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Marlies Henke

Mitmachaktion #everynamecounts: Bewohnerkartei vom Neustädter Nachkriegs-Lager für „Displaced Persons“ wird digitalisiert

Neustadt in Holstein. Die Arolsen Archives und das Stadtarchiv Neustadt rufen Freiwillige im Rahmen der Crowdsourcing-Initiative #everynamecounts dazu auf, eine historisch bedeutende Kartei zu digitalisieren. Sie enthält Hinweise auf Überlebende des Untergang der KZ-Schiffe Cap-Arcona und Thielbek in der Lübecker Bucht im Jahr 1945.


Die Cap-Arcona-Katastrophe jährt sich am 3. Mai zum 79. Mal. Die Bewohnerkartei enthält 19.200 Karten und stammt aus einem Nachkriegslager in Neustadt, dem Lager für „Displaced Persons“ (DPs) in den vormaligen Marinekasernen auf dem Wieksberg. Dort hatten Überlebende der Schiffskatastrophe sowie weitere ehemalige KZ-Häftlinge sowie Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter vorübergehend eine Unterkunft gefunden.

Das Lager bestand bis 1950. Zeitweise lebten dort bis zu 4.000 Menschen. Wer davon war Überlebender der Schiffskatastrophe? Woher stammten die anderen Menschen? In welchem KZ waren sie interniert, wo und für wen mussten sie Zwangsarbeit leisten? Mit der Kampagne #everynamecounts wollen die Arolsen Archives der Forschung helfen, Fragen wie diese zu klären.

Freiwillige können die Personalien auf den eingescannten Karteikarten aus dem Stadtarchiv über eine Online-Plattform digitalisieren. Dazu braucht es kein Vorwissen oder besondere Kenntnisse – wer dabei helfen möchte, die Regionalgeschichte aufzuarbeiten und an die Überlebenden zu erinnern, kann einfach mitmachen.

Die Ergebnisse werden auch die Planung des neuen Dokumentationszentrums zur Cap-Arcona-Katastrophe unterstützen, das die Stadt Neustadt errichtet. Zurzeit läuft dazu ein Forschungsprojekt unter anderem zum jüdischen Leben in dem DP-Lager. Das Forschungsprojekt wird von der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten unterstützt.

Die Stadt Neustadt und die Arolsen Archives rufen besonders Menschen in der Region auf, sich an dem Digitalisierungsprojekt zu beteiligen. (red)

 

Über die Arolsen Archives

Die Arolsen Archives sind das internationale Zentrum über NS-Verfolgung mit dem weltweit umfassendsten Archiv zu den Opfern und Überlebenden des Nationalsozialismus. Die Sammlung mit Hinweisen zu rund 17,5 Millionen Menschen gehört zum UNESCO-Weltdokumentenerbe. Sie beinhaltet Dokumente zu den verschiedenen Opfergruppen des NS-Regimes und ist eine wichtige Wissensquelle für die heutige Gesellschaft.


Über das geplante Dokumentationszentrum

Mit Unterstützung des Bundes und des Landes Schleswig-Holstein errichtet die Stadt Neustadt ein Dokumentationszentrum zur Cap-Arcona-Katastrophe (der reporter berichtete). Eine etwa 300 Quadratmeter umfassende Dauerausstellung erlaubt es zukünftig, das Schicksal tausender KZ-Häftlinge aus vielen Ländern Europas in der Lübecker Bucht und in Neustadt am 3. Mai 1945 zu vermitteln. Hauptzielgruppen sind Jugendliche und junge Erwachsene, die ganz überwiegend als Schulklassen und Gruppen der historisch-politischen Bildungsarbeit ins Dokumentationszentrum kommen. (red)


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