"Wir sind positiv gestimmt" - Zoo Arche Noah in Grömitz hat wieder geöffnet
Grömitz. „Eine Reise um die Welt. Löwengebrüll aus Afrika, Trampeltiere aus Asien, Kängurus aus Australien, Maras aus Südamerika haben ihr Refugium in der Arche Noah gefunden. Bei uns können Sie direkt an der Ostsee die bunte Tierwelt erleben. Kommen Sie mit auf eine Entdeckungsreise mit frischer Meeresbrise rund um unseren Globus.“ So steht es einleitend auf der Website des Zoo Arche Noah in Grömitz.
Was lebhaft und einladend klingt, stellte sich bis vergangenen Montag noch ganz anders dar. Freitag letzter Woche, noch bevor der Park wieder für den Besucherverkehr geöffnet werden durfte. Der reporter traf sich mit Familie Wilhelm zum Gespräch. Wie wirkt sich die momentane Krise durch das Coronavirus auf den Betrieb im Zoo aus? Was bedeutet es, wenn es keine Einnahmen gibt, die laufenden Kosten aber weiterlaufen? Und vor allem, haben die Tiere genügend Futter?
Bei einem Rundgang durch das gepflegte Zoogelände gaben Birgit und Ingo Wilhelm im Jahr ihres 44. Bestehens Antworten. Was ein wenig erstaunt, aber umso sympathischer wirkt: Beide gaben sich positiv, haben Verständnis für die Maßnahmen mit der Schließung am 18. März und stellen die Gesundheit der Menschen über ihre eigenen Interessen. „Wir wollen nicht klagen, auch vor dem Hintergrund, dass wir immer gut gewirtschaftet haben“, erklärte Ingo Wilhelm. Dadurch könne man auch der Verantwortung den rund 500 Tieren gegenüber weiterhin gerecht werden. „Futter ist das Letzte, woran es mangelt. Wir haben Vorräte für bis zu drei Monaten“, erläuterte der Inhaber. Zudem wird der Zoo Arche Noah ganz großartig unterstützt. Der Edeka Markt Dirk Wähler hilft mit Obst und Gemüse, Mien Backstuuv - Nordische Backkunst aus Neustadt liefert Altbrot. Außerdem umfasst das Spendenaufkommen Walnusskerne, getrocknetes Obst und Rundballen eines Landwirtes von Fehmarn. „Hierfür und für unzählige Privatspenden ein ganz herzliches Dankeschön“, sagte Birgit Wilhelm.
Die fehlenden Einnahmen seit der Schließung Mitte März belaufen sich auf zirka 300.000 Euro. Die täglichen Betriebskosten liegen laut Ingo Wilhelm bei 3.000 bis 4.000 Euro. Erst wenn die Saison komplett ins Wasser fällt und Urlauber und Tagesgäste in den besucherstärksten Monaten Juli und August wegbrechen, könne es finanziell problematisch werden. Aber auch für diesen Fall strahlt Familie Wilhelm Zuversicht aus und sagt: „Dann müssen wir den Gürtel etwas enger schnallen. Die Entwicklung ist nicht vorhersehbar. Mit dem Virus werden wir noch lange Zeit leben müssen.“ Die 15 Mitarbeiter sind aktuell in Kurzarbeit.
Der positive Umgang mit der Situation resultiert auch aus Erfahrungen der Vergangenheit. „Wir sind krisenerprobt und haben mit der Schneekatastrophe, der Maul- und Klauenseuche und BSE schon schlimme Zeiten erlebt“, erinnerte sich Ingo Wilhelm.
Ein weiterer Aspekt, der Familie Wilhelm beruhigt schlafen lässt, ist, dann man in den letzten Jahren vorausschauend investiert hat. Mit eigenem Energiespeicher, Solardächern, eigener Wasserversorgung und Notstromaggregat sei man bestens aufgestellt und habe rechtzeitig die richtigen Maßnahmen eingeleitet.
Der Zoo Arche Noah hat am Montag mit einem „Soft-Opening“ wieder geöffnet (täglich 9 bis 18 Uhr). Zwar sind die Spielplätze, der Shop und das Zoo-Café noch geschlossen und auch die begehbaren Gehege wie Lamaweide, Kängurugehege und Alpaka-Anlage dürfen Aufgrund einer Verordnung vorerst nicht betreten werden, aber ein Rundgang ist immer und gerade in diesen Zeiten ein lohnenswertes Erlebnis. „Die Besucher sind sehr dankbar. Zu den ersten Gästen gehörte eine Familie aus Barsbüttel“, berichtete Birgit Wilhelm. (mg)