

Lensahn. Wenn Rüdiger Bertram von Kai und Coolman erzählt, ist es, als rede
er über sich selbst. Bertram, der Autor der Coolman-Reihe, steht in der Aula der
GS Lensahn und liest, wild gestikulierend, Szenen aus seinem Buch „Coolman und
ich“ vor. Sein Protagonist Kai ist gerade an der Reihe „Wenn ich die beiden
Jungs gekannt hätte, die auf der Parkbank vor unserer Schule saßen, dann hätte
ich die Klappe gehalten, als sie mir ein Bein gestellt haben. Mein größter
Fehler: Ich höre zu oft auf Coolmans Ratschläge. ‚Wenn ihr groß seid, dürft ihr
meinen Porsche waschen‘, habe ich also gesagt. Ich wusste ja nicht, dass die
beiden die schlimmsten Schläger der ganzen Schule sind. Um es kurz zu machen:
Die beiden haben mich gepackt, kopfüber in den gelben Container gestopft und auf
die Straße geschoben.“
Während Bertram liest, blättert er die Comics auf dem Flipchart-Block um, der
neben ihm auf einer Staffelei steht. Illustriert sind die Coolman-Bücher von
Heribert Schulmeyer, der sichtlich Freude daran gehabt hat, den verschüchterten
Kai etwa im Müllcontainer neben dem schrillen Coolman in Szene zu setzen.
Kai ist ein Junge wie viele andere auch. Er ist zwölf Jahre alt, geht zur
Schule, ist unglücklich verliebt und hat eine größere Schwester, die
selbstverständlich viel souveräner ist als er. Was Kai von allen anderen
Menschen seines Alters unterscheidet, ist, dass er nie allein ist. Er hat ein
Alter Ego, das ihn auf Schritt und Tritt begleitet: Coolman.
Coolman macht, dass Kai Dinge tut, die er sonst nie tun würde; Dinge, die auf
den ersten Blick cool erscheinen und dann doch immer in einer Katastrophe
münden. Coolman freilich gibt es gar nicht, er existiert nur in Kais Kopf. Also
ist es am Ende immer Kai, den die Schuld trifft und der vor Scham im Boden
versinkt. Stolpert Kai während einer Gala über den Bürgermeister, rät Coolman,
er solle Smalltalk machen. Also redet Kai über dessen Frisur, die aber kaum
existiert, weil schlicht die meisten Haare fehlen. Als ihm sein Fehler bewusst
wird, lobt Kai den Vorteil der Haarlosigkeit, keine Läuseprobleme habe der
Bürgermeister, was ein echter Vorteil sei. Das findet der honorige Herr
irgendwann nicht mehr lustig, und als Kai versucht, sich zu entschuldigen,
schlägt er versehentlich die Bürgermeistergattin k. o.. Im folgenden Chaos
umkränzen die spärlichen Haare des Bürgermeisters dessen Haupt in wirren Zotteln
und sein weißer Anzug ist mit Rotweinflecken gesprenkelt.
Eine knappe Stunde liest Bertram aus seinen Büchern vor, und die Kinder der
fünften und sechsten Klassen der GGS Lensahn lauschen gebannt. Am Ende staunen
sie, als der Kölner Autor über sein Leben als Schriftsteller erzählt. Er habe,
so Bertram, einen Arbeitstag wie alle anderen Menschen auch: Aufstehen,
frühstücken, schreiben, Mittagessen, schreiben, Freizeit, schlafen. Die Ideen zu
seinen Büchern fielen ihm nicht einfach in den Schoß. Vielmehr sei es so, dass
er umso mehr Ideen habe, je mehr er arbeite. Über fünfzig Bücher habe er
unterdessen geschrieben und sei nun in der glücklichen Lage, vom Schreiben leben
zu können. Das sei ihm gegönnt, denn die Coolman-Bücher sind wirklich lustig.
(red)