Alexander Baltz

Deutschlands Gold-Hoffnung in Grömitz:  Vanessa Low fit für die Paralympics in Rio

Die 26-jährige Leichtathletin aus Ratzeburg am Grömitzer Yachthafen.

Die 26-jährige Leichtathletin aus Ratzeburg am Grömitzer Yachthafen.

Grömitz. Wenn die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro am kommenden Sonntag zu Ende gehen, hört das Daumendrücken für Deutschland noch lange nicht auf: Vom 7. bis zum 18. September finden die Paralympics statt, eine ebenso hochwertige und vielleicht noch spannendere internationale Wettkampfveranstaltung für Sportler mit Handicap. Mit dabei ist die 26-jährige Vanessa Low aus Ratzeburg. Durch einen Unfall am Bahnsteig hatte sie 2006 beide Beine verloren und ist seitdem auf Prothesen angewiesen. Aufgeben kam für die gebürtige Lübeckerin aber nicht infrage. Sie begann schon bald nach dem Unfall mit Behindertensport und knackte bereits mehrfach den Weltrekord im Weitsprung, aktuell mit 4,79 Metern im Oktober 2015. Die Sportlerin nahm 2012 bei den Paralympics in London teil und reist am 31. August nach Rio de Janeiro, inklusive persönlicher Verabschiedung durch Bundespräsident Joachim Gauck. Die Teilnahme an den Paralympics war erst noch unsicher, weil ihr in Arizona bei einem Wettkampf die Prothesen gestohlen worden waren. Die sind zwar mittlerweile anonym zurückgegeben worden, aber dennoch braucht Vanessa Low für solche Fälle dringend Ersatzprothesen. Deswegen hat sie am vergangenen Wochenende Grömitz besucht und sich dort mit Mario Heinzig aus Nordrhein-Westfalen getroffen, der die Sportlerin seit einem Jahr unterstützt. Heinzig ist Firmeninhaber in der metallverarbeitenden Industrie und gerade mit der Familie in Grömitz. Er hat für Vanessa Low spezielle Teile für die Ersatzprothesen anfertigen lassen, die er ihr in Grömitz persönlich übergeben konnte. Erst durch diesen Besuch in Grömitz ist also die Reise nach Rio de Janeiro sicherer und entspannter geworden, falls die Ersatzprothesen doch noch zum Einsatz kommen müssen. „Mir war es wichtig, diese Übergabe persönlich stattfinden zu lassen, deswegen bin ich nach Grömitz gekommen. Für die Unterstützung durch die Familie Heinzig bin ich unheimlich dankbar“, verriet die Weltrekordlerin im exklusiven Gespräch mit dem reporter stolz.
 
Nach drei Jahren in Oklahoma City in den USA hat Vanessa Low immer wieder das Heimweh nach Ratzeburg und die Lübecker Bucht gepackt: „Ich habe immer probiert, im Sommer und zu Weihnachten nach Hause zu kommen. Nun bin ich seit Juni wieder hier bei meinen Eltern und möchte nach Rio auch weiterhin erstmal in Deutschland bleiben“, sagte Vanessa Low.
 
Nun laufen die letzten Vorbereitungen für die Spiele in Brasilien. „Ich möchte Bestleistungen abrufen. Ich habe den Weltrekord im Weitsprung, den ich gern ausbauen möchte. Wenn alles gut läuft, hoffe ich natürlich darauf, eine Goldmedaille mit nach Hause bringen zu können, entweder im Weitsprung oder beim 100-Meter-Lauf“, so die Paralympics-Teilnehmerin weiter. Vielleicht trägt der „Spirit von Grömitz“ ja ein kleines bisschen zu diesem Erfolg bei. (ab)


Weitere Nachrichten aus Neustadt in Holstein

UNTERNEHMEN DER REGION

Meistgelesen