Ireen Nussbaum

Kunst trifft Herz und Hand -Ausstellung von Käte Huppenbauer im Pfarrhof

Schönwalde. „Sich berühren lassen“ – so heißt die aktuelle Ausstellung von Käte Huppenbauer, die am vergangenen Samstag eröffnet wurde. Noch bis zum 18. August sind die Objekte der Künstlerin im historischen Pfarrhof an der evangelisch-lutherischen Kirche zu sehen.
 
 Der Titel der Ausstellung ist Programm. Er manifestiert sich in zweierlei Hinsicht: als Kunst zum Anfassen und als Angebot an den Betrachter, sich auf die Empfindungen einzulassen, die das Kunstwerk in ihm auslöst. Dafür hat Käte Huppenbauer 53 Arbeiten aus verschiedenen Hölzern, Speckstein, Ton und Bronze zusammengestellt.
 
Dabei erzählt jedes einzelne Werk eine tiefgehende Geschichte. Zum Beispiel die Specksteinfigur „Abwehr und Annahme“. Sie zeigt eine Hand, die einen großen Stab hält. Dreht man die Skulptur, bilden Hand und Stab von der anderen Seite eine harmonische Einheit. „Das ist der Knüppel, den wir uns selber zwischen die Beine werfen“, erklärte Käte Huppenbauer im Gespräch mit dem reporter. Es gehe dabei darum, dass man immer wieder auf die gleichen Menschen hereinfalle, sich verletzen lasse und sich dann darüber ärgere. „Wenn wir uns dies aber bewusst machen, die Hand ausstrecken und ‚Stopp‘ sagen, dann können diese Erfahrungen zum Segen werden“, so die Künstlerin aus Neustadt. Eine andere Arbeit zeigt vier bearbeitete Eichenholzklötze, die aus dem über 700 Jahre alten Gewölbe der Klosterkirche in Preetz stammen. Käte Huppenbauer gestaltete „Messdiener“ aus den Balken, deren freigelegtes Kernholz das Werden, Leben, das Überleben und Vergehen zu zeigen scheint.
 
Viele Objekt sind aus alten Holzbalken, verrotteten Baumwurzeln oder verknorrten Ästen entstanden. Fundstücke, die ihr Freunde bringen oder die sie selbst aufstöbert. „Das sind wahre Schätze, teilweise in einem fürchterlichen Zustand, aber ich weiß ja, dass etwas Spannendes dahinter steckt“, sagte Käte Huppenbauer. Denn plötzlich entdeckt sie unter der morschen Rinde eine Figur, die sie dann Gestalt werden lässt.
 
Die 1937 in Rostock geborene Künstlerin erlebte als Kind den Zweiten Weltkrieg und die Nachkriegszeit. Heute engagiert sie sich mit ihrem Mann, Pastor i.R. Christoph Huppenbauer, als Flüchtlingshelfer. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die vielen dargestellten Gesichter. Gesichter, die Trauer, Angst, Ekel oder Freude ausdrücken. „Sie spiegeln Momente im Leben wider, die für alle Menschen zu jeder Zeit bedeutend sind oder waren“, erklärte Käte Huppenbauer. Auch Christoph Huppenbauer betonte, dass beim Betrachten der Werke weniger Kunstsachverstand als „Kunst-Emotionsverstand“ gefragt sei und führte als Beispiel die „Betenden Hände“ von Albrecht Dürer an. „Für mich ist dieses Werk immer noch Kunst, auch wenn es durch die Massenproduktion zu Kitsch verkommen ist. Doch schaut man bewusst auf die verzweifelt ausgestreckten Hände von Flüchtlingen, dann kann diese Geste das Herz geradezu aufwühlen. Und ich sehe auf einmal ganz neu die verzweifelte Sehnsucht und das Ringen um Hilfe und nackte Überlebensmöglichkeiten in diesen Händen.“ (he)


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