Alexander Baltz

„Fachkräftemangel und Overtourism“

Touristiker*innen trafen sich zum Strandkorbgespräch mit Ingo Gädechens

Grömitz. In welche Richtung sollte sich der Tourismus in Ostholstein entwickeln und wie geht es unter Pandemie-Bedingungen weiter? Darüber diskutierten am vergangenen Donnerstag Tourismuschefinnen und -chefs mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten Ingo Gädechens, der diese Gespräche am Strand in lockerer Atmosphäre traditionell in jedem Jahr durchführt, um Wünsche aus den Tourismushochburgen mit in die Bundespolitik nehmen zu können.
 
 
„Tourismus ist unser Hauptwirtschaftszweig in dieser Region. Deshalb ist Tourismus auch Wirtschaftspolitik“, so Ingo Gädechens. Jedoch müssten Maß und Mitte bewahrt werden. Zwar habe man an der Küste keinen Massentourismus, sei aber sehr gut ausgebucht. Wann ist die Grenze erreicht? Darüber wurde kräftig diskutiert. Ein „Höher, Schneller, Weiter“ solle es jedenfalls nicht geben, auch, wenn man gleichzeitig nicht an dem Ast sägen dürfe, auf dem man sitze, erklärte der Haushaltspolitiker. Die Interessen von Einwohner*innen müssten berücksichtig werden, vor allem, wenn es um größere Bauvorhaben gehe. Die Beteiligten an der Gesprächsrunde stellten einstimmig fest, dass es keinen Fachkräftemangel, sondern einen generellen Kräftemangel gibt. In dieser Saison fehle es an allen Ecken an Personal.
 
 
Katja Lauritzen vom Ostsee-Holstein-Tourismus bedankte sich für den Mut der Landesregierung, bereits im April Modellregionen (Niendorf bis Rettin) an den Start zu bringen. So konnte man in vielen Orten an der Lübecker Bucht schon loslegen. In den entsprechenden Orten gehe es dem Tourismus gut. Wegen Tests und Impfungen solle jedoch die 50-Prozent -Regelung (Auslastung) aufgehoben werden.
 
 
Bürgermeister Mark Burmeister war auch in der Funktion als Touristikleiter anwesend und freute sich besonders darüber, dass Grömitz bei den Übernachtungszahlen wieder das Vorjahresniveau erreichen konnte, trotz des späten Tourismus-Starts. Das Buchungsverhalten der Gäste sei jedoch eindeutig spontaner geworden. Für die Zukunft müsse man die Verkehrssituation im Ort überdenken. Burmeister schlug vor, einen Shuttelservice nach Hamburg oder Lübeck zu prüfen, um Gäste vom am Bahnhof oder Flughafen abzuholen und den Ort so autofreier zu bekommen. Wichtig für Grömitz sei auch, neuen Wohnraum für Einwohner*innen zu schaffen und Leerstände durch ungenutzen Wohnraum zu vermeiden. Jacqueline Felsmann vom Tourismus-Service betonte, dass Themen wie Fachkräftemangel, Wohnungsbau und vor allem der Overtourism (zu viel Tourismus, der Konflikte zwischen Besuchern und Einheimischen schafft) nur von den Küstenorten gemeinsam angegangen werden können. Spannend sei auch die Frage, wie es touristisch im Herbst und Winter bei steigenden Fallzahlen weitergehe. (ab)


UNTERNEHMEN DER REGION

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