Das Gib-und-Nimm-Haus ist zurück!

Reporter Eutin 247
Preetz (vg). Für ihr Engagement wurden Janine und Jan-Philipp Wergin im Mai mit dem Preetzer Bürgerpreis ausgezeichnet, kurze Zeit später mussten sie ihr Gib-und-Nimm-Haus in der Wilhelm-Raabe-Straße 104 schließen, weil die missbräuchliche Nutzung überhandgenommen hatte. Seit Ende September sind die beiden Ehrenamtler mit ihrem Nachhaltigkeitsprojekt nun wieder am Start. Mit klaren Regeln und einer konkreter werdenden Vision.
Die Idee, etwas für Nachhaltigkeit und gegen die Wegwerfgesellschaft zu tun, ist dem Ehepaar wichtig. An der Grundidee wird daher natürlich nicht gerüttelt: Jeder kann Dinge, die er nicht mehr braucht, andere aber vielleicht schon, beim Gib-und-Nimm-Haus abgeben. Und jeder kann aus dem Häuschen kostenlos mitnehmen, was er selbst haben möchte. Das neue Konzept sieht Öffnungszeiten vor: Denn jetzt gibt es ein kleines Helferteam, das zum Beispiel bei der Annahme der Artikel und beim Sortieren unterstützt. „So sehen wir, was hereinkommt, und können problematische Dinge sofort klären“, sagt Janine Wergin. Auch eine Registrierung der Nehmer ist nun erforderlich. Sie müssen sich zu den Regeln bekennen. Diese erfolgt ausschließlich analog auf Karteikarten, sodass es kein Datenleck geben kann. 150 Anmeldungen gibt es bereits.
„Neu ist außerdem, dass jeder Nutzer pro Öffnungstag nur maximal fünf Dinge mitnehmen darf. Wir haben nämlich festgestellt, dass es auch bei kostenlosen Artikeln einen Konsumrausch geben kann. Aber uns geht es darum, dass nicht wahllos zugegriffen wird, sondern sich die Leute überlegen, was sie wirklich brauchen“, erläutert Janine Wergin. Im Oktober ist mittwochs von 11 bis 13 Uhr, freitags von 15.30 bis 17.30 Uhr und am Sonntag, 27. Oktober, von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Im November werden die Zeiten leicht geändert: mittwochs weiterhin von 11 bis 13 Uhr, freitags von 15.30 bis 17 Uhr und Sonntag, 10. und 24. November, jeweils von 14 bis 16 Uhr.
Auch die Helfer sind von dem Projekt überzeugt und packen gerne mit an. „Um Ressourcen zu schonen, ist es wichtig, Dingen eine zweite Chance zu geben“, meint Petra Beck, die sich selbst beispielsweise auch für ein plastikfreies Leben engagiert. Und Nadine Möring ist von der Nutzerin zur Helferin geworden: „So eine Aktion gehört einfach unterstützt“, meint sie. Sie habe Zeit, die sie zur Verfügung stellen könne. „Überhaupt ist es eine tolle Sache, wie vernetzt Janine und Jan-Philipp sind. Was zu viel ist, bringen sie zur Obdachlosenhilfe, in Kindergärten oder zu anderen Organisationen, die damit etwas anfangen können“, sagt Nadine Möring. Es werden Weihnachtspakte für Kinder gepackt oder auch der Food-Sharing-Initiative Töpfe und Kellen für Schnippelpartys übergeben.
Diese Vernetzung ist es auch, die Wergins Vision von einem Nachhaltigkeitszentrum in der Preetzer Innenstadt zu mehr als einer Träumerei macht. Beide haben dafür den Verein „Teilen und Tauschen Preetz“ gegründet als Vorstufe eines gemeinnützigen Vereins, der dann mithilfe von Fördergeldern einen Ort der Möglichkeiten schafft – mit Umsonstladen, Reparaturcafé, Tauschmarkt, einem Leihladen für Dinge, die man nur einmal im Leben braucht, oder auch für Nachbarschaftshilfe und Wissensvermittlung. Hier könnten Nachhaltigkeitsprojekte an einem Ort gebündelt werden – und das Gib-und-Nimm-Haus wäre dann ein Teil davon. Bis Anfang 2025 soll der Plan konkreter werden.
Wer Interesse hat, sich ehrenamtlich zu engagieren – für das kleine Projekt oder die große Vision –, kann sich per E-Mail an gib-nimm-haus@gmx.de melden.