
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Eutin (aj). Über eine solche Bilanz würden manche Amtsträger*innen staunen: Weder Dr. Jost Eickmeyer noch Dr. des. Betty Brux-Pinkwart brauchten die vielgezählten 100 Tage, um mit konkreten Ergebnissen zu belegen, dass sie die richtigen Fachleute für die Eutiner Landesbibliothek sind. Es herrscht fruchtbringende Bewegung im ehemaligen Kavaliershaus. Seit dem 1. Februar leitet Professor Dr. Axel E. Walter als Nachfolger von Dr. Frank Baudach die Eutiner Landesbibliothek (LB). Am 1. April übernahm Dr. Jost Eickmeyer die damit freiwerdende Leitung der Forschungsstelle zur Historischen Reisekultur. Nach nur zwei Monaten war er an der Seite von Professor Walter Gastgeber der größten internationalen Tagung, die bislang an der LB stattgefunden hat und begrüßte ein internationales Wissenschaftsplenum zu „Schlüsselthemen der Reiseforschung“. Sein Fazit: “Das war sehr intensiv! Und es ist gelungen, ein informelles Netzwerk der Forschung zu knüpfen.” Eickmeyer kommt von der Universität Rostock und neben seiner Qualifikation auf dem Feld der kulturgeschichtlichen Reise- und Literaturforschung sowie der Medienwissenschaft kann er als Altphilologe mit einem Sprachverständnis aufwarten, das angesichts der vielen lateinischen Bestände in der Bibliothek Vorfreude auf viele Neu- und Wiederentdeckungen weckt. Der neulateinischen Reiseliteratur wird ein Hauptaugenmerk gelten. Schließlich ist bis Ende des 18. Jahrhunderts die Reiseliteratur weitgehend in der Gelehrtensprache verfasst worden, die Eickmeyer “so weglesen kann”, wie Professor Walter anerkennend feststellte.
Mit einem solchen Schlüssel für die ideellen Schatztruhen der LB hat auch Dr. des. Brux-Pinkwart am 1. Mai die Arbeit aufgenommen. Sie ist Handschriftenexpertin und damit befähigt, den bislang nur zum kleinen Teil ausgewerteten Autographensammlungen und Nachlässen der Landesbibliothek ihre Geheimnisse zu entlocken. Die Wissenschaftlerin, die bis dato an der Bauhaus-Universität in Weimar gearbeitet hat, und in Eutin die Arbeitsstelle für Kulturgeschichte (Ost-)Holsteins besetzt, hat wie ihr Kollege keine Einarbeitung gebraucht, um zu zeigen, was man von ihr erwarten darf: Das Tagebuch der Eutiner Lehrerin Wilhelmine Johannsen, ein kleines, eng mit Bleistift beschriebenes Büchlein, ist ihr erster Fund. Dafür braucht es Instinkt und Können.
Brux-Pinkwart, die sich als Kind für Handschriften interessiert hat und selbst gern Briefe mit dem Füller verfasst, nimmt derzeit das Kochbuch von Frederike Hellwag unter die Lupe. Gemeinsam haben die beiden “Neuen” das Bestreben, freigelegtes Wissen öffentlich zugänglich zu machen. Im Dezember soll es einen Kochkurs zum Buch geben.
Wer mehr über historische Landkarten und Atlanten erfahren möchte, hören will, was für eine Handschrift Goethe hatte, oder Eickmeyer und Brux-Pinkwart einfach nur kennenlernen und über den neuen Arbeitsplatz inmitten der Eutiner Kulturinsel schwärmen hören möchte, ist am kommenden Samstag, dem 1. Juli, ab 15 Uhr bei Kaffee und Kuchen herzlich willkommen in der Landesbibliothek, wenn die beiden Neuzugänge sich der Eutiner Öffentlichkeit vorstellen.