Kirche, die Menschen einen Zugang bietet

Reporter Eutin 534

Bild: hfr

Kreis Ostholstein. (mh) Peter Barz spricht über das, was ihn als Propst angetrieben hat und was ihm im Ruhestand wichtig bleibt. An dem Ort, der wohl am stärksten für seine Auffassung von zeitgemäßer Kirche in der modernen Welt steht, nahm Propst Peter Barz am vergangenen Sonntag Abschied von seinem Amt und den Menschen, die ihn in seiner zehnjährigen Amtszeit im Kirchenkreis Ostholstein begleitet haben: Im Garten am frischen Wasser am Eutiner See direkt hinter dem Evangelischen Zentrum fand der Empfang für den 66-Jährigen statt . Zuvor wurde er im Gottesdienst um 15 Uhr in St. Michaelis von Bischöfin Nora Steen entpflichtet.
Für „fluide Formen“ von Kirche, wie Barz sie nennt, hat er sich in den vergangenen Jahren stark gemacht. „Kirche muss in ihrer Erscheinungsform, in ihrer Kultur anschlussfähig sein“, sagt er. Traditionelle Formen hätten einen hohen Wert und er stelle sie nicht in Frage, bloß um dem Zeitgeist zu entsprechen. Doch wer sich für die Menschen interessiere, brauche Neugierde und Offenheit.
Es ist daher kein Zufall, dass er zum Beispiel populäre Musik in Gottesdiensten immer gefördert hat und Formate wie „Pop und Gott“ oder die „Timeout-Gottesdienste“ für eher kirchenferne Menschen in seiner Amtszeit entstanden sind. Bei den letztgenannten Gottesdiensten war er selbst im Vorbereitungsteam und auch sein „Talk im Garten“ mit interessanten Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Politik, mit denen er über Gott, Glaube und Lebenseinsichten ins Gespräch kam, gehört in diese Reihe. Der Garten am frischen Wasser, der zur Landesgartenschau 2016 konzipiert wurde, habe sich zum Erfolgsmodell entwickelt, als ein „niedrigschwelliger Ort, der aber eine geistliche Fokussierung hat“.
„Macht Kirche so, dass Menschen einen Zugang finden“, lautet das Credo des Theologen. Das sei auch eine Frage der Wahrnehmung, wie Kirche auf ihre Gemeindemitglieder schaue. Hat sie vor allem Kirchgänger im Blick oder auch diejenigen, die zwar zur Gemeinde gehören, aber den Anschluss längst verloren haben? In seiner Predigt am Sonntag will Barz deshalb die Begegnung des auferstandenen Jesus Christus mit seinen Jüngern am See von Tiberias aus dem Johannesevangelium in den Mittelpunkt rücken, bei der Jesus die in dieser Nacht zunächst beim Fischfang Erfolglosen auffordert, das Netz noch einmal zur anderen Seite des Bootes auszuwerfen – was ihnen sodann einen großen Fang beschert.
„Meine Hoffnung ist, manchen Menschen, die nicht sehr kirchenaffin sind, einen Zugang zum Glauben ermöglicht zu haben“, resümiert Peter Barz und wünscht seiner Nachfolgerin – zwei Theologinnen stehen am 18. Juli zur Wahl –, dass sie „einen aufmerksamen Blick dafür hat, was Menschen von Kirche brauchen und die Gemeinden mit auf den Weg nimmt, sich da zu öffnen.“ Dass der Kirchenkreis in den vergangenen Jahren viele junge und engagierte Pastorinnen und Pastoren habe gewinnen können, dürfte diese Offenheit befördern, schätzt Barz. Gern hätte er mehr erreicht bei der Zusammenarbeit der Gemeinden auf regionaler Ebene, die den Pastorinnen und Pastoren die Möglichkeit eröffnen könne, ihren Leidenschaften und Kompetenzen mehr Raum zu geben, um dann doch als Kirche zusammenzuwirken und als Einheit wahrgenommen zu werden. Umso mehr freue es ihn, dass sich beispielsweise die drei Kirchengemeinden von Bad Schwartau jüngst zur Fusion entschlossen hätten, was genau dies ermögliche. Peter Barz ist gebürtig aus Fleestedt im niedersächsischen Landkreis Harburg, südlich von Hamburg. Früh engagierte er sich in der Gemeinde Sinstorf, der südlichsten in der damaligen Nordelbischen Kirche. Er engagierte sich in der Jugendarbeit und war am Aufbau noch immer stattfindender Abenteuerlager in Schweden beteiligt. Barz studierte in Hamburg Theologie und wurde nach seiner Ordination 1988 zunächst Pastor in Bordesholm, wohin der dreifache Familienvater kürzlich mit seiner Frau wieder gezogen ist. Ab 1997 arbeitete er als Referent im Nordelbischen Gemeindedienst und beriet Kirchengemeinden im Norden sowie Bischöfe und Pröpste im Baltikum. Schon damals initiierte er ein Netzwerk, das „Gottesdienste für Distanzierte“ organisierte. Zu seiner Arbeit gehörten auch Projekte auf Ebene der EKD und der VELKD. Von 2009 bis 2014 war Peter Barz als Personal- und Organisationsentwickler beim Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg tätig. Eine Zeit, in der er überlegte, sich nebenberuflich als Systemischer Coach selbständig zu machen, um beispielswiese Wirtschaftsmanager spirituell zu begleiten, was sich in dieser Zeit als Erfahrung aus Männercamps in Schweden herauskristallisierte.
Bekanntlich kam es damals anders und er war 2014 mit seiner Bewerbung um die Nachfolge von Propst Matthias Wiechmann erfolgreich. Er übernahm eine Aufgabe, die vor allem viel administrative Arbeit wie Strukturreformen mit sich bringt. „Diese Strukturprozesse wie etwa bei den Regionen im Kirchenkreis waren sehr anstrengend“, sagt Barz und: „Was ich mir sehr wünsche ist, dass Kirche wieder mit Inhalten an die Öffentlichkeit kommt und nicht mit ihren Strukturen.“ Bei allem was Kirche in der Diakonie, im Bereich der Hospizarbeit oder auch der Demokratieförderung tue, gehe es dabei vor allem darum, „den Kontakt zum Grund“ zu behalten, gemäß dem Bibelwort aus dem Ersten Korintherbrief: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Privat will Peter Barz etwas Neues im Bereich der Musik beginnen. Als Sohn einer Musiklehrerin, deren Klavier noch immer bei ihm zuhause steht, spielt er Gitarre und Klavier. Nun will der begeisterte Jazz-Fan den Kontrabass erlernen. Aber auch „in dieser Kirche und für die Sache Jesu“ will er sich weiter engagieren.