Petra Remshardt

Man ist der cool, man

Lensahn. Wenn Rüdiger Bertram von Kai und Coolman erzählt, ist es, als rede er über sich selbst. Bertram, der Autor der Coolman-Reihe, steht in der Aula der GS Lensahn und liest, wild gestikulierend, Szenen aus seinem Buch „Coolman und ich“ vor. Sein Protagonist Kai ist gerade an der Reihe „Wenn ich die beiden Jungs gekannt hätte, die auf der Parkbank vor unserer Schule saßen, dann hätte ich die Klappe gehalten, als sie mir ein Bein gestellt haben. Mein größter Fehler: Ich höre zu oft auf Coolmans Ratschläge. ‚Wenn ihr groß seid, dürft ihr meinen Porsche waschen‘, habe ich also gesagt. Ich wusste ja nicht, dass die beiden die schlimmsten Schläger der ganzen Schule sind. Um es kurz zu machen: Die beiden haben mich gepackt, kopfüber in den gelben Container gestopft und auf die Straße geschoben.“
 
Während Bertram liest, blättert er die Comics auf dem Flipchart-Block um, der neben ihm auf einer Staffelei steht. Illustriert sind die Coolman-Bücher von Heribert Schulmeyer, der sichtlich Freude daran gehabt hat, den verschüchterten Kai etwa im Müllcontainer neben dem schrillen Coolman in Szene zu setzen.
 
Kai ist ein Junge wie viele andere auch. Er ist zwölf Jahre alt, geht zur Schule, ist unglücklich verliebt und hat eine größere Schwester, die selbstverständlich viel souveräner ist als er. Was Kai von allen anderen Menschen seines Alters unterscheidet, ist, dass er nie allein ist. Er hat ein Alter Ego, das ihn auf Schritt und Tritt begleitet: Coolman.
 
Coolman macht, dass Kai Dinge tut, die er sonst nie tun würde; Dinge, die auf den ersten Blick cool erscheinen und dann doch immer in einer Katastrophe münden. Coolman freilich gibt es gar nicht, er existiert nur in Kais Kopf. Also ist es am Ende immer Kai, den die Schuld trifft und der vor Scham im Boden versinkt. Stolpert Kai während einer Gala über den Bürgermeister, rät Coolman, er solle Smalltalk machen. Also redet Kai über dessen Frisur, die aber kaum existiert, weil schlicht die meisten Haare fehlen. Als ihm sein Fehler bewusst wird, lobt Kai den Vorteil der Haarlosigkeit, keine Läuseprobleme habe der Bürgermeister, was ein echter Vorteil sei. Das findet der honorige Herr irgendwann nicht mehr lustig, und als Kai versucht, sich zu entschuldigen, schlägt er versehentlich die Bürgermeistergattin k. o.. Im folgenden Chaos umkränzen die spärlichen Haare des Bürgermeisters dessen Haupt in wirren Zotteln und sein weißer Anzug ist mit Rotweinflecken gesprenkelt.
 
Eine knappe Stunde liest Bertram aus seinen Büchern vor, und die Kinder der fünften und sechsten Klassen der GGS Lensahn lauschen gebannt. Am Ende staunen sie, als der Kölner Autor über sein Leben als Schriftsteller erzählt. Er habe, so Bertram, einen Arbeitstag wie alle anderen Menschen auch: Aufstehen, frühstücken, schreiben, Mittagessen, schreiben, Freizeit, schlafen. Die Ideen zu seinen Büchern fielen ihm nicht einfach in den Schoß. Vielmehr sei es so, dass er umso mehr Ideen habe, je mehr er arbeite. Über fünfzig Bücher habe er unterdessen geschrieben und sei nun in der glücklichen Lage, vom Schreiben leben zu können. Das sei ihm gegönnt, denn die Coolman-Bücher sind wirklich lustig. (red)


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