Gesche Muchow

Dicke Luft zum Jahreswechsel - Ist ein Feuerwerk heute noch zeitgemäß?

Ein Feuerwerk geht auch etwas besinnlicher. Immerhin 60 Prozent der Bundesbürger sprechen sich für ein Ende der archaischen Böllerei an Silvester aus.

Ein Feuerwerk geht auch etwas besinnlicher. Immerhin 60 Prozent der Bundesbürger sprechen sich für ein Ende der archaischen Böllerei an Silvester aus.

Bild: Gesche Muchow

Nicht nur in Deutschland gehören Feuerwerke gerade in der Silvesternacht zu einem beliebten Brauch, um das alte Jahr gebührend zu verabschieden und das neue willkommen zu heißen. Doch auch weit verbreitete Sitten sollte man durchaus kritisch hinterfragen. Verschreckte Tiere, verpestete Luft und jede Menge Müll auf Bürgersteigen und Straßen bilden die Kehrseite der Medaille. Wie könnte das Silvester der Zukunft aussehen?
 
Feinstaubbelastung: Am ersten Tag des neuen Jahres ist die Feinstaub-Konzentration vielerorts so hoch wie sonst im ganzen Jahr nicht. Neben dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) zählen die ultrafeinen Partikel zu den gefährlichsten Luftschadstoffen. Die Europäische Umweltagentur hat Anfang Oktober 2019 eine aktuelle Gesundheitsstudie veröffentlicht und warnt vor 59.600 vorzeitigen Todesfällen in Deutschland durch Feinstaub – pro Jahr. Innerhalb weniger Stunden setzen Feuerwerkskörper zum Jahreswechsel circa 5.000 Tonnen Feinstaub frei, das entspricht 16 Prozent der jährlich im Straßenverkehr entstehenden Feinstaubmenge.
 
Gesundheitsgefährdung: Das Einatmen von Feinstaub gefährdet die menschliche Gesundheit. Die Wirkungen reichen von vorübergehenden Beeinträchtigungen der Atemwege über einen erhöhten Medikamentenbedarf bei Asthmatikern bis zu Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen. Hinzu kommt, dass viele Menschen an Silvester mit Verletzungen durch Feuerwerkskörper in der Notaufnahme landen. Die Zahl an Verbrennungen, Augenverletzungen bis hin zu dauerhaften Hörschäden beläuft sich auf bis zu 8.000 Menschen jährlich, rund ein Drittel dieser Menschen behält bleibende Schäden, so eine Meldung im Deutschen Ärzteblatt aus dem Jahr 2013.
 
Tiere schützen: Mit der Knallerei zu Silvester werden nicht nur böse Geister vertrieben, sondern auch manche Vierbeiner. Für Haus- und Wildtiere ist das Böllern enormer Stress. Am besten hilft man seinem Vierbeiner, wenn man die Wohnung in einen ruhigen Rückzugsort verwandelt.
 
Kosten: Nicht nur laut, sondern auch extrem teuer ist das Silvesterfeuerwerk. Die Deutschen schießen in dieser Nacht zwischen 100 und 150 Millionen Euro in die Luft.
 
Das Bundesumweltamt plädiert an alle: „Wenn Sie zur Verminderung der Feinstaubbelastung in der Silvesternacht beitragen möchten, können Sie Ihr persönliches Feuerwerk einschränken oder sogar ganz darauf verzichten. Das hilft nicht nur der Gesundheit, sondern auch der Umwelt, verursacht weniger Müll und reduziert den Energieaufwand, der bei der Herstellung der Feuerwerkskörper erheblich ist“.
 
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) setzt sich bereits seit vielen Jahren für ein Ende der archaischen Böllerei zu Silvester ein und erfährt dabei eine breite Unterstützung von fast 60 Prozent der Bevölkerung laut einer Umfrage. Nur eine Minderheit von 40 Prozent der Bundesbürger spricht sich für ein Fortbestehen der für die Luftreinhaltung sowie für die Gesundheit von Mensch und Tieren abträglichen Schwarzpulver-Böllerei aus.
 
Alternative Ideen zum Feuerwerk: Wir haben einmal drei Tipps zusammengestellt, wie man auch ohne Feuerwerk ein rauschendes Silvesterfest feiern kann:
 
1. Anstelle der Schwarzpulver-Böllerei bietet sich gerade in größeren Städten eine Licht- oder Lasershow an.
 
2. Anstelle von Böllern, einfach die Korken knallen lassen.
 
3. Bengalisches Feuer oder Wunderkerzen sehen auch schön aus und sind vor allem für Kinder eine bessere, weil ungefährliche Alternative zu den herkömmlichen Knallern. (gm)


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