Kristina Kolbe

Modernisierung der Wasseraufbereitung im Müllheizkraftwerk

Davide Kirchholtes ist Planungsingenieur im Müllheizkraftwerk.

Davide Kirchholtes ist Planungsingenieur im Müllheizkraftwerk.

Bild: Hfr

Sierksdorf. Nach 40 Jahren erfolgreichem Betrieb war es Zeit für eine grundlegende Modernisierung der Wasseraufbereitung im Müllheizkraftwerk (MHKW). Dieses zukunftsweisende Projekt wurde im Frühjahr dieses Jahres erfolgreich abgeschlossen. Seit Ende Mai sorgt eine hochmoderne, vollautomatische Wasserenthärtungs- und -entsalzungsanlage im Keller des Kraftwerks für optimale Betriebsabläufe.

Die Projektleiter, Norbert Thode und Davide Kirchholtes, äußerten sich äußerst zufrieden mit dem Projektverlauf und dem Ergebnis. Besonders hervorzuheben ist der Verzicht auf gefährliche Betriebsmittel, der nicht nur die Sicherheit der Mitarbeitenden deutlich erhöht, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Umweltleistung des MHKW leistet.

Mit dieser innovativen Technologie ist das MHKW bestens für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet – sowohl im Hinblick auf den Umweltschutz als auch auf die Betriebssicherheit.

Im Rahmen der umfassenden Modernisierung der Wasseraufbereitung im MHKW wird das ankommende Stadtwasser in einem dreistufigen Prozess enthärtet, vollständig entsalzt und für bestimmte Anwendungen mit unbehandeltem Leitungswasser verschnitten. Diese Maßnahmen tragen maßgeblich zur Optimierung der Wassernutzung bei. Sowohl weiches als auch vollentsalztes Wasser sind für viele Abläufe im Kraftwerk unverzichtbar. Ohne diese Aufbereitung könnten Kalkablagerungen und Korrosion erhebliche Schäden an Rohrleitungen, Aggregaten und insbesondere am Dampfkessel und der Dampfturbine verursachen.

Enthärtung des Leitungswassers

Das für Ostholstein typische „harte“ Leitungswasser wird zunächst durch zwei abwechselnd betriebene Filter enthärtet. In diesen Filterbehältern findet ein Ionen- und Kationenaustausch statt, bei dem die Härtebildner Calcium und Magnesium entfernt werden. Sobald die Ionenaustauscher gesättigt sind, werden sie mit einer Kochsalzsole-Lösung regeneriert. Das Verfahren ist vergleichbar mit dem eines handelsüblichen Geschirrspülers – nur in größerem Maßstab und mit flüssiger Sole statt festem Salz.

Vollständige Entsalzung für den Kesselbetrieb

Für die Dampfproduktion und den Betrieb der Dampfturbine wird das weiche Wasser in einem weiteren Schritt vollentsalzt. In der Vergangenheit geschah dies mithilfe von mit Ionenaustauscherharzen gefüllten Mischbettbehältern. Waren diese erschöpft, mussten sie aufwendig und unter Einhaltung hoher Sicherheitsvorkehrungen mit Salzsäure und Natronlauge regeneriert werden. Durch den Einsatz eines umweltverträglichen Umkehrosmose-Verfahrens sind diese gefährlichen Betriebsmittel nun überflüssig. Bei der Umkehrosmose wird Wasser unter hohem Druck durch eine halbdurchlässige (semipermeable) Membran gepresst, die reine Wassermoleküle durchlässt, andere im Wasser gelöste Stoffe jedoch zurückhält. Auf diese Weise können unerwünschte Stoffe wie Salze, Bakterien oder organische Verbindungen effektiv entfernt werden. Durch eine nachgeschaltete Elektrodeionisation (EDI) werden noch verbliebene Ionen abgeschieden, sodass hochreines, vollentsalztes Wasser für den Kessel zur Verfügung steht. Um die Betriebssicherheit und Flexibilität zu erhöhen, ist dieser Anlagenteil redundant ausgelegt – besonders wichtig bei hohen Verbrauchsspitzen, etwa nach einer Kesselrevision.

Wirtschaftliche Wassernutzung durch gezielten Verschnitt

Da nicht alle Prozesse im MHKW stark enthärtetes oder entsalztes Wasser benötigen, wird das „weiche“ Wasser in einem dritten Schritt mit unbehandeltem Leitungswasser vermischt. Durch diesen Verschnitt lässt sich der Härtegrad exakt an die jeweilige Anforderung anpassen, was den Bedarf an Regeneriersalz minimiert und die Wirtschaftlichkeit der Wassernutzung deutlich erhöht.

Mit der Modernisierung der Anlage ging auch der Wechsel zu einer zeitgemäßen Schalt- und Regelungstechnik einher. Anstelle eines veralteten Schaltschrankes mit Drehschaltern steuert nun ein kompakter, moderner Schaltschrank mit Touchdisplay und Lichtwellenleiteranbindung die Prozesse. Die Leitwarte des MHKW hat dadurch jederzeit volle Kontrolle über die Anlage, die nun im Automatikbetrieb läuft, nur geringen Wartungsaufwand erfordert und gleichzeitig höchste Betriebssicherheit sowie Umweltverträglichkeit bietet – ein großer Gewinn für die Mitarbeitenden und den Betrieb insgesamt. (red)


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