Simon Krüger

Reisen mit Kind - darauf ist zu achten

Bild: Pixaby.com @ PublicDomainPictures

Es ist so weit: Der lang ersehnte Familienurlaub steht an. Doch bevor am Timmendorfer Strand das Badehandtuch ausgebreitet oder in Eutin das Haus der Großeltern bevölkert werden kann, steht die Fahrt an den Zielort bevor. Mit Kindern an Bord nicht immer einfach - ob in Auto oder Zug, im Flugzeug oder auf einer Fähre.
 
Entspannt in den Urlaub starten
Für die meisten Kinder kann die Zeit bis zu einem aufregenden Ereignis nicht schnell genug vergehen. Für sie zählt nicht bereits die Fahrt zum Bestimmungsort, für sie ist nicht der Weg das Ziel. Doch manche Wege sind lang - umso wichtiger, sich auf eine Reise mit Kindern gründlich vorzubereiten und so für alle Beteiligten einen entspannten Urlaub zu gewährleisten.
 
Unterwegs auf vier Rädern
Beinahe 900 Kilometer müssen von Ostholstein ins Oberallgäu zurückgelegt werden, gute acht Stunden nimmt eine Autofahrt von Saarbrücken nach Fehmarn in Anspruch - lange Strecken bereits für Erwachsene. Für Kinder scheinen sie umso länger. Mag es anfangs noch spannend sein, aus dem Fenster zu gucken, wird es spätestens auf der Autobahn irgendwann langweilig. Wer sich gut vorbereitet und seinem Nachwuchs die Zeit vertreibt, profitiert auch selbst davon. Denn nur so lässt sich die altbekannte Nachfrage danach, wann man denn endlich da sein, auf Dauer umgehen.
 
Auf der Straße
Je spannender die Autofahrt, desto schneller vergeht die Zeit. Abhängig vom Alter der Kinder können gemeinsame Rate- oder Wortspiele wie "Wer bin ich?", "Ich sehe was, was du nicht siehst" oder "Ich packe meinen Koffer" gespielt oder sich Geschichten zur vorbeiziehenden Landschaft ausgedacht werden: Hält der Schäferhund seine Herde wirklich zusammen? Wohin wohl der Wagen fährt, der gerade das eigene Auto überholt hat?
 
Auch Malbücher vertreiben die Zeit - spezielle Kindertische für Kraftfahrzeuge dienen als solide Unterlage und verhindern ein Wegrutschen von Heft oder Stift. Wird dem Nachwuchs schnell schlecht, sollte allerdings auf ein Ausmalen verzichtet werden - ebenso wie auf Kartenspiele mit dem Geschwisterkind, sollten die Kleinen zu zweit hinten sitzen.
 
Hier bietet sich ein Klassiker als Alternative: Audio-CDs mit Geschichten von Odysseus' Abenteuern über die fünf Freunde von Enid Blyton bis hin zu Bibi Blocksberg vermögen Kinder auch nach dem hundertsten Anhören noch zu fesseln. Musik ist ebenso beliebt bei den Kleinen, kann allerdings zum Mitsingen führen und die Ohren der Eltern durchaus strapazieren.
 
Schließlich sorgen technische Gadgets oder Smartphone, Tablet und Co. für Unterhaltung. Bei Nichtnutzung sollten die Geräte in Hinblick auf plötzliche Bremsvorgänge sicher verstaut werden.
 
Auch Hunger und Durst stellen sich bei Kindern auf einer langen Reise schnell ein. Leichte und gesunde Kost wie belegte Vollkornbrote, Nudelsalat oder Gemüsesticks sind ebenso beliebt wie Obst oder Nüsse. Auf fett- und zuckerhaltige Lebensmittel sollte möglichst ebenso verzichtet werden wie auf alles, was krümelt oder tropft. Wobei natürlich die Lieblingskekse ausnahmsweise dabei sein dürfen…
 
Wurden alle Spiele gespielt und alle Brote verzehrt, ist es gut möglich, dass das Kind doch irgendwann müde wird. Mit seinem Lieblingskissen oder -Kuscheltier, einer warmen Decke bei niedrigen oder einem Fenster-Sonnenschutz bei hohen Temperaturen schläft es sich besonders gut. Möglich ist natürlich auch, dass Sohn oder Tochter nach dem Essen nicht ruh'n, sondern Tausend Schritte tun möchten … In diesem Fall sollte für eine lange Pause der nächste Rastplatz angesteuert werden.
 
Auf dem Rastplatz
Für eine Autofahrt mit Kindern gilt, sich Zeit zu nehmen. Statt nur schnell einmal zum Auftanken zu halten, sollten regelmäßige längere Pausen eingelegt werden. Entlang des insgesamt rund 13.000 Kilometer langen deutschen Autobahnnetzes finden sich fast 2.000 Rastanlagen. Ein knappes Viertel davon ist bewirtet und bietet mehrere Servicebetriebe an einem Ort.

  • Nebenbetriebe: Ein Zusammenschluss von Tankstellen, Restaurants, Unterkünften und anderen praktischen und attraktiven Gestaltungsmöglichkeiten gilt nach dem Bundesfernstraßengesetz als Nebenbetrieb. Wer hier hält, kann in der Regel nicht nur den Wagen, sondern auch Energie auftanken. Mittlerweile bieten immer mehr Autobahnraststätten Wickelstationen für Eltern mit besonders kleinen Kindern und für die größeren Spielplätze innen sowie im Freien. Was immer möglich ist: sich mit einer Kugel Eis zu erfrischen. Diese aber am besten vor dem Wiedereinstieg in den Wagen genießen!
  • Unbewirtschaftete Rastanlagen: Parkplätze ohne Servicebetriebe werden als unbewirtschaftete Rastanlagen bezeichnet und bieten je nach Größe ausschließlich reine Haltemöglichkeiten oder auch öffentlich nutzbare WC-Gebäude und einige kleine Grünflächen. Dank ihrer Häufigkeit lassen sie sich auf so gut wie jeder Strecke jederzeit anfahren, wer sich eine entsprechende App auf sein Smartphone lädt, kann bereits im Vorfeld die einzelnen Positionen ersehen und einen Plan für die Reise erstellen. Unbewirtschaftete Rastanlagen sind weitaus ruhiger als Nebenbetriebe und eignen sich ideal für individuelle Pausengestaltungen - vor allem für Bewegungsspiele. Denn einmal kurz an der richtigen Stelle so richtig austoben hilft enorm, im Anschluss wieder für Stunden stillzusitzen. Kaum ein Kind, das nicht gerne hüpft. Alleine kann es sich verschiedene Sprünge über ein Springseil ausdenken, mit Bruder, Schwester und Eltern ist Gummitwist noch immer ein Klassiker. Mit einem Stück Kreide und genug Platz auf dem geteerten Weg direkt am Parkhafen können Kästchen auf den Boden gezeichnet und nummeriert werden: Wer schafft es, ohne zu wackeln auf einem Bein im Feld Nummer neun zu landen? Apropos ein Bein: Wie wäre es mit einem Wettbewerb? Können die Eltern ebenso lange auf ihren linken Zehenspitzen stehen wie die Kleinen? Ebenso in Schwung gebracht wird der Kreislauf mit kurzen Tanzeinlagen. Ist der Parkplatz leer, kann eine CD im Auto angeschaltet und zu frischer Musik mit Tanzbewegungen gute Laune getankt werden. Wer lieber hoppelt oder flattert als hüpft und springt, hat vielleicht Spaß daran, Tiere nachzumachen. Wer errät den Hasen, wer den Vogel? Auch der Fahrer sollte hier mitspielen - durch Froschsprünge lässt sich wunderbar die Muskulatur lockern.

 
Abfahrten und Nachtfahrten
Wer viel Zeit mitbringt, kann auch die nächste Ausfahrt nehmen, sobald der Nachwuchs nörgelt - und an einem malerischen Dorfbrunnen eine Pause einlegen oder sogar einem Badesee. Das Gegenteil lässt sich durch Nachtfahrten erreichen. Am späten Abend loszufahren, garantiert nicht nur, dass die Kleinen schlafen, sondern auch weniger Verkehr und die Reduzierung von Staugefahr auf ein Minimum.
 
Mit Fähren übersetzen
Nicht nur wegen seiner Strandpromenade mit ihren traumhaften Aussichten auf die Ostsee oder seinem Backstein-Leuchtturm aus dem Jahr 1539 ist Travemünde bei Groß und Klein beliebt. Denn was Ferienort für die einen, ist Abfahrtstelle für die anderen: Mehrmals täglich legen hier Autofähren nach Skandinavien ab oder von dort wieder an. Im Gegensatz zu einer Autofahrt ist die Reise auf einer Fähre für Kinder in der Regel von vornherein spannend. Hier sollten vermehrt praktische Erwägungen bei der Buchung eine Rolle spielen. Lässt sich die Milch für die Kleinen aufwärmen, gibt es eine Spielecke für älteren Geschwister oder sogar einen Animationsbereich, lässt es sich auf einer Fähre entspannt mit Kindern reisen. Unabhängig davon, ob die Überfahrt drei oder dreizehn Stunden dauert.
 
Schaffner spielen
Mit der Reservierung eines Kleinkindabteils im Zug schaffen sich Familien auf Bahnfahrten ihr eigenes Reich. Es gibt genug Platz zum Verstauen sämtlicher Spielgeräte, und eben diese Spiele beschäftigen die Kleinen ebenso wie auf einer Fahrt im Auto. Die Auswahl ist jedoch um einiges breiter, müssen die Eltern sich nicht dauernd umdrehen - statt auf den Straßenverkehr können sie sich hier voll und ganz auf ihren Nachwuchs konzentrieren. Doch Vorsicht: Auch Züge können wackeln und kleine Spielfiguren oder Würfel schnell unter den Sitz rollen.
 
Über den Wolken
Es ist und bleibt einer der beliebtesten Berufswünsche von Jungen: Pilot zu werden. Das hält die Kleinen aber nicht davon ab, andere Passagiere lautstark zu unterhalten, beschränkt sich die Bordunterhaltung auf langweilige Filme. Mit ihrem Lieblingsspielzeug hingegen beschäftigen sich die jungen Flieger in der Regel gerne. Wunderbar geht es gen Westen. Wer jedoch in Richtung Osten unterwegs ist, sollte seine Kinder möglichst zum Schlafen bewegen. So lässt sich der berüchtigte Jetlag umgehen.
 
Entspannt aus dem Urlaub zurück
All diese Tipps gelten selbstredend nicht nur für die Hinfahrt, sondern auch die Rückreise. Und für die Zeit am Urlaubsort sollte bei Ferien mit Kindern ebenfalls vorgesorgt werden - dank einer funktionalen Reiseapotheke sind Mückenstiche, aufgeschlagene Knie oder ein kratzender Hals schnell wieder vergessen.


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