Klosterführer ist kräftig gewachsen

Reporter Eutin 131
Preetz (vg). Das beliebte und hochprofessionell gestaltete Büchlein „Das Adelige Kloster zu Preetz“ erscheint jetzt in einer stark erweiterten Neuauflage. Es besticht vor allem durch die kongeniale Zusammenarbeit von Autor Dr. Christian Stocks und dem Ehepaar Ene und Bernd Perlbach. „Die drei sind langjährige Klosterbewohner, die dieses Kleinod kennen und lieben. Man spürt und sieht es in allen Disziplinen, in Text, Bild und Layout. Das gibt diesem Klosterführer eine Seele“, bringt Priörin Erika von Bülow die außerordentliche Leistung auf den Punkt. Der Buchumfang ist von 96 auf 176 Seiten gewachsen.

Wussten Sie, dass es einen gedruckten Preetzer Klosterführer bereits seit 50 Jahren gibt? Das 16-seitige Heftchen wurde erstmals 1974 herausgegeben. Schon damals war Christian Stocks an der inhaltlichen Gestaltung beteiligt. 2012 hat man dann größer – man könnte auch sagen zeitgemäß – gedacht und den Klosterführer als richtiges Buch umgesetzt. Die Idee dazu hatte Otfried Kohl, damals Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde des Klosters Preetz. „Als Buchhändler hat er sein Know-how eingebracht. Wichtig war unter anderem, dass der Preis unter 10 Euro blieb“, berichtet Stocks. Im Text konnten nun Themen auch jenseits von Klosterkirche und Konventsaal behandelt werden. „Ich war damals Botschafter in El Salvador, und es war nicht ganz so einfach, sich zu besprechen. Aber es gelang mit einer Flut von E-Mails“, sagt der Kloster-Kenner schmunzelnd.

Dass die Neuauflage nun von Grund auf überarbeitet wurde, kommt nicht von ungefähr: Die Forschung steht nicht still. „Alte Theorien zur Baugeschichte der Klosterkirche sind widerlegt worden. Dafür hat der Architekturhistoriker Dr. Ulrich Knapp auch die äußersten Ecken des Dachwerks untersucht“, erläutert Stocks. Es handelt sich um ein durchgehendes Dachwerk, dessen Alter auf das Jahr 1325 ( /-5) datiert werden kann. Es zählt damit zu den ältesten weitgehend erhaltenen mittelalterlichen Dachwerken in Schleswig-Holstein. Mit dieser Datierung steht nun auch fest, dass die Kirche nach dem Brand von 1307 rund 20 Jahre früher wieder aufgebaut war als bisher angenommen. Außerdem wurde mehr vom Feuer verschont als gedacht. Erbaut wurde die Klosterkirche 1261 bis 1286. Die Annahme, dass die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Kieler Heiligen-Geist-Kirche als Vorbild gedient haben könnte, trifft nicht zu. Gestaltungsideen sind neuesten Erkenntnissen zu Folge auf die Marienkirche und das Heiligen-Geist-Hospital in Lübeck zurückzuführen.

Mit der Neuauflage des Buches bot sich auch die Chance, die Anwesen auf dem Klosterhof fotografisch noch detaillierter vorzustellen. Unter anderem durfte Bernd Perlbach in Abstimmung mit den jeweiligen Bewohnern Innenaufnahmen in den Fluren, Dielen, Treppenaufgängen und Wohnzimmern der historischen Häuser anfertigen – einmalige Einblicke, die Außenstehenden sonst verschlossen bleiben. Entstanden sind meisterhafte Aufnahmen, die das Genie des Fotografen untermauern. Dass ihm zum Beispiel die Darstellung der Eingangsdiele des Thienenhauses perfekt gelungen ist, obwohl diese enge Raumsituation noch nicht mal das stärkste Weitwinkelobjektiv eingefangen hätte, ist einer speziellen Aufnahmetechnik zu verdanken, bei der drei Teilbilder mittels Computer verzerrungsfrei zu einem Foto verrechnet wurden.
„Die Bilder, die ich für den Klosterführer angefertigt habe, zeigen das Kloster in einem idealisierten, zeitlosen Zustand. Dazu wurden alle störenden Zufälligkeiten, etwa auch geparkte Autos, die Hinweise auf ein Hier und Jetzt geben, sorgfältig aus dem Blickwinkel der Kamera verbannt. Das war oft nur durch ein Mitwirken der Klosterbewohner möglich“, erzählt Perlbach von seiner Arbeitsweise. Und da er selbst seit 1997 auf dem Klostergelände wohnt, konnte er die Gebäude unter optimalen Lichtbedingungen zu jeder Tageszeit bildwirksam in Szene setzen. „Obgleich ich als professioneller Architekturfotograf die Gebäude gemäß eines strengen Regelwerks fotografiere, um die Bilder auch für den Denkmalschutz tauglich zu machen, ist durch die bildnerische Einbeziehung stimmungsvoller Umgebung und malerischer Wolkenhimmel oft ein idyllischer Bildcharakter entstanden, der Außenstehende neugierig auf das Adelige Kloster in Preetz macht“, sagt Perlbach.

Kommunikationsdesignerin Ene Perlbach zeichnet nicht nur für das Layout verantwortlich. Sie hat auch Grafiken, Pläne und Karten entworfen, die wohl die nächsten 100 Jahre Bestand haben werden. „Meine Frau und Dr. Stocks haben wochenlang detektivische Kleinarbeit geleistet, um die verschiedenen historischen Entwicklungsstufen grafisch darzustellen, das gilt besonders für die Rekonstruktion der Nonnenklausur der Klosterkirche. Ene hat während ihrer Schulzeit und ihres Studiums in Estland auf archäologischen Grabungen mitgewirkt und Grabungsbefunde auch zeichnerisch umgesetzt“, erläutert Bernd Perlbach. Und nicht zuletzt sei es ihrem Zeitmanagement zu verdanken, dass das Buch pünktlich fertig wurde. „Wir drei sind einfach ein Dreamteam!“
Erhältlich ist der Klosterführer (ISBN: 978-3-00-079619-7) zum Preis von 14,90 Euro in den Preetzer Buchhandlungen und im Kloster selbst.