Eine schwere Entscheidung! Wird der Wasserturm abgerissen?
Neustadt in Holstein. Der Wasserturm in der Mecklenburger Straße wurde 1929 errichtet und zählt für viele Neustädterinnen und Neustädter als eines der Wahrzeichen der Stadt. Doch die Fassade bröckelt im wahrsten Sinne des Wortes. Bereits im Juni 2024 fielen erste Betonteile herab. Da um den Wasserturm herum die gleichnamige Kita beheimatet ist, eine große Gefahr. So sieht es auch das Bauamt: „Glücklicherweise ist bisher niemandem etwas passiert. Es besteht nun akute Gefahr für die direkt neben dem Turm spielenden Kinder und Erzieher. Daher wurde der Bereich um den Turm sofort abgesperrt und eine Begutachtung durch einen Tragwerksplaner beauftragt“, erklärte Bauamtsleiterin Antje Weise gegenüber dem reporter. Der Turm ist zwar nicht einsturzgefährdet, Handlungsbedarf besteht dennoch. Zurzeit sind die Freiflächen um den Turm für die Kinder nicht mehr nutzbar und durch Bauzäune vom Freigelände abgetrennt. „Uns fehlt dadurch circa ein Viertel unsrer Außenfläche inklusive Schaukel und Wippe“, beklagte Kitaleiter Karsten Schau. Es müsse daher dringend eine Lösung her. Diese könnte bereits am morgigen Donnerstag vorliegen. Dann wird im Bauausschuss entschieden, ob der Wasserturm komplett abgerissen werden soll.
Dafür spricht der finanzielle Aufwand. Eine Sanierung würde mindestens 130.000 Euro kosten und nur circa 30 Jahre anhalten. Ein Abriss wäre deutlich günstiger, zumal auch nach einer Sanierung nach bisherigem Stand kein zusätzlicher Nutzen entsteht. Derzeit wird der Wasserturm aufgrund seiner Höhe von einem Mobilfunkanbieter als Funkantennenmast genutzt und im Erdgeschoss lagern die Außenspielgeräte der Kita. Diese Lagerfläche werde allerdings dringend benötigt, sagt Karsten Schau. Der Kindergarten nutze derzeit die gesamte untere Etage. Im Falle eines Abrisses werde ein ausreichend großer Ersatz benötigt, erklärte er, ein kleiner Schuppen reiche da nicht aus. Ein Schuppen ist bisher im Beschlussvorschlag als Ersatz vorgesehen.
Der Wasserturm wird jedoch seit Jahrzehnten nicht mehr für andere Zwecke genutzt. Auf die Frage, warum das so ist, antwortete Antje Weise: „Die Verwaltung macht sich schon länger Gedanken über eine sinnvolle Nutzung des Wasserturmes, neben der Nutzung als Antennenstandort und Unterstellmöglichkeit für die Kitaspielgeräte. Es gab in den 1980er Jahren sogar schon mal eine Prüfung, ob man ihn für zusätzliche Gruppenräume für die Kita ausbauen könnte, was jedoch wegen der barrierefreien Erschließung und dem Rettungsweg nicht möglich ist.“
Die Möglichkeit zum Beispiel eine städtische Betriebswohnung dort zu schaffen, wurde aufgrund der zu hohen Kosten ebenfalls wieder verworfen, genauso wie die Idee, den Turm an private Investoren zu veräußern. Der Turm befindet sich inmitten eines Kitagrundstücks und ist umgeben von einer Gemeinbedarfsfläche. Antje Weise betont jedoch weiterhin: „Grundsätzlich sprechen keine Gründe gegen eine Nutzung nach der Sanierung. Sie muss angesichts unserer angespannten Haushaltslage jedoch einen wirtschaftlichen Ertrag oder gemeinnützigen Wert einbringen, der die Sanierungskosten und die langfristigen Unterhaltungskosten rechtfertigt.“
Es bleibt also abzuwarten, wie der Beschluss im morgigen Bauausschuss ausfällt. Erst dann werden die genauen Abrisskosten ermittelt, die jedoch deutlich geringer als die Sanierungskosten und ohne Folgekosten erwartet werden. Der Wasserturm steht übrigens nicht unter Denkmalschutz, dürfte also auch abgerissen werden.
Den historischen Wert des Gebäudes sieht man auf Seiten des Bauamtes dennoch: „Der Vorschlag den Wasserturm abzureißen fällt mir persönlich auch sehr schwer“, erklärte Antje Weise. Ein Gebäude müsse aber, wenn es aufwendig saniert und umgenutzt wird, auch eine sinnvolle und wirtschaftlich oder gemeinnützig tragfähige Nutzung erhalten. Nur für die bisherige Nutzung sei der Aufwand zu groß. Es sprechen also allein wirtschaftliche Gründe aufgrund der Haushaltslage für den Vorschlag des Abrisses.
Karsten Schau sieht zuallererst das Wohl der Kinder: „Wenn die Sicherheit bedroht ist, dann muss da etwas passieren. Ein Abriss wäre für uns natürlich trotzdem schade. Der Wasserturm ist unser Symbol.“ Viele Eltern hoffen nach seinem Kenntnisstand ebenfalls auf eine Sanierung. Sollte der Bauausschuss dem Beschlussvorschlag zustimmen, könnte der Abriss noch in diesem Jahr erfolgen. Die Kosten dafür würden aus Bauunterhaltungsmitteln aus dem aktuellen Haushalt bezahlt werden. Die Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Bauausschusses findet übrigens öffentlich am Donnerstag, dem 30. Januar um 19.30 Uhr in der Tourist-Info Pelzerhaken statt. (ko)