

Offener Brief
Eutin. Wie in vielen Städten fand auch in Eutin eine Demonstration gegen die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung statt und stieß auf massiven Widerspruch. Die große Mehrzahl der Bevölkerung begrüßt die erneuten, schmerzhaften Einschränkungen des Lockdowns weil sie für notwendig gehalten werden. Aber nur noch die Hälfte der Bevölkerung möchte sich möglichst rasch gegen Covid 19 impfen lassen. „Wie passt das zusammen?“, fragt sich der Vorstand des Ärztenetzes Eutin-Malente e.V.
Impfungen sind mit entscheidend in der Eindämmung einer Epidemie. Die Alternativen wären entweder weitere massive, monatelange Einschränkungen des öffentlichen Lebens, verbunden mit einem Leben in Angst vor Infektionen für Ältere und gesundheitlich geschwächte Mitmenschen oder die schulterzuckende Akzeptanz weiterer zehntausender Todesfälle und noch mehr chronisch Kranker. Die aktuelle Entwicklung in den Kliniken und ein Blick in die lange Geschichte der Seuchenzüge lassen hier leider keinen vernünftigen Raum für Zweifel, auch wenn die meisten Mitmenschen die Toten auf den Intensivstationen, die trauernden Angehörigen und das überlastete medizinische Personal nicht sehen müssen.
Auf Seiten der Coronaskeptiker und Impfgegner bestehen teils nachvollziehbare Bedenken und teils irrationale Vorstellungen, die wiederum auf der Seite ihrer Kritiker zu fassungslosem Unverständnis und emotionalen Reaktionen führen können. Unwahrheiten und Emotionen sind aber die allerschlechtesten Ratgeber zur Bewältigung von Krisen. Und Zweifler und Andersdenkende lassen sich nicht durch Vorwürfe überzeugen. Wahrheit und Propaganda lassen sich nur durch überzeugende Belege und wissenschaftliche Logik auseinanderhalten. Noch nie gab es so vielfältige seriöse Informationsmöglichkeiten wie jetzt. Noch nie gab es aber auch so viele Möglichkeiten der absichtlichen oder auch nur unbedarften Verbreitung von Falschinformationen.
Die Wirksamkeit von Kontaktbeschränkungen, Hygienemaßnahmen und Impfungen lassen sich exakt nachprüfen und beziffern und werden von der weit überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung auch verstanden. Hinsichtlich der anstehenden Impfungen besteht aber offensichtlich noch viel Unsicherheit, was bei einer neuartigen Impfmethode verständlich ist. Deshalb ist hier noch viel sachliche Aufklärung notwendig.
- Nein, es besteht kein Impfzwang und wer sich nicht impfen lässt muss nicht fürchten, bei notwendigen Corona-Behandlungen deswegen abgewiesen zu werden.
- Nein, die Impfung mit mRNA verändert nicht unsere Gene und wird auch schon seit 30 Jahren
erforscht.
- Ja, die mRNA Impfung enthält deutlich weniger Fremdmaterial und Zusatzstoffe, so dass sie vermutlich sogar besser verträglich sein wird als herkömmliche Impfstoffe.
- Ja, ungefährliche Impfreaktionen wie z.B. eine Rötung der Einstichstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen und manchmal auch Fieber für wenige Tage können aber deutlicher ausfallen, weil die Immunantwort kräftiger ist.
- Nein, die mRNA Impfung ist nicht mit weniger Sorgfalt entwickelt worden, sondern mit fortschrittlicheren Methoden und mit besonderem Aufwand.
Wir appellieren an alle, die in den nächsten Wochen das Angebot einer Impfung erhalten, sich sorgfältig und seriös über die Impfung informieren zu lassen, unbelegte Behauptungen kritisch zu hinterfragen und sich dann impfen zu lassen, damit Sie ihre eigenen Chancen auf eine Vermeidung dieser potenziell lebensgefährlichen Erkrankung entscheidend verbessern und uns allen ein weiteres Leben in der Epidemie möglichst rasch ersparen helfen.
Die Ärztinnen und Ärzte des Ärztenetzes Eutin-Malente stehen Ihnen für sachliche Fragen zur Impfung zur Verfügung. Zusätzlich haben wir ein E-Mail-Postfach eingerichtet, in dem Ihnen unsere Ärztinnen und Ärzte ihre Fragen beantworten: Coronainfo@aerztenetz-eutin.de. Hier können Sie auch Quellennachweise für sachliche Informationen bekommen. Lassen Sie uns alle zusammen mit Zuversicht, Verstand und Tatkraft auch diese Krise bewältigen! (Ärztenetz Eutin-Malente e.V., für den Vorstand: Dr. med. habil. Thomas Schang)