Reporter Eutin

„Echte Flohmarktfans finden immer etwas!“

Eutin (aj). Ulrike Seeland wirft einen prüfenden Blick auf ihr Spiegelbild im Schaufenster: Der schwarze Haarreif mit der großen Spinne sitzt perfekt, ein Paar schwarzer Netzhandschuhe macht den Look perfekt. Ganze 5 Euro kosten die Bliesdorferin die neuen Halloween-Accessoires. Gefunden hat sie sie am Stand von Ina Schönke. Die freut sich, nicht nur wegen der Einnahme: „Das ist auch eine Wertschätzung für die Dinge, es hängen ja auch Erinnerungen daran“, erklärt sie, während sie auf ihrem Smartphone nach einem Foto sucht, auf dem sie die Stücke trägt, die jetzt die Besitzerin wechseln: „Hier, mit Kunstblut“ sagt sie und zeigt ihrer „Kundin“ das Bild mit dem gruseligen Haarreif.
Eine typische Flohmarktszene und es sind solche Begegnungen, die für viele Menschen den Reiz der vielen privaten Stände ausmachen. Ulrike Seeland liebt es zu stöbern, sie ist an diesem Stadtfestsonntag früher unterwegs als die meisten. Ina und Sven Schönke haben nach dem trubeligen Sonnabend nichts gegen einen etwas ruhigeren Tagesanfang: „Am Sonnabend bauen wir schon gegen 6 Uhr auf, heute war es ein bisschen später“, erzählt Sven Schönke. Zwei Drittel der Verkäufe fallen bei ihm auf den Sonnabend, ein Drittel auf den Sonntag, schätzt er. Seit Jahren gehört sein Stand Am Rosengarten zum Bild des Stadtfestes, der Standort hat sich nicht geändert. Wo heute die Postfiliale ihre Adresse hat, war früher das Juwelier-Fachgeschäft des Vaters Dieter Schönke. Auch der Senior hat sich schon am Flohmarkt beteiligt, Sven Schönke war dabei und das Fieber lässt ihn bis heute nicht los, obwohl er das Unternehmen Flohmarkt durchaus mit kühlem Kopf angeht. Mittlerweile hat er auch seine Frau Ina angesteckt, seit drei Jahren ist sie dabei, verkauft, berät, handelt und hat mit der Deko aus ihrer früheren Wohnung durchaus Stücke dabei, die gut weggehen. Was laufen werde, könne man vorher eigentlich nie wissen, meint Sven Schönke. Sein Angebot ist buntgemischt, die günstigsten Teile – Lego- und Playmobilfiguren – sind für einen Euro zu haben. Das teuerste Stück, eine Omega-Uhr, stammt aus dem Sortiment des Juweliergeschäftes, 1500 Euro sind dafür zu zahlen. Bei der großen Auswahl und Bandbreite ist eine übersichtliche Anordnung unverzichtbar. Sven Schönke weiß genau, was er hat und wo es zu finden ist.
Dass er so viel bieten hat, kommt nicht von ungefähr: „Ich interessiere mich selbst für viele Dinge und gehe auch gern auf Flohmärkte“, verrät. Und wenn sein Bauchgefühl sagt „Greif zu!“ tut er das. Der Stapel Marine-Kappen auf dem Tisch vor ihm ist ein Beispiel. Auf einem Flohmarkt In Hamburg hat er nach dem Cap des Schiffes gesucht, auf dem er als Marinetaucher unterwegs war. Er fand es: „Und dann habe ich gleich die anderen auch mitgenommen“, meint er mit leichtem Grinsen. Immer wieder kommt es vor, dass Menschen genau nach solchen besonderen Stücken suchen: „Heute früh hat jemand einen Aufnäher seiner alten Einheit gefunden“, berichtet der Eutiner und zeigt auf ein Steckalbum voll säuberlich angeordneter Stoff-Embleme. Raritäten, aussortiertes Spielzeug, Schmuck, Möbel aus Haushaltsauflösungen – was nicht verkauft wird, kommt gut verpackt wieder in den Fundus im Elternhaus. Kein langer Antransport mit Auto und Anhänger: „Zum Glück!“, meint Schönke. Auch deshalb nimmt er beide Tage mit.
Mittlerweile schlendern deutlich mehr Menschen durch den Rosengarten, der gutbesuchte Gottesdienst auf dem Markt ist beendet, das Sonntagsfrühstück auch. Es geht gemächlicher als am Sonnabend, aber reichlich Betrieb wird auch an diesem Tag herrschen. Die Partys am Freitag- und Sonnabendabend waren bestens besucht, Hochstimmung bis nach Mitternacht, auch wenn es am Freitag später losging als angekündigt. Ein bisschen erschöpft und durchaus zufrieden wirkt Eutin nach diesem Wochenende – wie das so ist nach einem Fest für alle Generationen.

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