Mit Video: „Die Erinnerung muss wachbleiben!“
Neustadt in Holstein. Historischer Moment am vergangenen Montag in der Aula der Jacob-Lienau-Schule: Am 8. Mai, auf den Tag genau 78 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges, fand ein Live-Gespräch vor Publikum mit dem Holocaust-Überlebenden Manfred Goldberg statt.
Manfred Goldberg ist 93 Jahre alt, wurde 1930 in Kassel geboren und gehört zu den rund 2.000 Häftlingen aus dem KZ Stutthof, deren Todesmarsch nach der Evakuierung des KZs am 3. Mai 1945 in Neustadt endete. Vom Wieksberg aus wurde er Augenzeuge des Angriffs auf das Schiff „Cap Arcona“ durch britische Jagdbomber.
Nach Begrüßung durch Schulleiterin Yvonne Pohle und Kreisfachberater Mano Salokat übernahm die Neustädter Journalistin Christina Mänz die Moderation und führte mit dem Zeitzeugen, der live aus London zugeschaltete war (hier lebt er seit 1946), ein bewegendes Interview. Sie war es auch, die ihn bereits in London besucht und das Live-Interview organisiert hatte. „Mein großer Wunsch ist es, dass alle jungen Menschen aus Neustadt von ihm wissen“, so Christina Mänz, die selbst einmal Schülerin in Neustadt war.
Die rund 120 Schülerinnen und Schüler erlebten Weltgeschichte hautnah und verfolgten gespannt das Interview. Was allerdings nicht ganz leicht war, denn das Gespräch wurde komplett auf englisch geführt. Auch für Manfred Goldberg war es eine Weltpremiere, denn noch nie hatte er live zu deutschen Schülerinnen und Schülern gesprochen. Goldberg berichtete aus seiner Kindheit, von der Pogromnacht und seiner Deportation nach Riga im Alter von 10 Jahren. Im August 1943 kam er zusammen mit seiner Mutter in das KZ Stutthof bei Danzig, im April 1945 folgte der Abtransport wegen der herannahenden Roten Armee. Wenige Stunden vor der Bombardierung der Cap Arcona erreichte der 15-Jährige mit seiner Mutter auf einer Schute mit hunderten anderen KZ-Häftlingen den Strand von Neustadt in der Nähe vom Lotsenhaus, nach sechs quälenden Tagen auf der Ostsee.
Über Umwege und nach der Befreiung von Neustadt durch die Briten kam Manfred Goldberg mit seiner Mutter ins Genesungsheim nach Lensterhof, wo er mehrere Monate verbrachte, bevor es 1946 zum Vater nach London ging.
Was ihn noch heute am meisten bewegt ist der Umstand, dass die SS-Männer tagsüber Menschen ermordeten, während sie abends zuhause liebevolle Familienväter waren. Diesen Widerspruch kann er auch heute noch nicht erfassen und begreifen. Fragen aus dem Publikum rundeten im Anschluss an das Interview die Veranstaltung im Theatersaal ab. Yvonne Pohle, Mano Salokat und Christina Mänz bedankten sich herzlich für das Live-Gespräch, welches als Video hier im Artikel zu sehen ist.
„Vergesst nicht seinen Namen, seine Stimme und seine Botschaft“, verabschiedete sich Christina Mänz von den Schülerinnen und Schülern, die für Manfred Goldberg Schilder mit aufgemalten Herzen in die Kamera hielten. (ab)
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