Sonnenkraftwerk auf 40 Hektar

Reporter Eutin 181
Wittmoldt (vg). Von der ersten Idee bis zur Umsetzung hat es fünf Jahre gedauert: Zurzeit können die Pendler auf der Bundesstraße 76 in Höhe Wittmoldt täglich verfolgen, welche Fortschritte der Bau einer riesigen Photovoltaik-Freiflächenanlage macht. Auf einem angrenzenden, 40 Hektar großen Acker entfaltet sich seit dem 19. September nach und nach das Ständerwerk für die Solarmodule. „Die Fertigstellung ist bis Ende des Jahres geplant“, berichtet Philipp Sartory. Der Eigentümer des Gutes Wittmoldt hatte mit weiteren Unterstützern die Dorfstrom Wittmoldt Gmbh & Co. KG gegründet und das Projekt bis zur Baureife vorangetrieben.
Sartory ist 2017 in den elterlichen Betrieb eingestiegen und hat das Gut 2021 übernommen. „2019 hatten wir erstmals Kontakt zu einem Projektierungsbüro für PV-Freiflächenanlagen Kontakt aufgenommen, uns dann aber doch dafür entschieden, die Wertschöpfungskette in der Gemeinde zu halten und das Vorhaben eigenständig auszugestalten“, erzählt er. Mit einer Hand voll Gleichgesinnten rief er die „Dorfstrom Wittmoldt“ ins Leben. Sartory: „Wir haben die Einwohner frühzeitig mitgenommen und über den Mehrwert des Projekts für die Gemeinde transparent informiert. Im Gemeinderat wurde der B-Plan schließlich einstimmig genehmigt.“

Der Vorteil der Planung vor Ort hat sich schnell gezeigt: Der Draht zu den oft herausfordernden Behörden ist kürzer und die Interessen der Gemeinde können passgenau ins Projekt eingearbeitet werden. So ergeben sich beispielsweise beim Brandschutz wichtige Synergieeffekte: Das Brandschutzproblem der Höfe in Wittmoldt-Siedlung wird durch die Freiflächenanlage gelöst. „Wegen unseres Brandschutzgutachtens haben wir für das Solarkraftwerk mehrere Brunnen vorgesehen. Einen davon machen wir nun der Feuerwehr für Einsätze in der Siedlung zugänglich“, so Sartory.
Kritik an der Umnutzung landwirtschaftlicher Flächen könne er durchaus verstehen. „Damit die Energiewende gelingt, ist das jedoch unabdingbar. Wenn dafür bundesweit zwei Prozent der Ackerwirtschaft rausgenommen werden sollen, ist das vertretbar. Letztlich werden heute ja auch nicht alle Äcker zur Produktion von Lebensmitteln genutzt“, sagt Sartory, der Elektroingenieurswesen studiert hat. Allein mit der Nutzung bereits überbauter Flächen für Solarstrom seien die Klimaziele nicht zu erreichen – ohne PV-Freiflächenanlagen gehe es nicht.

Immerhin erfährt der Acker an der B 76 eine Aufwertung: „In der klassischen Landwirtschaft gibt es wenig Spielraum für Biodiversität, die Freiflächenanlage mit den in 3,50 Meter Abstand aufgestellten Solarmodulreihen fördert die Vielfalt der Arten“, erläutert Sartory. Die Pflege der Fläche ist durch Beweidung von Schafen angestrebt. Außerdem sei an eine Wildschneise für das Hochwild gedacht worden, entlang der Bundesstraße bleibe zudem ein 25 Meter breiter Randstreifen frei. „Durch die geplanten Eingrünungen der Umzäunung wird sich die Freiflächenanlage ins Landschaftsbild einfügen. Für Spaziergänger mit Hund und für Pferd und Reiter ertüchtigen wir darüber hinaus einen Feldweg, der quer über das Areal führt und von jedermann genutzt werden kann.
Zunächst habe man noch mit dem Gedenken gespielt, einen Teil der Anlage selbst zu bauen, doch das sei finanziell nicht darstellbar gewesen. Die notwendigen Millioneninvestitionen tätigt nun die Enerparc AG aus Hamburg, ein großer Player im Bereich der Freiflächen-Photovoltaik, die den Standort auf 30 Jahre gepachtet hat und mit dem Sonnenkraftwerk pro Jahr 49 Megawattstunden Strom produzieren will – umgerechnet Strom für knapp 15.000 Haushalte. Angeschlossen wird die Anlage an ein noch zu bauendes Umspannwerk in Wielen, zu dem unterirdisch Leitungen verlegt werden.

Dass das Gut Wittmoldt von der Verpachtung profitiert, ist kein Geheimnis. Die Gemeinde darf sich über Gewerbesteuer und Konzessionszahlungen freuen. Darüber hinaus wird den Wittmoldter Bürgerinnen und Bürgern die Chance auf eine interessante Geldanlage in Form von Nachrangdarlehen geboten. „Einwohner – auch hier nur mit Zweitwohnsitz gemeldete – können pro Kopf zwischen 500 und 25.000 Euro anlegen und haben die Aussicht auf eine Rendite von drei Prozent über dem Basiszins“, erläutert Philipp Sartory. Das Prozedere will „Dorfstrom Wittmoldt“ am Dienstag, 3. Dezember, noch einmal auf einer Infoveranstaltung im Dörps- und Sprüttenhuus Wittmoldt darlegen.
„Hier in Wittmoldt wird ein Energiestandort geschaffen, der uns sicher auch über die 30-jährige Vertragslaufzeit erhalten bleibt. Auch Batteriespeicher sind planerisch bereits berücksichtigt, damit in Zukunft Strom ganz nach Bedarf abgegeben werden kann“, meint Sartory. Nähere Infos sind online auf www.dorfstrom-wittmoldt.de zu finden.