SOS fürs Kirchenschiff: Tonne drückt St. Nikolai entzwei
Reporter Eutin
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Plön (los). Sie ist seit dem Mittelalter ihr Mittelpunkt und Wahrzeichen der Stadt Plön: St. Nikolai am Markt. Doch das Kirchenschiff schaukelt als angeschlagenes Wrack in unruhigem Fahrwasser. Die Plöner Kirchengemeinde will das Ruder umlegen und gleich mehrere Rettungsringe auswerfen. Denn um Erste Hilfe für das Gotteshaus finanziell zu stemmen, wird eine breite Unterstützung nötig, machten Pastor Lutz Thiele und Bernd Tode in einem Pressegespräch deutlich. Um möglichst viele Freunde des historischen Bauwerks, allen voran die Plöner, mit ins Boot zu holen, laden sie im Namen der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde zu einem informativen Treffen am Mittwoch, 20. November, ein. Die Veranstaltung mit anschließendem Diskurs beginnt um 18 Uhr in der Nikolaikirche. Auf dem Programm stehen Redebeiträge von Propst Erich Faehling und fachliche Erläuterungen von Architekt Christian Wildfang. Ziel und Hoffnung sei, eine möglichst zahlreiche Unterstützergemeinschaft zusammenzutrommeln.
Neben sachlich-konstruktiven Vorschlägen, die das bisher anvisierte Spektrum der Möglichkeiten erweitern könnten, hofft die Kirchengemeinde auch auf Rückenwind und Spenden für die anstehenden Rettungsmaßnahmen und solidarisches Feedback. Ihre Aufgabe ist es, die Finanzierung der anstehenden Sanierungsschritte auf ein belastbares Fundament zu bringen.
12 Stiftungen seien bereits angefragt worden, „die Anfragen laufen, aber es bleibt noch einen erhebliche Finanzierungslücke auf unserer Seite, die wir einfach nicht aufbringen können“, verdeutlicht Pastor Lutz Thiele. Auch erwarteten die Stiftungen seitens der Bevölkerung das Signal „die Kirche ist uns wichtig“, ergänzt Bernd Tode.
Hinter dem Bauproblem stehen nackte Zahlen: Während die Finanzierung der Kosten für die wichtigsten Notsicherungsmaßnahmen (die Kirche kann noch weiterhin genutzt werden) am Dachstuhl in Höhe von 200.000 Euro bereits geregelt werden konnte, fehlten noch 1 Mio. Euro für weitere Sanierungsschritte im Oberstübchen, eine Summe, „von der wir ebenfalls 200.000 Euro Eigenanteil finanzieren müssen“, erläutert Lutz Thiele. Die verbleibenden 800.000 Euro könnten mit Fremdmitteln finanziert werden, allerdings gebe es von den angeschriebenen Stiftungen bisher noch keine Zusagen.
Weitere 2 Millionen - insgesamt also 3 Millionen Euro – würden noch benötigt, um zusätzliche Reparaturen und Sanierungen zu finanzieren. Sie betreffen die bleieingefassten Kirchenfenster, die aufgrund des permanenten hohen Winddrucks lose geworden seien; auch Steine müssten in diesen Bereichen überarbeitet werden. Und auch das Portal mit seinen Säulen weise Schäden auf. „Eine hohe fünfstellige Summe ist allein hier erforderlich“, verdeutlicht Lutz Thiele. Ausschlaggebend sei, dass die benötigten Steine für diesen Bereich extra angefertigt werden müssten.
Angesichts der Dimension aller Kosten habe man bereits eine Priorisierung nach Dringlichkeit vorgenommen. Im Rahmen der verpflichtenden Einbindung der Bauabteilung des Kirchenkreises Plön-Segeberg und der Landeskirche, die alle Baumaßnahmen dieser Größenordnungen genehmigen müssen, sei die Kirche in der Coronazeit auf ihre baulichen Schäden hin begutachtet worden. Risse in den Außenmauern und Verformungen der Wände zählten zu den Auffälligkeiten und seien der Anlass für eine vertiefende Untersuchung durch das beauftragte Architekturbüro gewesen, so Thiele.
Das Ergebnis: Das Problem mit dem Dachstuhl, der das 1866 errichtete Kirchenschiff auseinanderdrückt, ist vorrangig zu lösen. Er wurde „aus heutiger Sicht nicht ideal gebaut“, so Lutz Thiele zu dem Ergebnis der Analysen. Dabei ist das Dach etwas Besonderes, denn „kaum eine Kirche hat ein solches freies Tonnengewölbe.“
Üblicherweise stützen Pfeiler und Strebewerk die Kirchengewölbe und nehmen das Gewicht auf. Die Folge des Verzichts auf solche Stützen: Die Dach- und Gewölbelast wird auf die Mauern der Nikolaikirche abgeleitet. Doch deren Wände driften bereits sichtbar und durch Nachmessungen bestätigt nach außen.
Mit dem „Einziehen von Schrauben und Verstrebungen“ im Dachstuhl soll diese Entwicklung nun aufgehalten und die Kirche in ihrer Statik gesichert werden. Würde die Sicherung nicht erfolgen, „könnte die Decke schlimmstenfalls einbrechen“, befürchtet Thiele.
Das statische ist darüberhinaus nicht das einzige Problem der Dachkonstruktion, wie die Untersuchung ergeben hat. „Wo das Dach aufliegt, ist hin und wieder Feuchtigkeit eingetreten“, berichtet Lutz Thiele. Auch sei alter Hausschwammbefall entdeckt worden, „der wieder ausbrechen könnte“, zumal ein feuchtes Milieu sich förderlich auswirken kann. Deshalb werde es ebenfalls nötig, „marode Hölzer am Fußpunkt auszuwechseln“, dort, wo der Dachstuhl auf den Außenmauern aufliegt, oder auffällige Balken gegebenenfalls mit Fungiziden zu behandeln. Andernfalls könnte ein solcher Pilz sämtliche Holzteile vom tragenden Balken bis zum Sternenhimmel des Tonnengewölbes befallen und sogar Mauern durchdringen.
Das Vorkommen des Schwamms ist nicht neu: Bereits 2001 war das Dach der Nikolaikirche eingedeckt worden. Im Rahmen dieser Maßnahme seien damals auch die mit Schwamm befallenen Hölzer des Dachstuhls behandelt worden, um den Pilz unschädlich zu machen. Um die Sanierungsmaßnahmen alle umsetzen zu können, müsse die Gewölbedecke der Nikolaikirche im Bereich der Empore an der Turmecke geöffnet und eine Gaube für den Ein- und Ausstieg in den Dachstuhl eingerichtet werden. Dort war das Dach wegen der Untersuchungen für einen Zugang bereits geöffnet worden. Ende des Jahres oder Anfang 2025 werde mit der Sicherung begonnen.
Neben sachlich-konstruktiven Vorschlägen, die das bisher anvisierte Spektrum der Möglichkeiten erweitern könnten, hofft die Kirchengemeinde auch auf Rückenwind und Spenden für die anstehenden Rettungsmaßnahmen und solidarisches Feedback. Ihre Aufgabe ist es, die Finanzierung der anstehenden Sanierungsschritte auf ein belastbares Fundament zu bringen.
12 Stiftungen seien bereits angefragt worden, „die Anfragen laufen, aber es bleibt noch einen erhebliche Finanzierungslücke auf unserer Seite, die wir einfach nicht aufbringen können“, verdeutlicht Pastor Lutz Thiele. Auch erwarteten die Stiftungen seitens der Bevölkerung das Signal „die Kirche ist uns wichtig“, ergänzt Bernd Tode.
Hinter dem Bauproblem stehen nackte Zahlen: Während die Finanzierung der Kosten für die wichtigsten Notsicherungsmaßnahmen (die Kirche kann noch weiterhin genutzt werden) am Dachstuhl in Höhe von 200.000 Euro bereits geregelt werden konnte, fehlten noch 1 Mio. Euro für weitere Sanierungsschritte im Oberstübchen, eine Summe, „von der wir ebenfalls 200.000 Euro Eigenanteil finanzieren müssen“, erläutert Lutz Thiele. Die verbleibenden 800.000 Euro könnten mit Fremdmitteln finanziert werden, allerdings gebe es von den angeschriebenen Stiftungen bisher noch keine Zusagen.
Weitere 2 Millionen - insgesamt also 3 Millionen Euro – würden noch benötigt, um zusätzliche Reparaturen und Sanierungen zu finanzieren. Sie betreffen die bleieingefassten Kirchenfenster, die aufgrund des permanenten hohen Winddrucks lose geworden seien; auch Steine müssten in diesen Bereichen überarbeitet werden. Und auch das Portal mit seinen Säulen weise Schäden auf. „Eine hohe fünfstellige Summe ist allein hier erforderlich“, verdeutlicht Lutz Thiele. Ausschlaggebend sei, dass die benötigten Steine für diesen Bereich extra angefertigt werden müssten.
Angesichts der Dimension aller Kosten habe man bereits eine Priorisierung nach Dringlichkeit vorgenommen. Im Rahmen der verpflichtenden Einbindung der Bauabteilung des Kirchenkreises Plön-Segeberg und der Landeskirche, die alle Baumaßnahmen dieser Größenordnungen genehmigen müssen, sei die Kirche in der Coronazeit auf ihre baulichen Schäden hin begutachtet worden. Risse in den Außenmauern und Verformungen der Wände zählten zu den Auffälligkeiten und seien der Anlass für eine vertiefende Untersuchung durch das beauftragte Architekturbüro gewesen, so Thiele.
Das Ergebnis: Das Problem mit dem Dachstuhl, der das 1866 errichtete Kirchenschiff auseinanderdrückt, ist vorrangig zu lösen. Er wurde „aus heutiger Sicht nicht ideal gebaut“, so Lutz Thiele zu dem Ergebnis der Analysen. Dabei ist das Dach etwas Besonderes, denn „kaum eine Kirche hat ein solches freies Tonnengewölbe.“
Üblicherweise stützen Pfeiler und Strebewerk die Kirchengewölbe und nehmen das Gewicht auf. Die Folge des Verzichts auf solche Stützen: Die Dach- und Gewölbelast wird auf die Mauern der Nikolaikirche abgeleitet. Doch deren Wände driften bereits sichtbar und durch Nachmessungen bestätigt nach außen.
Mit dem „Einziehen von Schrauben und Verstrebungen“ im Dachstuhl soll diese Entwicklung nun aufgehalten und die Kirche in ihrer Statik gesichert werden. Würde die Sicherung nicht erfolgen, „könnte die Decke schlimmstenfalls einbrechen“, befürchtet Thiele.
Das statische ist darüberhinaus nicht das einzige Problem der Dachkonstruktion, wie die Untersuchung ergeben hat. „Wo das Dach aufliegt, ist hin und wieder Feuchtigkeit eingetreten“, berichtet Lutz Thiele. Auch sei alter Hausschwammbefall entdeckt worden, „der wieder ausbrechen könnte“, zumal ein feuchtes Milieu sich förderlich auswirken kann. Deshalb werde es ebenfalls nötig, „marode Hölzer am Fußpunkt auszuwechseln“, dort, wo der Dachstuhl auf den Außenmauern aufliegt, oder auffällige Balken gegebenenfalls mit Fungiziden zu behandeln. Andernfalls könnte ein solcher Pilz sämtliche Holzteile vom tragenden Balken bis zum Sternenhimmel des Tonnengewölbes befallen und sogar Mauern durchdringen.
Das Vorkommen des Schwamms ist nicht neu: Bereits 2001 war das Dach der Nikolaikirche eingedeckt worden. Im Rahmen dieser Maßnahme seien damals auch die mit Schwamm befallenen Hölzer des Dachstuhls behandelt worden, um den Pilz unschädlich zu machen. Um die Sanierungsmaßnahmen alle umsetzen zu können, müsse die Gewölbedecke der Nikolaikirche im Bereich der Empore an der Turmecke geöffnet und eine Gaube für den Ein- und Ausstieg in den Dachstuhl eingerichtet werden. Dort war das Dach wegen der Untersuchungen für einen Zugang bereits geöffnet worden. Ende des Jahres oder Anfang 2025 werde mit der Sicherung begonnen.