Marlies Henke

Ein Zuhause für Generationen: Jugendtreff feierte 50-jähriges Bestehen

Neustadt in Holstein. Ein halbes Jahrhundert Begegnung, Engagement und Jugendarbeit: Der Jugendtreff am Gogenkrog - besser bekannt als „das Treff“ - hat am Samstag sein 50-jähriges Bestehen gefeiert. Gäste aus Politik, Vereinen und der Stadtgesellschaft sowie viele „Ehemalige“ würdigten die Bedeutung der Einrichtung, die seit ihrer Eröffnung 1975 unzählige junge Menschen begleitet hat.

Vom Provisorium zur Institution
„Das Treff steht für Vielfalt, Toleranz und Mitmenschlichkeit“, sagte Bürgervorsteher Heinrich Holtfester. In seiner Rede erinnerte er an die lange Geschichte des Projektes. „Schon vor 75 Jahren wurde vom Stadtjugendring gewünscht, dass ein so genanntes ‚Haus der Jugend‘ gebaut wird. Man hatte vorher einen eher provisorischen Holzbau an der damaligen Hochtorgrundschule, und es folgte eine kleine Jugendeinrichtung vor dem Kremper Tor.“ Viele Standorte wurden dann geprüft und Pläne verworfen, bis am 19. März 1975 endlich die Eröffnung des Jugendzentrums am Gogenkrog stattfand.
Seitdem hat sich das Angebot stetig erweitert: 1997 wurde hier das Kinder- und Jugendparlament gegründet, im Jahr 2000 folgten der Stadtteiltreff – heute Familientreff – sowie das Jugendcafé im Jahr 2002 (der reporter berichtete).

Eine Konstante im Wandel
Seit 1989 ist Gisela Vehring das Gesicht - und Herz - des Jugendtreffs. Ob sich die Jugend in all den Jahren verändert habe, werde sie oft gefragt, erzählte Vehring. Ihre Antwort: „Ja und nein.“ Während sich Gesellschaft und Technologie gewandelt hätten, seien die Grundbedürfnisse gleich geblieben. „Ein Keks, etwas Obst, ein Süppchen oder bei Älteren der Pott Kaffee bewirken oft Wunder. Viele sehen das Treff als ihr zweites Zuhause, wo man wahrgenommen, wertgeschätzt und respektiert wird, wo man Geborgenheit und auch mal Reibungsfläche findet.“ Für sie bleibt die Einrichtung unverzichtbar – gerade in den heutigen, herausfordernden Zeiten: „Im Treff, Jugendcafé und Familientreff gibt es reale Begegnungen, ein Miteinander, und das alters-, bildungs-, kultur-, religions- und geschlechterübergreifend. Ein Jugendtreff kann Orientierung bieten und helfen, Dinge einzuordnen und Antworten zu finden – ohne zu verführen oder abzuzocken.“

Prägende Erfahrungen, starke Bindungen
Niko Radomirovic, ehemaliger Besucher und heutiger Ehrenamtlicher, erinnerte sich: „Dieser Ort war für mich ein Platz der Selbstverwirklichung, an dem man ohne Vorurteile empfangen wurde.“ Auch Tina Zupke und Carsten Wendt vom Förderverein „Initiative Jugend“ unterstrichen die wichtige Rolle des Jugendtreffs. „Junge Menschen brauchen besondere Aufmerksamkeit in ihrer Entwicklung. Die Stadt hat das erkannt und dieses Haus geschaffen“, so Wendt, der selbst vom Treff geprägt wurde. „Gisela hat meinen Lebensweg beeinflusst – ohne sie wäre ich heute kein Erzieher.“

Ähnlich erging es Mitbegründer der „Initiative Jugend“ Marco Grigorius, der mit 17 zum ersten Mal ins Treff kam. Heute arbeitet er als Schulsozialarbeiter. „Jede Generation hinterlässt hier ihre Spuren“, sagt er. „Man sieht es an der Deko – neue Generationen bringen ihren eigenen Style mit. Es ist schön zu beobachten, wie sich das Haus immer weiterentwickelt.“

Albert Haase erinnerte an die historische Entwicklung des Jugendtreffs und den Garten der Gilde, der sich einst auf dem heutigen Gelände befand. Erst durch einen Grundstückstausch konnte der Bau des Jugendzentrums realisiert werden. Besonders nach den Herausforderungen der Corona-Zeit sei Gemeinschaft und Begegnung bedeutend: „Wir haben die verdammte Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Schäden schnellstens behoben werden. Macht weiter – es ist wertvoll!“

Ein Haus – viele Lebenswege
"Das Treff"  ist längst mehr als nur ein Treffpunkt für junge Menschen – er ist ein Zuhause für viele verschiedene Gruppen. Vereine wie der Neustädter Volkstanzkreis oder Neustädter Tanzclub sowie ukrainische Tanz- und Fitnessgruppen haben hier einen festen Platz gefunden. Über dieses harmonische Miteinander freut sich Gisela Vehring besonders: „Das Haus ist eines der wenigen, wo Verbands- und offene Jugendarbeit so gut unter einem Dach zusammenkommen – mit Musik und Tanz, Kinder- und Jugendarbeit und Angeboten für Erwachsene und Senioren. Darauf bin ich megastolz.“ (he)


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