch hier wird an Überlieferungen festgehalten: So ist der Gildevogel in traditionellen Farben bemalt und präsentiert sich unter den alten Bäumen des Platzes als bunte Zielscheibe, deren Einzelteile gut erkennbar sind. Ist dieses „Tagwerk“ vollbracht, klingt der Abend im Brauhaus aus und die Schützenbrüder machen sich in Begleitung von Blaskapelle und Polizei auf den Weg in die Innenstadt. Zum Start am Sonntag, 9. Juli lassen die Bläser auf dem Marktplatz schon um 6 Uhr Choräle als Weckruf erklingen, damit die Schützen rechtzeitig aus den Federn und zum Schlosshof kommen. Alle Jahre wieder freuen sich Eutiner und Gäste über den malerischen Anblick, wenn sich die Schützen anlässlich des Empfangs im Rathaus beim Bürgervorsteher und Bürgermeister der Stadt Eutin (13.45 Uhr) auf dem Marktplatz einfinden. Hier werden auch die geladenen Gilden sowie befreundete Vereine herzlich von den Gildebrüdern begrüßt. Die amtierende Große Majestät kommt in der historischen Kutsche auf den Marktplatz gefahren. Ein öffentliches Konzert um 13 Uhr rundet den sehenswerten Aufmarsch vor dem gemeinsamen Umzug durch die Innenstadt (14.30 Uhr) ab. Die eigentlichen Schießwettbewerbe beginnen um 15.40 Uhr mit den Ehrenschüssen des Hohen Protektors der Gilde, des Herzogs von Oldenburg sowie der amtierenden Großen Majestät und auch der Vertreter der Stadt. Dabei wird der Eutiner Bürgermeister Carsten Behnk zum ersten Mal zum Ehrenschuss antreten. Gäste sind herzlich willkommen, den spannenden Wettbewerb zu verfolgen. Für das „leibliche Wohl“ ist gesorgt. Es geht ums Detail: Wer den Kopf des Holzvogels beziehungsweise seine Insignien - „Krone“, „Ei“ und „Fahne“ - herunterholt, gewinnt die begehrten Trophäen, einen der silbernen Esslöffel. Der Rumpf der Zielscheibe bleibt dagegen nur den Königsanwärtern vorbehalten. Der Montag (10. Juli) beginnt abermals im Schlosshof, wo sich die Gildebrüder um 7.30 Uhr zum Empfang einfinden. Nach dem Marsch durch Eutin (8 Uhr) und der (internen) Gildetafel zu Mittag im Schützenhaus, kommen Vorderlader, Blei und Schwarzpulver wieder ab 15.30 Uhr zur Fortsetzung der Schießwettbewerbe zum Einsatz. Teilnehmer wie Zuschauer dürfen sich auf einen weiteren spannenden Tag auf dem Vogelberg freuen, an dem sich das Schützenfest langsam dem Ende zuneigt. Das Schießen des „Kleinen Königs“ wird etwa ab 18 Uhr, das der „Großen Majestät“ ab zirka 19 Uhr erwartet. Das Schießen um die „Kleine Königswürde“ ermittelt den künftigen „Spaßkönig“ der Gilde, der im Jubiläumsjahr seine Späße treiben wird. Als „Große Majestät“ hingegen regiert die Gilde derjenige, der das Letzte Stück vom Rumpfteil des Gildevogels abschießt. Die anschließende Krönung im Schein der Fackeln der Jugendwehr ist ein besonders stimmungsvolles Ritual am Vogelberg, in dessen Verlauf der neue Schützenkönig die Kette als Zeichen seiner Regentschaft im neuen Gildejahr erhält. Je nach Verlauf des Vogelschießens erfolgt die Königsproklamation im abendlichen Fackelschein ab 20.30 Uhr.


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