Gesche Muchow

„Der Tourismus in Grömitz polarisiert“

Grömitz. Die Gemeinde Grömitz soll sich entwickeln. Deshalb wurde bereits 2019 ein Ortsentwicklungskonzept in Auftrag gegeben, um den Ort nicht nur touristisch, sondern auch im Sinne der Einwohner und Einwohnerinnen weiterzuentwickeln. Welche Punkte diesbezüglich den Grömitzern besonders wichtig sind, wurde in einem ersten Schritt mithilfe einer Bürgerumfrage ausgelotet.
 
Den Startschuss für das gesamte Projekt bildete am vergangenen Freitagabend die Präsentation der Ergebnisse dieser Bürgerbefragung, die im Jahr 2020 von den beauftragten Firmen Simoneit Coaching, NIT und destinationlab durchgeführt wurde. Die öffentliche Auftaktveranstaltung wurde in der Strandhalle abgehalten und parallel per Livestream auf dem Youtube-Kanal der Gemeinde geteilt.
 
Tourismus und Leben in Grömitz
Im Fokus der Befragung hatte nicht nur der Ort als Tourismusstandort, sondern auch als Lebensort gestanden. Zwar spiele der Tourismus mit einem Bruttoumsatz in 2019 von 179 Millionen Euro ohne Frage eine herausragende Rolle für den Ort, doch bei der Befragung sollte es nicht nur darum gehen, so Frank Simoneit in seiner Begrüßung. Insbesondere zwei Fragen sollten im Fokus stehen:
 
1. Wie wollen wir in Zukunft hier leben und arbeiten?
 
2. Wie wollen wir den Tourismus zukünftig ausgestalten und entwickeln?
 
Bürgerbefragung
Von 3.000 befragten Grömitzern hatten 738 Personen an der Befragung teilgenommen. Die Ergebnisse stellte Bente Grimm vom NIT (Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa) vor.
 
Grömitz werde sowohl von Einheimischen als auch von Zugezogenen mehrheitlich als lebenswerter Ort wahrgenommen und auch die Auswirkungen des Tourismus werteten die Befragten grundsätzlich eher positiv. Gleichwohl gebe es im Hinblick auf den Tourismus und seine Auswirkungen jedoch auch kritische Stimmen, die einen relevanten Anteil ausmachten. „Der Tourismus in Grömitz polarisiert“, erläuterte Bente Grimm. Denn die Grömitzer sehen ihn zwar als wichtig für den Ort an, gleichzeitig befanden sie mehrheitlich, dass die Auswirkungen des Tourismus auf ihre persönliche Situation eher negativ seien. Da sei der Ort gespalten, so Grimm. Als positiv nannten die Befragten die Themen Wirtschaftsförderung, Nahversorgung und die Vielfalt der Gastronomie. Negativ wurden Überfüllung, Verkehrsprobleme und hohe Preise genannt. Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Umfrage sei gewesen, dass sich die Grömitzer eine bessere Information hinsichtlich der Ortsplanungen wünschten und zudem auch gern eingebunden werden möchten. Während die Mehrheit der Befragten weitere Hotelneubauten eher kritisch sahen, fand die Idee, den Urlaubsort klimafreundlicher auszubauen durchaus Anklang. Stark erwünscht sei unter anderem bezahlbarer Wohnraum für Einheimische und Saisonkräfte, mehr Angebote für junge Menschen, die Eindämmung des Autoverkehrs und die Förderung des Radverkehrs, teilte Grimm mit.
 
In einer nächsten Runde sollen die Themen nun in kleineren Gruppen bearbeitet werden. Alle Einwohner, die sich beteiligen möchten, können sich dafür bis zum 18. April 2022 per Mail an das NIT unter oek-groemitz@nit-kiel.de oder telefonisch unter 0431/6665670 bewerben.
 
Die Präsentation der Bürgerbefragung kann man auf dem Youtube-Kanal des Ortes unter www.youtube.com/watch?v=wN1v2XCff6g anschauen. (gm)


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