Grömitz: Schüler übernehmen Verantwortung beim Projekt „Eltern-Probezeit“
Grömitz. Eltern werden bedeutet in erster Linie eins: Verantwortung übernehmen. Vor allem in den ersten Lebensmonaten ist das Baby komplett auf die Versorgung durch die Eltern angewiesen. Dazu gehört neben dem sich Kümmern, Schaukeln, Tragen auch das Füttern, Wickeln, Waschen und vieles mehr. In der Theorie mag das für so manchen nach einer locker machbaren Aufgabe klingen. Die Praxis sieht aber meist ganz anders aus.
Das durften jetzt auch sieben Schülerinnen und ein Schüler von der Gemeinschaftsschule Grömitz erfahren. Sie meldeten sich für das freiwillige Projekt „Eltern-Probezeit“ und wurden für insgesamt vier Tage - und 3 Nächte - mit sogenannten Säuglings-Simulatoren ausgestattet. Die Simulatoren reagieren wie echte Babys und stellen die gleichen Forderungen. Der Umgang mit ihnen wird mithilfe eines Computers genau aufgezeichnet und am Ende des Kurses ausgewertet.
Während des viertägigen Kurses traf sich die Gruppe vormittags mit Kursleiterin Daniela Le Grand vom Familienzentrum und sprach über die eigenen Erfahrungen, den Umgang mit Sexualität, Schwangerschaft, Babypflege und -versorgung, Ernährung und Erziehung. Gleichzeitig stand Daniela Le Grand auch außerhalb der Unterrichtszeiten über ein Notfall-Telefon zur Verfügung.
Am Kursende waren sich alle Teilnehmer einig: Es war anstrengend. Vor allem nachts hatten die Schüler mit teils sehr langen Schlafunterbrechungen zu kämpfen. Aber auch Situationen im voll besetzten Bus mit lauthals schreienden Baby stießen die Schüler an ihre Grenzen.
Auch das Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse war für die Jugendlichen eine neue Erfahrung. „Früher hatte ich morgens Zeit, um mich fertigzumachen“, erzählt Sahar Alizadeh. Für die 16-Jährige fiel das während der Eltern-Probezeit meistens aus. Auch der 15-jährige Jordan betonte, er habe es sich leichter vorgestellt. Dennoch würden alle Teilnehmer anderen empfehlen, das Projekt beim nächsten Mal wahrzunehmen.
Ziel des Kurses sei es aber nicht, die Schüler abzuschrecken. Vielmehr den verantwortungsvollen Umgang mit sich selbst und anderen zu lernen habe Priorität, so Kristina Bruhn vom Kinderschutzbund. Die Schüler wurden im Rahmen des Projektes gleichzeitig aufgeklärt über sexuell übertragbare Krankheiten, Verhütung, Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen.
„Wie ernähre ich mich und was braucht mein Baby an Nahrung und Vorbild, um gesund aufzuwachsen“, ist ein weiteres Thema in diesem Kurs. Die berufliche Perspektive der Jugendlichen und die Vorstellung des zukünftigen Werdegangs und der Rollenverteilung bei zukünftiger Elternschaft wurde diskutiert und überdacht. Zudem wurde das Familienzentrum Neustadt besucht und verschiedenste Helfersysteme und deren Nutzen beleuchtet. (ko)