

Neustadt. „...von gar nicht abschätzbarer Bedeutung“ -
Frauen schreiben Reformationsgeschichte“ lautet der Titel einer beeindruckenden
Wanderausstellung, die noch bis Mitte November Station im zeiTTor-Museum macht.
Eröffnet wurde die Präsentation im feierlichen Rahmen am vergangenen
Mittwochabend.
Für die Ausstellung wurden von zahlreichen Helferinnen aus allen
Kirchenkreisen der Nordkirche 60 reformatorisch engagierte Frauen aus Archiven,
Kirchenbüchern und persönlichen Erinnerungen aufgespürt. Durch dieses „crowd
sourcing“ trage die Ausstellung eine innovative und frische Handschrift, so
Propst Dirk Süssenbach bei der Eröffnung.
Diese Frische trägt sich auch bei der Präsentation der 20 Biografien fort,
die anschaulich auf Lichtkörpern gezeigt werden. In der Mitte der Raums werden
noch einmal vier Frauen vorgestellt, die besondere Wichtigkeit für den
Kirchenkreis Ostholstein hatten. Es handelt sich hierbei um Johanna Eleonora
Petersen (1644-1724), prominente Schriftstellerin theologischer Werke im
Pietismus, Johanna Maria Friederike Hollensteiner (1840-1896), eigenständige
Pfarrfrau, die sich innerhalb der festgesteckten gesellschaftlichen Grenzen
ihrer Zeit an der Seite ihres Mannes für sozial Schwache einsetzte, Elisabeth
Meltz (1835-1902), deren Lebensinhalt es war, Mädchen und Frauen eine schulische
Ausbildung zu ermöglichen, und Emmi Bonhoeffer (1905-1991), die nach dem Krieg
einen Hilfsverein in Stawedder organisierte.
„Der Anteil der Frauen an dem Lauf der Geschichte wurde oft ignoriert“, sagte
Bürgermeisterin Dr. Tordis Batscheider in ihren Grußworten und freute sich, dass
die gelungene Ausstellung deutlich zeige, dass „Frauen Mut und Engagement an den
Tag gelegt haben, um für ihre Überzeugungen zu kämpfen“. Auch Propst Süssenbach
lobte diese Dokumentation der kirchlichen Geschichte, deren Vorbereitung zwei
Jahre in Anspruch genommen habe und merkte gleichzeitig an: „Reformation ist
zeitlos. Sie muss immer wieder geschehen.“
„Die Frauen der Ausstellung halten uns einen Spiegel vor und wir sind zur
Resonanz aufgerufen“, erklärte Ulrike Koertge, Leiterin des Frauenwerks der
Nordkirche, die befand, dass es gut sei, Vorfahrinnen im Geiste zu haben, die
dabei helfen, die „garstigen Gräben der Geschichte zu überwinden“. Durch die
besondere Lichtkörperinstallationen seien sie aus dem Dunkeln der Geschichte ans
Licht geholt worden. Zudem passe die Präsentation zu der großen Strahlkraft und
Stärke, die diese Frauen gehabt haben, so Ulrike Koertge. Weitere Sprecherinnen
der Vernissage waren Andrea Rathjen und Ruth Gänßler-Rehse vom Frauenwerk des
Kirchenkreises, die unter anderem das Begleitprogramm vorstellten. Regelmäßig
finden Führungen statt (Anmeldung bei Andrea Rathjen, Telefon 04561/16721).
Zudem stellt die Neustädter Stadtbücherei zeitgenössische Romane und andere
Bücher zur Reformation aus. Auch die Ausstellung regt zur aktiven
Auseinandersetzung mit dem Thema an. Neben großen Stelen mit Porträts der Frauen
und kurzen Infotexten umfasst sie Exponate zum Anfassen und Ausprobieren,
Vitrinen, eine Hörstation, einen Film und ein Kartenspiel.
Bis zum 13. November sind Besucher dienstags bis samstags zwischen
10.30 und 17 Uhr willkommen, sonntags hat die Ausstellung von 14 bis 17 Uhr
geöffnet. (gm)