

Scharbeutz. Mindestens in diesem Punkt sich Land, Kreis und
der Ostsee-Holstein-Tourismus (OHT) einig: Vom geplanten Tunnelbau durch den
Fehmarnbelt wird Ostholstein touristisch langfristig profitieren. Dies gaben
Verkehrsminister Reinhard Meyer, Landrat Reinhard Sager und
OHT-Geschäftsführerin Katja Lauritzen als Ergebnis einer Studie bekannt.
Der deutsch-dänische Staatsvertrag zum Bau des Fehmarnbelt-Tunnels wird
voraussichtlich ab 2018 schrittweise umgesetzt. Diesen Prozess möchte der OHT
als touristischer Interessenvertreter der Region aktiv begleiten. Um mögliche
positive und negative Folgen der Festen Fehmarnbeltquerung auf den Tourismus
rechtzeitig erkennen zu können, hat der OHT gemeinsam mit Partnern die Studie
„Feste Fehmarnbeltquerung – Einflüsse auf den Tourismus und potenzialorientierte
Handlungsoptionen für die Ostsee Schleswig-Holstein und angrenzende Regionen“ in
Auftrag gegeben und in Scharbeutz präsentiert. „Sie betrachtet vor allem die
Ausstrahlung auf die Gesamtregion“, erläuterte Katja Lauritzen.
Besonders nach der Fertigstellung der Festen Fehmarnbeltquerung werden
positive Impulse für den Tourismus erwartet. Diese würden zum einen aus der
besseren Erreichbarkeit der Region unter anderem mit der Bahn – auch aus
Skandinavien - resultieren. Zum anderen belege die Studie, dass eine zusätzliche
Nachfrage aus den Quellmärkten Dänemark und Schweden im Tages- und
Kurzreisesegment entstehen könne. Hierfür seien entsprechende auf diese
Zielgruppe abgestimmte Angebote und Maßnahmen notwendig. Während der Bauphase
ist allerdings mit vereinzelten Beeinträchtigungen zu rechnen, heißt es in der
Analyse des Instituts für Tourismus und Bäderforschung in Nordeuropa GmbH (NIT).
Die Ursache dafür sei weniger die Baustelle selbst, als vielmehr die
mehrjährige, vollständige Einstellung des Bahnverkehrs mit Dänemark.
„Wir hoffen sehr, dass die positiven Effekte überwiegen und der Tourismus -
so wie von den Autoren in einem Szenario mit 6,1 Millionen Euro Umsatzgewinn
prognostiziert - langfristig vom Fehmarnbelt-Tunnel profitieren wird“, sagt
Katja Lauritzen. „Die Studie zeigt jedoch auch, dass die Feste
Fehmarnbeltquerung für den Tourismus in der Region Licht und Schatten bringt.
Allein der Tunnel bringt für den Tourismus kaum Effekte. Die Ergebnisse der
Untersuchung sind wichtig für uns und werden daher in den kommenden Wochen genau
analysiert, um dann gemeinsam mit den Partnern zeitnah erste Maßnahmen folgen
lassen“, so Lauritzen weiter.
Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie,
sieht ausschließlich Chancen: „Die Fehmarnbeltquerung ist für den Tourismus in
Schleswig-Holstein von großer Bedeutung. Mit Blick auf eine wachsende Zahl
skandinavischer Gäste kann der geplante Tunnel eine neue Dynamik unterstützen.
Dazu bedarf es jedoch einer gezielten Marktansprache im Auslandsmarketing.“
Ingesamt betonte der Minister, dass der Tourismus in Schleswig-Holstein boome
und die strategische Ausrichtung funktioniere.
Auch Nils Thoralf Jarck, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu
Lübeck, stellt die Chancen des Verkehrsprojekts heraus: „Der Bau der Festen
Fehmarnbeltquerung birgt Chancen für den Tourismus in der gesamten HanseBelt
Region. Die Kommunikation mit unseren Besuchern und Gästen nimmt daher eine
wichtige Rolle ein. Wir müssen gemeinsam zeigen, dass unsere Region trotz der
Veränderungen attraktiv ist und bleibt.“
„Für den Kreis Ostholstein haben skandinavische Touristen eine enorme
Bedeutung“, betont deshalb Landrat Reinhard Sager. Ostholstein erreichte im Jahr
2015 mit 61.600 Besuchern aus Skandinavien den zweithöchsten Wert im Bundesland
hinter dem Kreis Schleswig-Flensburg. „Wenn durch den Fehmarnbelttunnel eine
Steigerung möglich ist, wäre das natürlich von großem Vorteil“, so Sager weiter.
Um die in der Bauphase bestehenden Risiken zu minimieren, müsse laut NIT-Studie
allerdings aktiv gehandelt werden, betonte der Landrat. So sei unter anderem
eine abgestimmte Baustellenkommunikation erforderlich und es müsse ein
schlüssiges Mobilitätskonzept vorgelegt werden, das einen leistungsfähigen
Ersatz für die wegfallenden Bahnverbindungen (kein Schienpersonennahverkehr
nördlich von Neustadt) sicherstelle. Als großen Erfolg - nicht nur für die
Menschen in der Region, sondern auch für den Tourismus - wertete der Landrat das
bereits in der Vergangenheit erzielte Ergebnis des Raumordnungsverfahrens, mit
dem die teilweise Verlegung der Schienentrasse an die Autobahn erreicht
wurde.
Die Studie wurde im Auftrag des OHT mit Beteiligung des Landes
Schleswig-Holstein, des Kreises Ostholstein, der IHK zu Lübeck und Femern A/S
erstellt und steht unter www.ostsee-schleswig-holstein.de/fehmarnbelt.html zum
Download bereit. (red/mg)