Reporter Eutin

Die Musik prägt sein Leben

Preetz (vg). Als der Beat nach Preetz kam, war Adolf „Addy“ Grothkopf mit dabei. Mit seinem Nachbarn Uli Böhndel verband ihn die Vorliebe für die neue Musik, die damals aus England und Amerika herüberschwappte. „Wir sind beide in der Kirchenstraße aufgewachsen und waren auch musikalisch auf einer Welle“, erzählt Grothkopf. Vor allem mochten sie die „Rolling Stones“. Im Alter von neun Jahren und mit selbst gebauten Instrumenten gründeten sie 1964 ihre erste Band. 60 Jahre später sitzt Addy Grothkopf immer noch am Schlagzeug. „Ohne Musik geht’s nicht, sie hatte immer Priorität“, betont er.

Preetz und die Tanzmusik, das ist eine Geschichte für sich. In den knapp ein Dutzend Ballsälen der Stadt gab es in den 1950er- und 1960er-Jahren regelmäßig Konzerte mit traditioneller Tanzmusik von Walzer bis Foxtrott, aber auch Swing und Jazz – und immer mischten vor allem Preetzer Ensembles und Kapellen mit. Bands mit der neuen Rockmusik wagten sich ab Anfang der 60er in die Öffentlichkeit.
„Um mir ein vernünftiges Schlagzeug leisten zu können, habe ich Kartoffeln gesammelt. Von meinem ersten selbst erarbeiteten Geld habe ich ein Kinderschlagzeug gekauft. So ging es dann weiter und weiter“, berichtet Grothkopf. In der Schule fanden die Jungs dann mit Manfred Stumpf und Dirk Behnken Verstärkung. Im Bodelschwingh-Gemeindehaus konnte die Schülerband proben, spielte dann hier und da auf Partys. 1968 folgte der erste richtige öffentliche Auftritt bei einem Schulfest in der Pausenhalle der Realschule. „Wir spielten viel von den Stones und Eric Clapton sowie Eigenkompositionen, die in Richtung Psychedelic Rock gingen.“ Damals erhielt die Band den Namen „Team Atlantis“, später nannte man sich nur „Team“.

In Sachen Saalkultur gab es in den späten 60ern einen Umbruch, die Zeit der großen Säle war vorbei. Allenfalls der „Schützenhof“ bot noch eine adäquate Bühne. „Wir sind in der Schule, aber auch viel in Schönberg, der Probstei und Kiel aufgetreten“, erinnert sich Grothkopf. Ab Anfang 70er wurden dann auch viele Konzerte für die Preetzer Jugend in der Friedrich-Ebert-Halle veranstaltet. Es ging darum, Geld für den geplanten Bau der Schwimmhalle zu sammeln. Die inzwischen gefestigte Gruppe war fast auf jedem dieser Konzerte dabei.

Ab Ende 1970 begann eine für die Musiker legendäre Zeit: Sie erhielten die Möglichkeit, in einem Gutgebäude in Wittmoldt ihr Proben-Domizil einzurichten. Ein Haus, in dem man so viel Lärm machen konnte, wie man wollte – Tag und Nacht. Bald wurde das Team-Haus, in dem auch übernachten werden konnte, zum Anziehungspunkt für Freunde und Bekannte, es wurde zu einer Institution.
1973 löste sich die Band auf, „wegen Bund und Beruf“, sagt Grothkopf. In seiner Freizeit mischte er dann in der Country-Band „Boxcar“ mit, die es sogar ins NDR-Vorabendprogramm, auf die LP „Kiel live“ und zur Endausscheidung des „Marlboro Country Music Festivals“ in Bremen schaffte. Anzug und Krawatte trug er nur als Lehrling: Er wurde zum Herrenausstatter ausgebildet – einer Familientradition folgend. Danach ging‘s zum Bund. „Nach dem Grundwehrdienst stand eine Fortsetzung der Bundeswehrlaufbahn im Marinemusikcorps im Raum – das scheiterte aber daran, dass ich keine Noten lesen konnte. So wurde ich Bundeswehrtaucher und Spezialist für Sprengarbeiten“, erzählt Grothkopf.

Im Anschluss wurde aus dem Textilkaufmann, der immer neuen Dingen gegenüber aufgeschlossen war, Schallplattenverkäufer in der Kieler Montanus-Filale in der Holstenstraße. Neben Büchern und Zeitungen gab es dort eben auch Schallpatten. „Ich habe mich bis zum Filialleiter hochgearbeitet. Und weil ich immer Lust auf etwas Neues und Ahnung von Musik hatte, ging ich als Einkaufsleiter zur damals neu gegründeten Kette ,World of Music‘.“ Zehn Jahre lang hat Grothkopf für WOM deutschlandweit Läden aufgebaut. Und als Schallplatten-Spezialist war er weltweit unterwegs, um Musik einzukaufen. „Danach war ich ausgebrannt, aber immer, wenn irgendwo eine Tür zu ging, ging eine andere auf: Eine Kunde lotste mich als Sprengmeister zu den geophysikalischen Untersuchungen nach Anatolien. Wir suchten nach der Grabkammer von König Antiochos“, berichtet Grothkopf, der anschließend im Preetzer Elternhaus zunächst ein Internetcafé einrichtete, später beim Tagespflegedienst seiner Frau einstieg.
Aber auch in dieser Zeit machte er stets Musik in verschiedenen Bands. Mit der innovativen Kieler Jazz-Rock-Formation „Tequila“ trat er beispielsweise bei ASTA-Festen der Uni vor bis zu 5.000 Leuten auf. „Die Band war damals eine Sensation in Kiel: Jazzrock mit drei Bläsern!“, bestätigt Arvid Maltzahn vom Landesmusikrat ein damaliger Ohrenzeuge. Grothkopf war darüber hinaus unter anderem als Schlagzeuger der „Special Five“ aus Preetz aktiv, und bis heute spielt er in der Kieler Band „Slow Down Lily“, mit der der Rentner kürzlich im Preetzer „Stall 54“ sein 60-jähriges Bühnenjubiläum feierte. Irgendwie folgerichtig, dass die nächste Generation in Papas Fußstapfen tritt. Tochter Renee und Sohn Daniel haben die Musik zum Beruf gemacht.

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