Deutsche Stiftung Denkmalschutz fördert Fenster-Restaurierung

Reporter Eutin 306
Gut Neudorf/Hohwacht (cm). Am Freitag, 20. September, wurde der Gutsherrin von Gut Neudorf, Bettina von Buchwaldt, feierlich der symbolische Scheck über die stolze Summe von 20.000 Euro von Wolfgang von Ancken, Ortskurator von Kiel von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übergeben. „Das Herrenhaus ist einzigartig und gehört nunmehr zu den über 260 Denkmalen, die die DSD dank privater Spenden, ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der Lotterie GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Schleswig-Holstein fördern konnte“, freut sich Wolfgang von Ancken.
Insgesamt waren es 88 Fenster, die restauriert werden mussten, nun sind die Handwerker bei den letzten 17 Fenstern dabei, diese nach den historischen Vorgaben wieder herzustellen. Der große Vorteil ist, dass diese in einem so guten Zustand sind, dass man sie wieder aufbereiten kann, sorgfältig wird jeder Fensterrahmen, jedes Fensterkreuz bearbeitet und behutsam restauriert. Eine wahrliche Mammutaufgabe, allein die Restauration dieser letzten 17 Fenster verschlingt um die 50.000,- Euro. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, haben auch die neuen Fenster nichts mit energetischen Maßnahmen zu tun, es ist eine einfache Verglasung und die Scheiben werden aus einem Material so produziert, wie es dem Originalzustand entspricht, ein Verfahren, welches mittlerweile sehr selten geworden ist. Die Hausherrin Bettina von Buchwaldt erinnert sich: „Ich bin hier aufgewachsen und habe meine Kindheit und Jugend hier verbracht, die Winter waren immer sehr kalt. Hier gibt es die kalten Räume, die nicht beheizt werden können.“ Und das ist auch noch heute so., vor gut 20 Jahren ist sie mit ihrer Familie wieder hierhergezogen, aus Liebe zur Heimat, diesem wunderschönen Fleckchen Erde und der unbeschreiblichen Natur. Bereut hat sie es noch keine Sekunde, auch wenn als erstes der Turm wegen Durchfeuchtungen ebenfalls sehr aufwendig restauriert werden musste, auch hier hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz 2014 finanziell unter die Arme gegriffen. Gut Neudorf ist seit 1761 im Besitz der Familie von Buchwaldt, die eigentliche Geschichte beginnt aber viele Jahrhunderte zuvor. Ursprünglich wurde das Haupthaus vermutlich als Wasserburg um das 13. Jahrhundert herum gebaut, damals reichte die Ostsee noch näher heran und Hohwacht war kurz davor, eine blühende Hafenstadt zu werden. Damals fuhren die Handelsschiffe Richtung Lütjenburg und das wusste auch Klaus Störtebeker, der sich bei Gut Neudorf verschanzt und seine Boote versteckt hatte, um die Koggen anzugreifen. Und damit war er nicht allein, auch die Dänin Margarethe, besser bekannt als die Piratin „Schwarze Greet“ lauerte unter anderem hier den Handelsfahrenden auf. Seit dem 15. Jahrhundert war dann Gut Neudorf im Besitz der Familie von Rantzau. Kurzzeitig ging es über auf Christian den IV von Dänemark, der die Hafenpläne in Hohwacht vorantreiben wollte, es gab präzise Berechnungen, die aber wieder im Sande verliefen, als Christian IV kurz nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges verstarb, und so blieb Hohwacht ein kleines Fischerdorf. Christian der IV hatte noch zu Lebzeiten das Anwesen Gut Neudorf an die reichen Reventlows veräußert, die das noch heute erhaltene Haupthaus errichten ließen, das 1703 fertiggestellt wurde. 35 Jahre später zog die Herzogin Eleonora Charlotte von Braunschweig-Bevern hier ein, dann Herzogin Johanna Elisabeth von Anhalt -Zerbst.
In dieser Zeit wurden zwei große repräsentative Seitenflügel an das Haupthaus angebaut, gab es doch viel Kontakte und rege Besuche zwischen den Bewohnern des Eutiner und Plöner Schlosses. Johanna Elisabeth von Anhalt-Zerbst wuchs im Eutiner Schloss auf, ihre Tochter, welche ihre Kindheit im Eutiner Schloss verbrachte und in den Sommermonaten gerne auf Gut Neudorf weilte, ist keine geringere als die spätere Kaiserin von Russland: Katharina II, genannt Katharina die Große. 1761 war dann erstmalig ein von Buchwaldt Hausherr, aber erst unter Detlev von Buchwaldt (gestorben 1836) und seinem Sohn Caspar gab es entscheidende bauliche Veränderungen. Das Anwesen bekam sein parkähnliches Aussehen, inspiriert durch Vorbilder aus England, die große Eichenallee wurde angelegt und die überladenden Anbauten durch schmale Seitenflügel ersetzt. Der große Saal, einer der kalten Räume, wird noch heute regelmäßig für Zusammenkünfte genutzt, nicht zuletzt kehrt hier jährlich die Haßberger Totengilde von 1741 e.V. zum Gildefrühstück ein. „An einem so alten Gebäude gibt es immer etwas zu tun, aber mit der Turmsanierung und der Restauration der Fenster sollten jetzt die beiden größten Brocken abgearbeitet sein“, freut sich Bettina von Buchwaldt.
Schließlich ist auch drumherum genug zu tun, gehört doch die Landwirtschaft seit Beginn der Ära von Buchwaldt zu den Haupteinnahmequellen, die Gutsherrin hat Landwirtschaft studiert. Tradition verpflichtet, dieser Leitgedanke wird von der sympathischen Familie jeden Tag aufs Neue gelebt und ist nicht nur eine Phrase und trotz der teilweise herausfordernden Wintermonate möchten sie mit keinem Platz auf der Welt tauschen.