Ireen Nussbaum

„Die Kunst ist in der Natur … - Ausstellung „natürlich“ hat eröffnet

Schönwalde. …, man braucht sie nur herauszureißen“. „Ein revolutionäres Statement des deutschen Malers Albrecht Dürer, das ebenso eine zuvor in dieser Weise nicht gekannte Nähe zur Natur reklamierte wie auch die Erfahrung des Dreidimensional-Räumlichen. Gleichzeitig forderte Dürer in seiner These eine Nähe zur Wirklichkeit ein. Die Wiedergabe des natürlichen Erscheinungsbildes von Menschen, Kreaturen und Pflanzen“, eröffnete die Kunsthistorikerin Dagmar Rösner die Ausstellung „natürlich“am vergangenem Samstag auf dem Bungsberg.
 
Der gewählte Titel eröffne in seiner Vieldeutigkeit unbegrenzte Möglichkeiten. So wurde die Natur bereits in der Geschichte auf unterschiedliche Weise wahrgenommen: als Bedrohung der eigenen Existenz oder als lebensspendender Garten. „Erst in der Moderne im 20. Jahrhundert kam es zu einer tief greifenden Vermischung in der Erfahrung von Wirklichkeit und Natur. Künstler arbeiten heute nach wie vor als Maler, Grafiker oder Bildhauer - neue künstlerische Ausdrucksformen wie die Objektkunst, Performance, Fotografie oder der Film bahnten sich ihren Weg. Mit der Folge, dass der Betrachter dieser Kunst mehr denn je gefordert ist zu zweifeln, zu fragen, zu urteilen und sich auf diese Weise Kunst überhaupt zugänglich zu machen“, erläuterte die Kunstkuratorin. Umso nachhaltiger scheint die Wirkung von den in der Ausstellung zusammengestellten Naturbildern zu sein: Klassische Landschaften mit blühenden Bäumen und Feldern, die in ihrer Wiedergabe nicht verfremdet oder gar entstellt dargestellt wurden, beschreiben das Verlangen nach einer intakten Natur. Diese vermag aber auch einen surrealen Impuls auszulösen wie beispielsweise bei der Arbeit von Erhard Rimek. Sein Werk „ToKoRi“ (totes Korallenriff), eine Mischtechnik mit Bitumen auf Leinwand, zeigt nicht die klassische Schönheit der Korallenriffe unter Wasser: ihre erstaunliche Architektur, ihr Formenreichtum und ihre Farbenpracht. Erhard Rimek blickt über die rosafarbene Brille hinaus und setzt sich kritisch mit dem dunklen Thema Umweltzerstörung und der Bedrohung der Korallenriffe durch den Klimawandel und die damit verbundene Erwärmung der Meere, die zur sogenannten Korallenbleiche führt, auseinander. „Zudem verwüsten Frachter und destruktive Fischereimethoden ganze Riffe, Korallen, Muscheln und Schnecken. In vielen Ländern verschlammen die Riffe, weil Landboden nach Rodungen ins Meer geschwemmt wird. Nicht zuletzt hat das Korallensterben an den Küsten auch vernichtende Konsequenzen für die Fischerei. Denn in den Riffen ernähren sich viele Jungfische, bevor sie ins offene Meer ziehen. Sie sind dort geschützt“, begründete der Maler sein Motiv in einem Gespräch mit dem reporter. Seine besondere Sichtweise verleiht den Arbeiten ihren künstlerischen Ausdruck.
 
Als Verweis auf die Landesgartenschau in Eutin werden nur gewählte Arbeiten aus den Kunstsammlungen der Sparkassenstiftung präsentiert, die sich mit dem Thema „Natur“ auseinandersetzen. Sie offenbaren die existenzielle Fülle des Natürlichen und die nahezu unbegrenzte Möglichkeiten seiner künstlerischen Wiedergabe. Die Werke der zeitgenössischen Künstler Schleswig-Holsteins sind noch bis zum 28. August täglich von 11 bis 17 Uhr im „Erlebnis Bungsberg“ zu besichtigen. Der Eintritt ist frei. (inu)


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