Leserbrief "Hinterlandanbindung zur FBQ - das Hasselburger Nadelöhr
Hasselburg. Die Hinterlandanbindung zum Tunnel von Fehmarn nach Dänemark und Skandinavien ist seit Langem beschlossene Sache. Fast genauso lange kämpfen die Gemeinde Altenkrempe und der Wasser- und Bodenverband Neustadt i.H., das Nadelöhr im Bereich Hasselburg zu erweitern.
Was ist da los?
Hier ist die Besonderheit, dass sich auf engstem Raum Anwohner, 1-gleisige Bahntrasse und die Kremper Au begegnen; die Kremper Au ist in diesem Bereich als schmaler „Flora-Fauna-Habitat“- FFH-Streifen der europäischen Naturschutz-Richtlinie untergeordnet. Allerdings wurde bereits vor vielen Jahren die Kremper Au in diesem Bereich in einen künstlichen, geradlinigen Kanal umgewandelt und entspricht somit absolut keinem natürlichen Verlauf.
Vom Wasser- und Bodenverband Neustadt i.H. liegt ein Masterplan vor, der auch allen relevanten Behörden in Kiel, der UNB (Untere Naturschutzbehörde, Eutin) und natürlich der Gemeinde Altenkrempe, zu der Hasselburg gehört, bekannt ist. Der Masterplan sieht vor, die Kremper Au zu renaturieren und ihr endlich wieder einen natürlichen, mäandrierenden Verlauf zu geben.
Die Bahn hat natürlich in diesem Bereich ihre Planungen (2-gleisig, Rettungsweg, Lärmschutzwand) nach den aktuell geltenden Maßstäben durchgeführt, ohne die für Kremper Au, Natur und Anwohner bessere Lösung zu beachten: Jetzt ist die Faktenlage so, dass die Planfeststellung in diesem Abschnitt so weit fortgeschritten ist, dass das 2. Gleis in die Hintergärten der Anwohner gelegt werden soll - also noch dichter als bisher an deren Wohnhäuser, mit der Begründung, das sei zumutbar für die Anwohner!
Erstaunlicherweise geht aus den Planungsunterlagen der Bahn hervor, dass sie im Bereich dieses Nadelöhres circa 3.700 Quadratmeter FFH-Naturschutzfläche dauerhaft in Anspruch nehmen muss; und das wurde offenbar von der Naturschutzbehörde genehmigt, obwohl die FFH-Richtlinie keine Verschlechterung des Lebensraumes zulässt. Umgekehrt, eine Verbesserung in ausgewiesenen FFH-Gebieten ist ausdrücklich erwünscht.
Was läuft hier falsch? Warum darf die Bahn entgegen der FFH-Richtlinie ein FFH-Gebiet verschlechtern? Warum konnte/kann die Verlegung der Kremper Au und die Verbesserung der Bedingungen für dieses Flüsschen nicht zügig umgesetzt werden?
Davon würden alle Beteiligten profitieren:
- Die Natur: Die Kremper Au bekäme endlich wieder einen Verlauf, der Flora und Fauna entsprechen und fördern würde.
- Es würden zahlreiche alte Baumbestände erhalten, die nach den aktuellen Bahnplänen weichen müssen.
- Die Bahn könnte dem Streckenverlauf eine geradere Linie geben und somit dem Anspruch einer Hochgeschwindigkeitsstrecke entsprechen.
- Die Bahn könnte viele Steuergelder sparen, die jetzt für den Ankauf von Flächen der Anwohner verwendet werden müssen.
- Die Bahn könnte ihr Natur-Image verbessern, indem sie die Renaturierung der Kremper Au als Ausgleichsmaßnahme befürwortet, vorantreibt und in einem Zuge mit dem Bau der neuen Trasse umsetzen würde; nur so kann die Störung des Naturraumes Kremper Au durch die massiven Baumaßnahmen in den kommenden Jahren minimiert werden.
- Und - letztendlich - die Anwohner könnten profitieren: Die bereits heute sehr nahe der Wohnbebauungen verlaufende Bahntrasse könnte weiter entfernt geführt werden, was sich positiv auf Lärm und Erschütterung auswirken würde.
Warum wird die Verlegung der Kremper Au nicht endlich umgesetzt? Jetzt sind schon so viele Fakten geschaffen worden, dass laut Bahn eine Umplanung angeblich nicht mehr möglich ist. Noch ist aber kein Spatenstich getan, noch ist der Zug nicht abgefahren!
Roland Schulenberg, Altenkrempe/Hasselburg