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Praktikum macht wieder Lust aufs Lernen: Theodor-Heuss-Schule bietet das Projekt „Produkti

Preetz (vg). Zwei Tage in der Schule, drei Tage im Betrieb – so lautet die neue Formel für junge Leute, die mit dem System Schule nicht so gut zurechtkommen. Damit diese Kids nicht den Anschluss verlieren, gibt es in Schleswig-Holstein das Projekt „Produktives Lernen“. Seit diesem Schuljahr wird es auch an der Theodor-Heuss-Gemeinschaftsschule in Preetz angeboten.
„Die Maßnahme richtet sich an Schüler, die aus verschiedenen Gründen an der Schule nicht glücklich werden und in der Lehranstalt deshalb manchmal auch nicht besonders erfolgreich sind. An Schüler, die eher praktisch orientiert sind und Lust haben, zu arbeiten“, erläutern die Lehrkräfte Meike Jansen-Gaffke und Christian Gosch, die das Projekt an der Theodor-Heuss-Schule betreuen. Beiden wollen Jugendliche, die schulmüde sind, keinen Sinn im abstrakten Lernen sehen oder einfach praktisch orientiert sind und Lust auf das Lernen im Betrieb haben, neu für die Schule und das Erreichen eines Abschlusses motivieren.
Im ersten Jahr nehmen zehn Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren am „Produktiven Lernen“ teil. „Wir haben das Projekt zuvor auf Elternabenden vorgestellt und den engen Kontakt zu den Klassenlehrern gesucht“, erläutert Gosch. „Wir erwarten von den Schülern ein gewisses Maß an Selbstständigkeit. Sie mussten sich mit einem Bewerbungsschreiben bei uns melden und wurden dann zusammen mit einem Elternteil zum Kennlerngespräch eingeladen.“ Danach galt es, sich eigenständig einen Betrieb für ein Schnupperpraktikum zu suchen. „Sechs Wochen konnten die Teilnehmer ausprobieren, ob das ,Produktive Lernen’ etwas für sie ist. Alle Schüler sind am Ball geblieben“, berichtet Gosch.
Angelegt ist das Projekt auf zwei Jahre. In der 8. und 9. Klasse absolvieren die Teilnehmer jeweils drei mehrmonatige Praktia in selbst ausgewählten Betrieben und Institutionen. Dieses außerschulische Lernen erfolgt von Mittwoch bis Freitag. Am Montag und Dienstag steht fachbezogenes Lernen in der Schule auf dem Programm, wo die Schüler in kleinen Lerngruppen auf die Abschlussprüfung vorbereitet werden. „Auf dem Lehrplan stehen dann Mathe, Deutsch und Englisch, ergänzt durch eine Kommunikationsgruppe und einem Lernbereich, der gesellschafts- und naturwissenschaftliche Fächer abdeckt“, so Christian Gosch.
Über dieses praxisorientierte Lernen können die Jugendlichen eine konkrete berufliche oder schulische Anschlussperspektive erhalten. „Drei unserer Schüler haben bereits eine mündliche Zusage für einen Ausbildungsplatz in ihrem Betrieb bekommen“, freut sich Gosch über erste Erfolge.
Giona La Monica ist einer der Schüler, die beim „Produktiven Lernen“ förmlich aufblühen. Nach einer Schnupperzeit bei einem Hörgeräteakustiker und einem Langzeitpraktikum in der Klinik Preetz ist der 14-Jährige zurzeit in der Fleischerei Habermann aktiv. „Wo ich jetzt bin, gefällt es mir am besten. Alle Kollegen sind nett, und Aufgaben, die man mir erklärt hat, darf ich auch selbstständig erledigen.“
Für die Schule muss der Aufgaben aus seiner Praxis heraus formulieren, zum Beispiel Zutaten oder Verpackungsgrößen berechnen, einen Aufsatz über einen Produktionsprozess von Würstchen verfassen oder Fachbegriffe ins Englische übersetzen. „Als Lehrer besuchen wir die Schüler jede Woche im Betrieb. Wir sind Lernbegleiter auf Augenhöhe“, betont Gosch. Er hofft, dass sich das Projekt auch bei den Betrieben im Kreis Plön noch weiter herumspricht, damit man ein Netzwerk mit Kooperationspartnern aufbauen könne. Bisher sei es noch relativ unbekannt.
Die schon beteiligten Betriebe zumindest sind überwiegend begeistert. Unternehmerin Katja Habermann findet diese Zusammenarbeit von Schule und Betrieb „superklasse“, ohnehin müssten sich Firmen schon im Vorwege einer Ausbildung für Schüler stärker öffnen. Das Langzeitpraktikum ermögliche den Schülern einen ganz anderen Einblick in den Beruf. „Man kann jungen Menschen zeigen, was sie nach der Schule an Möglichkeiten im Handwerk haben – nicht jeder muss studieren“, betont sie.
Wer sich für das Projekt „Produktives Lernen“, für das sich Schüler aus dem ganzen Kreis Plön bewerben können, interessiert, erhält per E-Mail an christian.gosch@lehrer.preetz.de und meike.jansen-gaffke@lehrer.preetz.de nähere Auskünfte.

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