Die Ausbildung zur Pflegefachkraft: Ein vielseitiger Beruf mit Zukunft und Herz

Marlies Henke 433
Drei, die ihre Berufung gefunden haben: Tjana Prochnow, Afua Poku-Bota und Jennifer Sagga machen im Sommer die Prüfung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin.

Drei, die ihre Berufung gefunden haben: Tjana Prochnow, Afua Poku-Bota und Jennifer Sagga machen im Sommer die Prüfung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin.

Bild: Petra Remshardt

Eutin. Die Pflege, egal welcher ihrer vielen Bereiche, ist kein Beruf wie jeder andere - kaum jemand ist so dicht an den Menschen, physisch wie psychisch, begleitet sie in oftmals schwierigen Zeiten, sorgt für ihr Wohlbefinden, lindert Schmerzen und beruhigt. Pflegeberufe sind vielseitig, spannend, abwechslungsreich, anspruchsvoll und kein Zuckerschlecken, dafür aber bekommt man viel zurück. Vertrauen und manchmal sogar Dankbarkeit. Und doch herrscht, wohin man schaut, ein Mangel an Fachkräften in der Pflege. Das zu ändern, haben sich drei junge Frauen und ihre Mitschüler auf die Fahnen geschrieben: „Das Bild, das die Pflege in der Öffentlichkeit hat, stimmt so einfach nicht“, sagt Jennifer Saggau deshalb fast ein bisschen ärgerlich. Die junge Frau ist 22 und ist im dritten Jahr der Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an der Eutiner Sana Klinik. „Pflege ist viel mehr als nur Waschen und die Grundbedürfnisse der Menschen zu versorgen, sie verbindet die Arbeit mit Menschen und Medizin“. Jennifer Saggau wusste schon früh, dass sie im Pflegebereich arbeiten will, hat die Ausbildung zur Pflegeassistentin gemacht, dann in der Altenpflege gearbeitet, habe aber schnell festgestellt, dass ihr das Tätigkeitsfeld viel zu eingeschränkt sei, erzählt sie. „Also habe ich mich für die examinierte Gesundheits- und Krankenpflege entschieden, die lässt mir alle Möglichkeiten offen“. Nicht alle ihrer Mitschüler waren von Anfang an so überzeugt von ihrem Weg: So wollte Tjana Prochnow nach ihrem Abitur studieren, gern im medizinischen Bereich, hat sich dann nach Rücksprache mit ihrer Familie aber erst mal gegen das Studium und für die Ausbildung entschieden und „festgestellt, dass mir diese Mischung aus zwischenmenschlichem Kontakt und Medizin einfach liegt. Studieren kann ich immer noch“, sagt sie, „aber mit der Ausbildung habe ich mir einen soliden Grundbaustein für meine Zukunft geschaffen“. Und Afua Poku-Bota wollte auf keinen Fall in der Pflege arbeiten, lieber Management im Bereich Design studieren oder so - ihr Vater habe ihr vorgeschlagen, erst mal eine Ausbildung in der Pflege zu machen und sie habe sich breitschlagen lassen. „Und dann“, strahlt sie, „habe ich mich in diesen Beruf verliebt. Ich bin eine offene Person und habe während der Ausbildung festgestellt, dass ich es liebe, mit Menschen zu arbeiten, dieser Job ist mehr Familie als Beruf. Ich fühle mich angekommen in meinem Berufsleben“.
Die drei jungen Frauen bedauern es ein bisschen, die Ausbildung nach dem alten Gesetz zu machen, denn zum 1. Januar ist mit dem Pflegeberufegesetz die Reform der Pflegeausbildung in Kraft getreten und das neue Konzept gefällt ihnen gut - es sei eine Veränderung, um die Möglichkeiten zu erweitern, die der Pflegeberuf biete. „Und es gibt mehr Praxisanleitung“, sagt Afua Poku-Bota, „das ist immer gut, denn das richtige Lernen beginnt doch immer erst, wenn man im Beruf drin ist“. Mit dem neuen Pflegeberufegesetz wird die Pflegeausbildung an die veränderten Strukturen angepasst - so ändert sich nicht nur der Name des Ausbildungsberufes in Pflegefachfrau/-mann, sondern auch die Struktur der Ausbildung. Zwei Jahre lang lernen die angehenden Pflegefachkräfte gemeinsam, dann entscheiden sie sich, für welche Richtung der Pflege sie sich spezialisieren wollen, ob Kinder-, Alten- oder Erwachsenenpflege.
„Verändert hat sich auch“, erklärt Wolfgang Böhm, der Pflegedirektor der Sana Klinik Eutin, „dass die jungen Leute keine Schüler mehr sind, sondern Auszubildende, die angestellt sind bei der Klinik, in der sie die Ausbildung machen, und nicht mehr bei der Ausbildungsstätte“. Damit ändern sich natürlich auch die Bedingungen - „bei uns werden die Azubis nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt, das bedeutet ein bisschen mehr Geld als bisher“, so Wolfgang Böhm, „und auch ein bisschen mehr Urlaub“.
Das Bedauern hält sich aber in Grenzen, denn auch jetzt schon, sind die drei jungen Frauen sich einig, dass die Pflege ein vielseitiger Beruf mit Perspektive sei - „wollen wir uns spezialisieren, müssen wir Weiter- und Fortbildungen machen“, sagt Afua Poku-Bota, „aber wir sind dann schon mitten im Beruf, und das hat auch sein Gutes“. Die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen, den Pflegekräften wie den Ärzten und Ärztinnen, sei toll und das weite Spektrum der Pflege werde niemals langweilig, macht die junge Frau deutlich. „Und die Zukunftsmöglichkeiten, die sie bietet, sind groß. Ich kann in so vielen Bereichen arbeiten, kann auf der Ausbildung aufbauen, studieren, vielleicht sogar Pflegemanagement“. Auch das Studium mit dem Job zu kombinieren ist möglich, denn viele Kliniken bieten Teilzeit an, auch der Schichtdienst macht die Arbeit flexibel. „Später mit Kindern ist der Job optimal“, sagt Tjana Prochnow, „viele wissen nicht, wie flexibel und vielseitig dieser Beruf ist - und er macht einfach großen Spaß“. Das werde über kurz oder lang auch das Bild der Pflege in der Öffentlichkeit prägen: „Ich glaube, es hat ein Wandel in der Pflege eingesetzt. Ich habe das Gefühl, es ist wieder möglich, diesen Beruf auszuüben, weil man ihn einfach gerne macht - und je mehr es davon gibt, desto positiver wird auch das Bild der Pflege wieder werden. Weil es einfach ein toller Beruf ist“. Und Jennifer Saggau kann das ganz nachvollziehbar erklären, auch wenn es sicher nicht immer so ist: „Es ist einfach schön zu sehen, wie ein Mensch, der vielleicht nach einem Unfall eingeliefert wurde, nach einiger Zeit heil und glücklich nach Hause geht“, sagt die angehende Gesundheits- und Krankenpflegerin, „und man hat seinen Teil dazu beigetragen“.
Der nächste Kurs über drei Jahre zur Pflegefachkraft startet an der Sana Klinik in Eutin am 1. August - Informationen sind unter www.sana-oh.de zu finden oder telefonisch zu erfragen bei Wolfgang Böhm unter 04521-7879008. (ed)