
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Ostholstein. Am Montag, dem 3. Juli wird der Heiligenhafener Timo Gaarz die Amtsgeschäfte von Reinhard Sager übernehmen und ab diesem Zeitpunkt als neuer Landrat des Kreises Ostholstein Chef von 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung sein.
Für Reinhard Sager und für den Kreis Ostholstein geht damit nach 22 Jahren eine Ära zu Ende - der „Landrat zum Anfassen“ hatte sich nicht zur Wiederwahl gestellt. Bürgernah und niemals von oben herab - so kennen ihn die Ostholsteiner, mehr noch, die Schleswig-Holsteiner, auch noch aus seiner Zeit als CDU-Landtagsabgeordneter in Kiel zwischen 1992 und 2001.
Er ist ein Mann „von hier“, das merkte man ihm immer an und das hat er auch nie abgelegt. Klare Worte sind sein Markenzeichen, auch, wenn es um Missstände geht, die er zur Sprache bringt, ohne um den heißen Brei herumzureden. „Für die dreimalige Wahl zum Landrat unseres schönen Kreises Ostholstein, jeweils mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit, bin ich sehr dankbar. Das Vertrauen wurde mir 2001 und 2006 in direkter Wahl durch die Bevölkerung und 2015 durch den Kreistag ausgesprochen. Somit wurde mir ermöglicht, mehr als zwanzig Jahre mit einem breiten Aufgabenspektrum und zahlreichen Gestaltungsmöglichkeiten an der Spitze unseres Kreises zu arbeiten. Diese Arbeit bereitet mir nach wie vor viel Freude“, so Reinhard Sager in einer Erklärung vom September 2022, in der er ankündigte, als Landrat nicht für eine vierte Amtsperidode zur Verfügung zu stehen.
Sein Werdegang:
Reinhard Sager wurde am 19. Februar 1959 in Suxdorf in der Gemeinde Grömitz geboren, ist verheiratet mit Imme Sager und hat einen Sohn, Maximilian. Schon früh zog es den Diplom-Verwaltungswirt in die Politik. Von 1982 bis 1988 war er Gemeindevertreter in Grömitz, von 1990 bis 1995 Kreistagsabgeordneter in Eutin und von 1992 bis 2001 Mitglied des Schleswig-Holsteinischen Landtages in Kiel.
Im Mai 2001 wurde Reinhard Sager erster direkt gewählter Landrat des Kreises Ostholstein. Im November 2006 wurde er ein zweites Mal durch Direktwahl und im März 2015 durch den Kreistag ein drittes Mal in seinem Amt bestätigt. Seit 2008 ist er außerdem Vorsitzender des Schleswig-Holsteinischen Landkreistages und seit 2014 Präsident des Deutschen Landkreistages.
Welche Pläne hat Reinhard Sager ab Juli? der reporter traf ihn zum Gespräch.
der reporter: Herr Sager, ab dem 3. Juli ist Timo Gaarz als ihr Nachfolger neuer Landrat des Kreises Ostholstein. Bis ins kommende Jahr wollen Sie noch Präsident des Deutschen Landkreistags bleiben, dann sind Sie 65. Was kommt danach? Ruhestand oder doch noch Verantwortung in der Politik?
Sager: Bis September 2024 bin ich noch von der Mitgliederversammlung des Deutschen Landkreistages (DLT) als dessen Präsident wiedergewählt worden, sodass ich dieses Amt noch über ein lang Jahr bekleiden werde.
Auch dort gibt es genügend Aufgaben und Herausforderungen, von der Flüchtlingssituation bis zur Energiekrise als Folgen der Entwicklungen in der Ukraine. Hier gibt es noch viele Forderungen an die Bundesregierung, die bisher noch nicht erfüllt worden sind.
der reporter: Welche Bilanz ziehen Sie nach 22 Jahren als Landrat? Was war das Spannendste in dieser Zeit?
Sager: 2001 gab es eine sehr schwierige Haushaltslage. Es musste eisern gespart werden. Inzwischen verfügt der Kreis Ostholstein wieder über solide Finanzen. Dazu beigetragen haben die Konsolidierung, das solidarische Verhalten unserer Gemeinden und Städte und vor allem die fleißigen Arbeitnehmer und Selbständigen über die Steuerzahlungen.
Sehr herausfordernd war und ist das Management in der Kreisentwicklung. Unser Können wird gleich mehrfach stark beansprucht: Fehmarnbeltquerung, Schienenanbindung, Ausbau der A1/E47 und die 380-KV-Leitung.
Hier Lösungen gefunden zu haben und zum Beispiel Lärmschutz eingefordert zu haben; auch das war hier ein herausfordernde Aufgabe.
Hochwasser und Starkregenereignisse, Tierseuchen wie Vogelgrippe und Schweinepest, der Klimaschutz, die endlich überwundene Corona-Pandemie und seit Februar 2022 auch der Angriffskrieg Putins gegen die Ukraine, mit allen daraus resultierenden Folgen, stellten immer neue und spannende Herausforderungen dar und erforderten ein erhebliches personelles wie finanzielles Engagement. Sie verlangten allen Beteiligten ungemein viel Flexibilität und Einsatzbereitschaft ab. Ich bin daher sehr stolz auf unsere Mitarbeiter, die sich dabei stets mit aller Kraft eingebracht haben und täglich einbringen. Die Begegnung mit so vielen Menschen unterschiedlichster Lebenswege war für mich immer bereichernd und noch intensiver, wenn man konkrete Probleme lösen helfen kann.
Besonders erwähnenswert ist dabei, dass wir beim Kreis Ostholstein immer eine ausgezeichnete Kultur des Miteinanders hatten. Verwaltung und Selbstverwaltung haben immer sehr gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet und damit allen die Arbeit sehr erleichtert. Hierfür möchte ich mich bei allen Beteiligten herzlich bedanken.
der reporter: Sie wohnen aktuell in der Gemeinde Scharbeutz. Besteht noch eine enge Verbindung in Ihre Heimatgemeinde Grömitz?
Sager: Scharbeutz ist längst meine Heimatgemeinde geworden und hier fühle ich mich sehr wohl. Zur Gemeinde Grömitz habe ich aber immer noch sehr enge Kontakte. Dies gilt aber auch für viele andere Orte, Verwaltungen, Vertretungen und Menschen im Kreis Ostholstein und darüber hinaus.
der reporter: Welche Pläne haben Sie für die neu gewonnene Freizeit ab Juli?
Sager: Wie bereits gesagt, bin ich bis September 2024 noch Präsident des Deutschen Landkreistages. In der Funktion werde ich in dieser Zeit noch eine Reihe von Aufgaben haben.
Auch danach wird es sicher viele Dinge geben, die ich schon immer machen wollte, zu denen ich aber in meiner Amtszeit nie Zeit gefunden habe. Hierzu gehört zum Beispiel der eine oder andere Urlaub an Orten, die ich bisher noch keine Gelegenheit hatte zu besuchen. Es wird auch sicher die eine oder andere Aufgabe geben, die ich übernehmen werde, denn Ausruhen liegt mir nicht. Konkrete Pläne gibt es aber bisher nicht.
der reporter: Vielen Dank für das Gespräch! (ab)