SoVD: Auf der Suche nach einem neuen Domizil
Eutin (aj). Die Zahl der Mitglieder wächst beständig und steht aktuell bei 1.623, die Beratung rund ums Sozialrecht wird stark nachgefragt, die zahlreichen Freizeit-Angebote haben einen festen Platz im Veranstaltungskalender und zur Jahreshauptversammlung sind die Tische im Eutiner Brauhaus im Gastraum und im Brauhausgarden vollbesetzt. Keine Frage, im Ortsverband Eutin des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) hat man allen Grund, zufrieden mit der geleisteten Arbeit zu sein. Doch ehe die Vorsitzende am vergangenen Freitag im Rahmen der Jahreshauptversammlung ihren Bericht vortrug, musste Heidemarie Kunze ihre Mitglieder über einen Umstand informieren, der dem Vorstand derzeit ernsthaft Kopfzerbrechen bereitet: Der Eutiner Bürgertreff in der Stolbergstraße 8 steht im kommenden Jahr nicht mehr zur Verfügung. Das Gebäude gehört dem DRK Ostholstein und die Stadt Eutin hat das entsprechende Mietverhältnis zum Jahresende 2025 beendet. Nachdem sie von Bürgermeister Sven Radestock über diese Entscheidung informiert worden sei, habe sie sich an das Rathaus gewandt, so Kunze. Ihre Hoffnung: Man werde behilflich sein, eine andere Lösung zu finden. Der Antwortbrief von Bürgermeister Sven Radestock vom 24. Februar 2025 geht in eine andere Richtung. Kunze verlas ihn laut vor den etwa 100 Anwesenden auf der Jahreshauptversammlung: „Wenn der Stadt kostenfreie Alternativen für Vereine und Verbände zur Verfügung stehen würden, dann hätte ich Sie mit der Nachricht über die Einstellung des Bürgertreffs informiert“, schreibt der Verwaltungschef. Auf Kunzes Vorschlag, den Rathaussaal oder das Bahnhofsgebäude für Veranstaltungen zu öffnen, schreibt Radestock: „Der Sitzungsaal des Rathauses ist regelmäßig belegt und kann schon aus Gleichbehandlung gegenüber den anderen Vereinen und Verbänden in keine weiteren Überlegungen einbezogen werden.“ Für das leerstehende Bahnhofsgebäude seien verschiedene Nutzungskonzepte in der Prüfung, das Ergebnis und Entscheidung der Politik hierzu blieben abzuwarten. Das Schreiben schließt mit dem Bedauern, „dass die Stadt Eutin keine Ersatzmöglichkeiten für den Bürgertreff in Aussicht stellen kann“. Eine Auskunft, die Heidemarie Kunze nicht zufriedenstellt: „In jede Stadt und jedes Dorf gehört ein Gemeinschaftshaus“, forderte sie und stellte mit einem Blick in die Umgebung fest: „Andere kriegen das auch hin!“ Unverständnis äußerte sie darüber, dass dem SoVD OV Eutin aus Datenschutzgründen nicht mitgeteilt werde, welche Vereine und Gruppen neben dem Sozialverband vom Wegfall des Bürgertreffs betroffen seien. Um mit anderen Institutionen in Kontakt zu treten, haben Kunze und Vorstandsmitglied Barbara Matthiensen am vergangenen Montag im Bürgertreff einen Aushang angebracht, mit dem Ziel, sich zu vernetzen und eine gemeinsame Lösung zu finden: „Wir würden uns freuen, wenn sich die Vereine/Verbände solidarisieren. Nur gemeinsam sind wir stark!“, heißt es in dem Aufruf. Der SoVD könne es finanziell nicht leisten, Räume, wenn es sie denn gäbe, anzumieten.
Neben der praktischen Herausforderung, für Angebote wie die Sportgruppe „Locker vom Hocker“, bei der in 2024 insgesamt 2.000 Teilnehmer*innen unter physiotherapeutischer Anleitung turnten, oder den zweiwöchentlich stattfindenden Spieletreff, bei dem sich 800 Menschen trafen, die Vorträge und Workshops einen anderen geeigneten Veranstaltungsort zu finden, beschäftigt den Vorstand auch die Haltung gegenüber dem ehrenamtlichen Engagement, die aus der ersatzlosen Streichen des Bürgertreffs spreche: „Wir treten mit unseren regelmäßigen Angeboten verlässlich gegen Vereinsamung ein, bei uns sind alle herzlich willkommen“, betonte Heidemarie Kunze und setzte nach: „Und wir sind ein Wirtschaftsfaktor. Was ist denn, wenn wir nicht mehr in die Stadt kommen?“, fragte sie und gab selbst die Antwort: „Ein Stadtzentrum ohne Bürger ist tot und das wollen wir nicht!“ Davon, dass das Ehrenamt gewürdigt werde, sei jedenfalls nichts zu merken: „Was ist zum Beispiel mit einer Parkkarte für Ehrenamtliche? Fehlanzeige!“, legte Heidemarie Kunze energisch nach. Mehr als 3.000 Euro Parkgebühren fielen jährlich an.
Einen weiteren Aspekt brachte SoVD-Landesgeschäftsführer Alexander Jankowsky ein: Wer auf der Homepage der Stadt unter dem Punkt Sozialhilfe beantragen nachschaue, finde den Hinweis: „Bitte wenden Sie sich an das Sozialamt Ihres Landkreises bzw. Ihrer kreisfreien Stadt.“ Jankowsky dazu: „Wo gehen die Menschen hin, wenn sie Fragen haben? Zum Sozialverband!“ Das Schreiben von Sven Radestock interpretierte er als Aufforderung: „Sei dankbar und still!“ Dankbarkeit aber sei keine Einbahnstraße: „Dankbarkeit gebührt auch uns dafür, dass wir wesentliche Aufgaben übernehmen“, unterstrich er.
Für eine gemeinsame Lösungsfindung können Vereine und Gruppen unter Telefon 04521–4016276 oder per E-Mail ov.eutin@sovd-sh.de Kontakt aufnehmen.