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Ireen Nussbaum

Bildung mit bitterem Beigeschmack - Abenteuer Malawi - Teil 3

Malawi. Die Neustädter Medizinstudentin Svea Sela studiert seit fünf Jahren in Gießen und hat sich während ihres Studiums viel mit „Global-Health-Themen“ beschäftigt. Nachdem sie bereits durch Auslandpraktika einen Einblick in Gesundheitssysteme in Asien, Südamerika und der arabischen Welt bekommen hat, ist sie nun nach Malawi gereist, um sich vor Ort einen Überblick über die medizinische Versorgung in einem afrikanischen Land zu machen, in dem fast die Hälfte der Bevölkerung von unter 1 US-Dollar pro Tag lebt, nicht jeder medizinisch versorgt wird und Ärzte mit einem Krankheitsspektrum konfrontiert werden, welchem sie nicht gewachsen sind.
 
Das Bildungssystem stellt eines der größten Probleme in Malawi dar und je mehr ich darüber erfahre, desto mehr verstehe ich, warum die jungen Menschen so schlecht Englisch sprechen und nichts hinterfragen. Seit der Etablierung des „Free-Primary-Education-Program“ vor einigen Jahren können die Kinder zumindest die ersten acht Jahre kostenlos zur Schule gehen. Von den Kindern werde ich im Dorf herumgefu¨hrt und schaue mir die Schule an. „Warum sind denn die Klassenzimmer so groß?“, frage ich. „Made for 100 pupils“, bekomme ich geantwortet. Hier lernen wirklich durchschnittlich 70 Kinder zusammen in einer Klasse. Ist da ein „Lernen“ überhaupt möglich? Einige Kinder sprechen gut Englisch, doch sehr oft beschränkt sich der Wortschatz auf „How are you?“ und auf jede weitere Frage wird mit „Yes“ geantwortet. In der Schule lernen die Kinder vor allem das Nachsprechen - auf Verständnis wird hier kein Wert gelegt. Ab der 5. Klasse werden alle Fächer auf Englisch gelehrt. Doch wie sollen die Kinder etwas von Biologie, Geschichte und Erdkunde verstehen, wenn sie noch nicht einmal Englisch können?
 
Wer eine Ausbildung machen oder an die Universität möchte, braucht vor allem eins: Geld. Im Holy Family Mission Hospital gibt es über 200 „Nursing Students“, deren Schulgeld (circa 1.000.000 Kwacha - entsprechen rund 1.430 Euro) von ausländischen Organisationen und Stiftungen übernommen wird. Die wenigsten Menschen in Malawi können ihren Kindern eine Schulausbildung finanzieren, sodass die Schüler auf NGOs und Hilfe aus dem Ausland angewiesen sind. In Gesprächen mit den „Nursing Students“ merke ich, wie dankbar sie dafür sind, studieren zu können. In Malawi ist dies der einzige Weg, dem Leben als „local farmer“ zu entkommen. Die Studenten, die es schaffen, haben während der Schulzeit hart gearbeitet und eigenständig viel gelernt - meist mehr durch Bu¨cher als durch die Lehrer, die recht unregelmäßig auftauchen. Ich treffe viele junge Menschen, die motiviert sind, arbeiten und Geld verdienen wollen, um ihren Kindern später eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Doch wurden in den letzten Jahren viele Arbeitsplätze im medizinischen Bereich gestrichen. Auf den Gesichtern der frisch graduierten Studierenden zeigen sich Stolz und Motivation, doch auch Ungewissheit und Sorge.
 
Lesen Sie in der nächsten Mittwochausgabe mehr aus dem Reisetagebuch von Svea Sela.
Für „Malawi Med e.V.“ (www.malawimed.org), ein Projekt von Heidelberger Medizinstudierenden, welches das Holy Family Mission Hospital unterstützt, ist ein Spendenkonto bei der VR-Bank mit der Kontonummer DE09 2139 0008 00170 0004 77 eingerichtet. (red/inu)


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