MdB zu Gast im Rathaus
Neustadt in Holstein. Am Freitag, dem 26. August hat MdB Bettina Hagedorn gemeinsam mit ihrem SPD-Haushaltskollegen Martin Gerster, der für den Etat des Innenministeriums und damit für die Bewilligung der 5 Millionen Euro für die Errichtung des Cap-Arcona-Dokumentationszentrums in Neustadt verantwortlich ist, das Rathaus in Neustadt besucht. Am 19. Mai 2022 hatte der Haushaltsausschuss in Berlin auf ihre gemeinsame Initiative hin beschlossen, dass die Stadt Neustadt für den Bau und die Ausstattung des Cap-Arcona-Dokumentationszentrums auf dem eigens dafür Ende 2020 erworbenen Grundstück mit 5 Millionen Euro eine vermutlich fast hälftige Förderung aus Haushaltsmitteln des Innenministeriums erhalten wird, von denen die ersten 500.000 Euro schon 2022 fließen werden - 2023 bis 2025 dann jeweils Tranchen von 1,5 Millionen Euro pro Jahr.
Aus diesem Grunde war es Martin Gerster und Bettina Hagedorn eine große Freude neben Bürgermeister Mirko Spieckermann und seinem kompetenten Amtsleiter Klaas Raloff im Rathaus auch den Vorsitzenden des Fördervereins des zeiTTor-Museums und starken Verfechter einer lebendigen Erinnerungskultur in Neustadt, Uwe Muchow, zu einem persönlichen Gespräch und zur Vorstellung der ersten Vorplanungen zu treffen.
Die SPD-Bundestagsabgeordnete Bettina Hagedorn freut sich über den Besuch von Martin Gerster in Neustadt: „Ich habe mich Ende 2021 riesig über den Mut der Stadt Neustadt gefreut, das Grundstück in unmittelbarer Nähe zum zeiTTor-Museum für ein Dokumentationszentrum zu erwerben, um über die Tragödie vom 3. Mai 1945 mit dem Untergang der ‚Cap Arcona‘ und über 7.000 toten KZ-Häftlingen angemessen und würdevoll zu informieren. Als ich am 22. April 2022 den ‚Letter of Intent“ der Stadt Neustadt unterschrieben und mich damit verpflichtet habe, mich nachdrücklich für die Realisierung dieses wichtigen Projektes einzusetzen, hätte ich nicht zu hoffen gewagt, dass es mir binnen weniger Wochen möglich sein würde, im Bundeshaushalt 2022 5 Millionen Euro für dieses herausragende Projekt zu verankern. Darum bin ich glücklich, dass Martin Gerster sich jetzt selbst in Neustadt von den aktuellen Plänen ein Bild machen konnte.“
Und Martin Gerster ergänzt: „Die Erinnerung an die Schrecken nationalsozialistischer Herrschaft und das Gedenken an die Opfer sind für mich wichtige Säulen unserer demokratischen Erinnerungskultur. Im Koalitionsvertrag haben die ‚Ampel‘-Parteien vereinbart, Erinnerungskultur als Einsatz für unsere Demokratie zu begreifen und für eine auskömmliche Finanzierung zu sorgen. Deshalb habe ich die Anregung meiner Kollegin Bettina Hagedorn, Mittel für ein neues Cap-Arcona-Dokumentationszentrum bereitzustellen, sehr gerne aufgegriffen und gemeinsam mit ihr im Haushaltsausschuss erfolgreich verhandeln können. Das große Engagement von Bürgerschaft, Vereinen und Verwaltung in Neustadt für dieses Projekt hat mich tief beeindruckt.“
Natürlich ging es im persönlichen Gedankenaustausch vor allem um die geplanten nächsten Schritte zur Umsetzung dieses spektakulären Neubaus, seine Ausstattung und künftige Konzeption der Inhalte, die in enger Abstimmung mit anderen Trägern namhafter Gedenkstätten entwickelt werden.
Ein großer Förderer der ersten Stunde für ein solches Dokumentationszentrum in Neustadt ist der 1. Vorsitzende des Fördervereins des zeiTTor-Museums Uwe Muchow: „Zunächst schien das Projekt Cap Arcona-Erinnerung zu groß, fast unlösbar. Doch dann kam richtig ‚Schwung in den Laden‘. Die Stadt kaufte das Nachbargebäude des bestehenden zeiTTor-Museums. Voll überschwänglicher Freude waren wir, als wir von den 5 Millionen Euro Fördergeldern aus Berlin hörten. Bettina Hagedorn hat daran einen sehr großen Anteil gehabt. Der Museums-Förderverein ist dafür sehr dankbar.“
Und der Gastgebende Bürgermeister Mirko Spiekermann ergänzt: „Das Cap-Arcona-Dokumentationszentrum liegt mir sehr am Herzen. Aufgrund der internationalen und überregionalen Bedeutung der Cap-Arcona-Katastrophe hoffe ich auf eine Unterstützung neben den Investitionskosten auch für den laufenden Betrieb von Bund und Land. Gerade die laufenden Kosten können nicht alleine von der Stadt Neustadt getragen werden. Die Entwicklung einer nachhaltigen politischen Bildungsarbeit können wir nur gemeinsam dauerhaft leisten.“ (red)
Hintergrund:
Seit 1990 gibt es in Neustadt ein Cap-Arcona-Museum, das sowohl gestalterisch wie auch inhaltlich nach über dreißig Jahren nicht mehr die Erwartungen erfüllen kann, die im Rahmen der regionalen wie der internationalen Gedenk- und Erinnerungskultur an diesen historischen Ort gestellt werden. Deshalb wurde seit Jahren angeregt, dass es in Neustadt ein Dokumentationszentrum zur Information, Mahnung und zum Gedenken an diese Katastrophe geben soll, wofür die Stadt Neustadt Ende 2021 ein zentrales Grundstück erwerben konnte. An der Konzeption für die neue Dauerausstellung arbeitet die Stadt Neustadt eng mit anderen KZ-Gedenkstätten sowie insbesondere mit der Amicale International KZ Neuengamme zusammen. Das Kinder- und Jugendnetzwerk Neustadt in Holstein e.V. und die Koordinierungs- und Fachstelle „Demokratie leben!“ engagieren sich ebenfalls seit langem in Neustadt. 7.000 Häftlinge verbrannten und ertranken bei der Bombardierung und beim Untergang der Schiffe Cap Arcona und Thielbek am 3. Mai 1945. Am Strand von Neustadt wurden nur wenige Stunden zuvor außerdem über 200 Häftlinge aus dem KZ Stutthof ermordet. Jahrzehntelang haben die wenigen Überlebenden dieser Katastrophe aus vielen Ländern als Zeitzeugen am 3. Mai die Gedenkfeiern in Neustadt besucht und mit ihren eindrücklichen Ansprachen die Erinnerung an das Leid der Nazi-Gräuel lebendig gehalten. Diese Zeitzeugen fehlen nun bald und es ist wichtig, dass in dem neu zu schaffenden Dokumentationszentrum auch an ihre Namen, Schicksale und Leidenswege erinnert wird, um der Mahnung ein Gesicht zu geben.