reporter Neustadt

500 x „Gewalt kommt nicht in die Tüte!“

Neustadt in Holstein. Am 25. November war der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Der Bundeslagebericht des Bundeskriminalamts zur Partnerschaftsgewalt in 2023 zeigt steigende Zahlen. Mit der Brötchentütenaktion wurde vergangenen Freitag auch in Neustadt dieses wichtige Thema ins Rampenlicht gestellt. Bei Schnee und Kälte gingen 500 Brötchen in leuchtend orange-pinken Tüten weg „wie warme Semmeln“. Die Tüten tragen die Aufschrift „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ und - noch viel wichtiger - die Telefonnummer 116 016 des bundesweiten Hilfetelefons Gewalt gegen Frauen. Unter dieser Nummer erreichen Betroffene an sieben Tagen die Woche rund um die Uhr geschulte Fachkräfte, die sofort Beratung sowie Weitervermittlung an örtliche Beratungsstellen und Schutzeinrichtungen bieten.

 

Dank der großzügigen Brötchen-Spenden der Bäckereien Seßelberg und Mien Backstuuv konnten die Aktionstüten mit knackig frischen Brötchen gefüllt werden, die an die Besucherinnen und Besucher des Wochenmarktes verteilt wurden. Die Verteilung wurde tatkräftig unterstützt von Vertretern und Vertreterinnen der Polizei, des Weißen Rings, des Frauennetzwerks Ostholstein sowie dem Bürgermeister und einer breiten Präsenz der Mitglieder der Kommunalpolitik aller Parteien, des Seniorenbeirats und engagierter Bürgerinnen.

Diese breite Unterstützung der Aktion hilft maßgeblich, Aufmerksamkeit und Sensibilisierung für das Thema „Häusliche Gewalt“ zu schaffen. So können Betroffene erkennen, dass es Hilfe zu Wegen aus der Gewalt gibt. Personen im Umfeld von Betroffenen können sich dank der Aktion niedrigschwellig und Hilfestellungen zur Hilfe einholen. Initiiert und organisiert wurde die Aktion von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt und dem Frauennotruf Ostholstein.

 

Die steigenden Zahlen von häuslicher Gewalt machen die Aktion, die in Neustadt seit 2008 durchgeführt wird, aktueller denn je. Im Jahr 2023 starb jeden zweiten Tag eine Frau durch die Hand ihres (Ex-)Partners. Die Folgekosten von häuslicher Gewalt werden in Deutschland auf circa 54 Millionen Euro beziffert.

In 2023 waren allein in Neustadt in 26 Fällen Frauen von Partnerschaftsgewalt betroffen. In vielen Fällen sind bei häuslicher Gewalt auch Kinder mitbetroffen. „Im Kreis OH verzeichnen wir mehr und mehr Fälle von häuslicher Gewalt“, so Lara Seeliger vom Frauennotruf Ostholstein. Die pro-aktive Beratung nach Wegweisung hat noch weiter zugenommen und nimmt einen Großteil der Kapazitäten der Mitarbeiterinnen des Frauennotruf ein. „Die Frauen, die wir beraten, erleben gehäufte leichte, aber auch schwere Körperverletzung, Stalking, Bedrohung und Freiheitsberaubung“, berichtet Seeliger. Der Frauennotruf ist die lokale Anlaufstelle in Neustadt und Eutin. Hier werden die betroffenen Frauen von fachlich spezialisierten Mitarbeiterinnen mit viel Feingefühl und Sachverstand in allen behördlichen und psychosozialen Fragen unterstützt und begleitet.

„Ich bin immer wieder froh und dankbar für das starke und gut aufgestellte Netzwerk in Neustadt“, erklärt Natalia von Levetzow, Gleichstellungsbeauftragte. „Die enge Zusammenarbeit von Frauennotruf, Polizei, kommunalen Stellen und sozialen Einrichtungen sowie die klare und breite politische Unterstützung ermöglichen es, dass wir in Neustadt schnell und niedrigschwellig helfen können.“ (red)

 

Zahlen aus dem Bundeslagebericht zu häuslicher Gewalt 2023 des BKA:

- 180.715 Frauen wurden als Opfer häuslicher Gewalt erfasst - 5,6 Prozent mehr als 2022.

- 52.330 Frauen und Mädchen wurden Opfer von Sexualstraftaten - 6,2 Prozent mehr als 2022.

- 17.193 Frauen waren von digitaler Gewalt betroffen - 25 Prozent mehr als 2022.

- 938 Tötungsdelikte an Frauen wurden von der Polizei registriert - 9 mehr als im Jahr zuvor.

- 360 Frauen und Mädchen wurden ermordet, bei 247 dieser Opfer handelte es sich um Häusliche Gewalt.

 

Konkrete und direkte Hilfe finden Betroffene auch hier:

Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen:

- bundesweites Beratungsangebot für Frauen, die Gewalt erlebt haben oder noch erleben.

- Unter der Nummer 116 016 und via Online-Beratung erhalten Betroffene aller Nationalitäten Unterstützung, kostenfrei und anonym - 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr.

- Auch Angehörige, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte werden anonym und kostenfrei beraten.

Polizei: 110

Frauennotruf Neustadt: www.frauennotruf-oh.de

Frauenhaus OH: 04521-826 4410

Opferschutz, Hilfe bei Stalking und allgemeine Unterstützung: www.weisser-ring.de, Opfertelefon: 116006

Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: beratung@ads.bund.de

www.vertrauliche-spurensicherung-sh.de

Beratung für Männer, die sexuelle und häusliche Gewalt erleben oder erlebt haben: 0800 1239900


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