Zusammenhalt, Geselligkeit und Traditionsbewusstsein

Reporter Eutin 133
Preetz (tg). Am kommenden Sonnabend, 8. Juni, feiert die altehrwürdige Preetzer Schützengilde von 1442 auf dem Schützenplatz wieder ihr jährliches Gildefest. Mit dabei sein werden neben vielen langjährigen Mitgliedern auch zahlreiche junge Neuzugänge. „In diesem Jahr konnten gleich elf Rekruten gewonnen werden“, berichtet Wolfgang Schneider. Der erste Ältermann freut sich, dass sich die Mitgliederstruktur in letzter Zeit positiv verändert hat. „Wir haben mehr Mitglieder, und die Gilde wird insgesamt auch jünger“, so Schneider. Die verstärkten Bemühungen, neue Schützen zu gewinnen, zeigen Früchte.
Der Verein denkt zudem darüber nach, sein Angebot auszubauen. Neben dem Kleinkaliberschießen möchte der Vorstand gerne die Bogenschießabteilung wiederbeleben. „Es gab bereits schon einmal eine solche Abteilung bei uns“, erklärt Schneider, „aber diese ist leider mangels Beteiligung eingeschlafen.“ Die Erfahrungen der Preetzer Partnerstadt Stavenhagen zeigen, dass gerade der Bogenschießsport potenziell vor allem junge Mitglieder anspricht. Zur dortigen Schützengesellschaft hält die Preetzer Gilde seit dem Mauerfall einen sehr engen Kontakt. Beide Vereine nehmen zum Beispiel mit Abordnungen an den jeweiligen Schützenfesten teil. „Es würde uns freuen, wenn sich über den Bogenschießsport Interessierte aus Preetz oder der Umgebung angesprochen fühlen“, betont der Ältermann. Auf dem Schießstand der Gilde gibt es eine 50-Meter-Bahn und Bögen wären auch vorhanden. Es müssten sich nur Interessierte finden, die auch im Hinblick auf Betreuung des Materials und des Trainings bereit sind, etwas Aufbauarbeit zu leisten. Der Zulauf an neuen Mitgliedern bisher zeigt, dass die Schützengilde, die bereits seit 582 Jahren besteht, auch heute noch ein attraktives Vereinsleben zu bieten hat. „Traditionspflege, Freundschaften und die Gemeinschaft insgesamt sind auch heute wichtig“, findet Wolfgang Schneider. Zunächst freuen sich alle auf das nahende Gildefest, das einem traditionellen Ablauf folgt. Am Freitagabend, 7. Juni, gibt es eine feierliche Andacht in der Klosterkirche. Anschließend marschieren die Schützen über den Markt in Richtung Schützenplatz. Hier wird der Vogel, dem am nächsten Tag eine wesentliche Rolle bei der Suche des neuen Schützenkönigs zufallen wird, traditionell „zu Baum gebracht“ – mit anschließendem Kommers.
Am Sonnabend, 8. Juni, um Punkt 8 Uhr versammeln sich alle Schützen auf dem Bismarckplatz. Natürlich festlich gekleidet: in schwarzem Anzug, mit hohem Hut und roter Rose im Revers. Von dort aus geht es für den Festumzug einmal quer durch die Schusterstadt, mit verschiedenen Haltepunkten. Mit dabei sind Abordnungen befreundeter Schützenvereine sowie der Polizei, der Feuerwehr und des THW. Musikalisch begleitet wird der Festmarsch vom PTSV-Blasorchester. Zuerst wird Bürgermeister Tim Brockmann am Rathaus abgeholt, im Anschluss daran der Klosterprobst Detlef von Bülow im Adeligen Kloster und zuletzt reiht sich der scheidende König Udo Neumann in die Formation ein. Erst dann ist der Festumzug komplett und es geht für alle wieder in Richtung Marktplatz. Dort wird gegen 10.30 Uhr der traditionelle „Gruß an die Stadt“ gespielt. Es geht anschließend weiter, in Richtung Wehrberg. Am dortigen Ehrenmal wird die Schützengilde einen Kranz niederlegen, um an die vielen Toten der zurückliegenden Kriege zu erinnern, aber ebenfalls der Opfer der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzungen zu gedenken.
Nach der Ankunft im Festzelt auf dem Schützenplatz werden zunächst die jungen Rekruten offiziell vereidigt, unter anderem Bürgermeister Tim Brockmann. Um 14.30 Uhr beginnt das Schießen auf den Vogel. Nach althergebrachter Reihenfolge wird er Stück für Stück vom Baum geholt: Angefangen bei der Krone, über die Fahnen, Beine und Flügel, wird er nach und nach bis einschließlich des Rumpfes abgeschossen. Zeitgleich mit Beginn des Vogelschießens ab 14.30 Uhr beginnt auch der öffentliche Teil des Festes, zu dem die Preetzer Schützengilde alle interessierten Bürgerinnen und Bürger aus Preetz und Umgebung herzlichen einlädt – vor allem Familien sind hier angesprochen. „Die Kinderspiele sind im verganenen Jahr sehr gut angenommen worden und stehen auch jetzt auf dem Programm“, erklärt Ältermann Schneider. Geplant sind unter anderem Angebote der Feuerwehr und der Bogenschießabteilung der Stavenhagener Schützengesellschaft. Getränke und Essen werden ebenfalls angeboten. Ende des öffentlichen Teils ist um 18 Uhr. Je nachdem, wie genau die Schützen treffen bzw. wie hartnäckig sich der Holzvogel erweist, ist am frühen Abend mit dessen Fall zu rechnen. Gegen 21.30 Uhr wird Wolfgang Schneider dann wieder das Gildeschicksal befragen, das eine neue Majestät auserwählen wird. Der neue König wird die Geschicke der Gilde dann ein Jahr lang nach seinen Wünschen und Vorstellungen gestalten können.