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Die Reste eines Stadtpalais

Klaus Schöllhorn, Volker Liebig und Dirk Reimers präsentieren die neuen Exponate des Heimatmuseums aus dem abgerissenen Haus am Markt 9.

Klaus Schöllhorn, Volker Liebig und Dirk Reimers präsentieren die neuen Exponate des Heimatmuseums aus dem abgerissenen Haus am Markt 9.

Preetz (los). Sie sind ein Gruß aus dem Barock: Seit Kurzem zieren Reste einer dekorativen Deckenmalerei des 17. Jahrhunderts den Eingangsbereich des Heimatmuseums in der Mühlenstraße 14. Als Dokumente einer vergangenen Epoche werfen die drei Bretter ein Schlaglicht auf das historische Preetz. Vergangene Woche haben die Vertreter der Arbeitsgruppe, der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Volker Liebig, Vereinsmitglied Dirk Reimers sowie Klaus Schöllhorn als „externes Mitglied“ den umgestalteten Eingangsbereich des Museums vorgestellt. Hintergrund: Schöllhorn hatte den Bestand des Gebäudes vor dessen Abriss 2013 in Eigenregie umfangreich dokumentiert und zahlreiche Informationen zusammen getragen. Nicht viel ist vom Haus Markt 9 in Preetz übrig geblieben. Die drei Bretter hat Schöllhorn aus drei ehemals barock ausgestalteten Räumen des Hauses „retten“ können. Die in einer Notbergung im letzten Moment gesicherten Funde seien auf die Zeit um 1660 datiert. „Die Grundfarbe ist eine Art Schlämmkreide, die mit verschiedenen Farbkomponenten wie Ocker angerührt wurde“, erklärt Klaus Schöllhorn. Ein wasserlösliches Gemisch. „Bei Feuchtigkeit schmiert die Malerei ab“, erklärt er. „Wir haben uns damals gesagt, dass sie zu wertvoll sind, um sie zur Deponie zu fahren.“ Die Bretter sollten der Nachwelt erhalten bleiben, so der Beschluss Initiatoren. Klaus Schöllhorn hat sie dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. Die Halterung haben die Preetzer Werkstätten entwickelt und gefertigt, Firma von Würzen „spendete“ dazu die Pulverbeschichtung. Es handelt sich um die ersten Exponate zur Decken- und Balkenmalerei aus Preetz, die für Stadt und Heimatmuseum gesichert wurden. Das abgerissene Haus am Markt 9 sei in mehreren Umbauphasen verändert worden und erhob sich über einem Fundament aus Feldsteinquadern an den Gebäudeecken und unter den 20 Kreuzpfeilern des historischen Gewölbekellers, die dessen Grundfläche in 12 unverbaute Raster unterteilten. An der Gewölbedecke befanden sich viele handgeschmiedete Ösen für Seile, erzählt Schöllhorn. „Offenbar wurde hier vieles aufgehängt“, vermutet er mit Blick auf das Thema Verpflegung, das in der damaligen Zeit, jenseits von Einkaufswelten, Kühlschrank und Eisfach einen ganz anderen Stellenwert hatte. Insbesondere in größeren Häusern. Wie auch die Wandmalerei habe der Keller einen relativ hohen Wohlstand bezeugt. „Es war eines der attraktivsten Häuser und vermutlich Sitz eines der Güter um Preetz wie zum Beispiel Wahlstorf.“ Nachweislich sei es zeitweise im Besitz der Familie Plessen auf Wahlstorf gewesen und könnte das Stadtpalais einer Adelsfamilie gewesen sein. Dabei habe es sich um einen Stockwerksbau in Fachwerkbauweise gehandelt. Die Gefache füllten sogenannte Klosterziegel, bei Trennwänden ein Gemisch aus Kalk und Stroh. Eine Fundgrube voller verdeckter Schätze, an die als einzige Dokumente jetzt noch die zahlreichen Fotos Schöllhorns erinnern. Die kulturhistorisch wertvollen Decken- und Balkenmalereien habe es im 1. und 2. Obergeschoss gegeben, verteilt auf neun Zimmer. Unter Denkmalschutz sei das Haus zwar gestellt worden. „Aber für nur einen Monat“, erzählen die Vereinsvertreter. Danach sei gleich der Abriss erfolgt.


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