Saat-Gut-Brot für mehr Vielfalt auf dem Acker und dem Teller
Vom 31. Oktober bis 06. November 2016 veranstaltet die Berufsorganisation Die
Freien Bäcker e.V. zum dritten Mal die Aktion Saat-Gut-Brot. Die teilnehmenden
Handwerksbäckereien aus Deutschland und Österreich setzen sich damit aktiv für
die Vielfalt unserer Nutzpflanzen ein. Mit ihrer Aktion unterstützen sie gezielt
biologische Pflanzenzüchter, deren Arbeit dem Erhalt und der Entwicklung
fruchtbarer Kulturpflanzen und deren Nahrungsqualität dient.
Brote mit ‚Mehrwert‘: Die Einnahmen aus dem Verkauf der ‚Saat-Gut-Brote‘
werden nach Abschluss der Aktion von den teilnehmenden Bäckereien als Spende an
den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft überwiesen. Dieser fördert
Züchterinnen und Züchter, die Pflanzen nach ökologischen und sozialen Aspekten
entwickeln. Dazu gehören auch Getreidesorten, die fruchtbar, nachbau- und
widerstandsfähig sind und sich an regionale Bedingungen anpassen können.
Generell achten die teilnehmenden Bäckereien bewusst darauf, für die
Herstellung ihrer Brote Getreidesorten zu verwenden, die einen Beitrag dazu
leisten, das komplexe System der biologischen Vielfalt zu erhalten und zu
fördern. Aus diesen Sorten backen sie mit viel handwerklichem Know-how, ohne
Zugabe technologisch wirksamer Zusatzstoffe, u.a. die ‚Saat-Gut-Brote‘. „Für ein
funktionierendes Ökosystem ist es wichtig, dass es in jeder Region Pflanzenarten
und Artengemeinschaften gibt, die sich den standortgebundenen und klimatischen
Bedingungen anpassen können. Und je größer die Anzahl der Getreidesorten auf dem
Acker ist, die die Bauern für uns anbauen, umso größer ist auch die Vielfalt
unseres Brotes“, so Christian Lecht, Inhaber der Demeter-Bäckerei Backwerk aus
Hannover.
„Dem Gegenteil entspricht die Entwicklung von Hybridweizen, die aktuell
mithilfe staatlicher Förderung in Millionenhöhe vorangetrieben wird. Fruchtbare,
samenfeste Getreide- und Gemüsesorten werden immer weiter durch Hybride, die nur
für eine einzige Aussaat verwendbar sind, verdrängt. Der jährliche Kauf von
Saatgut ist mit höheren Kosten für die Bauern und Gärtner und mit wachsender
Abhängigkeit von wenigen Saatgutkonzernen verbunden“, so Anke Kähler, Vorstand
der Organisation Die Freien Bäcker.
„Die Reduzierung des Anbaus auf wenige Getreidesorten, die Entwicklung von
Hybridpflanzen sowie die genetische Vielfalt unserer Sorten nur in Samenbanken
aufzubewahren, ist sehr riskant. Denn, gerade in Anbetracht des Klimawandels ist
es wichtig, dass unsere Ökosysteme sich mit entwicklungsfähigen, vielfältigen
Pflanzensorten anpassen können und flexibel bleiben. Mit der Aktion
Saat-Gut-Brot wollen wir jedoch nicht nur die biologische Vielfalt fördern,
sondern gleichzeitig zeigen, dass wir Bäckerinnen und Bäcker durch eine
verantwortungsbewusste Kooperation mit Pflanzenzüchtern, Bauern und Müllern zur
Ernährungssicherheit beitragen und unser Handwerk für die Zukunft gut aufstellen
können. Dazu gehört auch, die Sinnhaftigkeit und Freude an unserer Arbeit und
den Genuss guter Lebensmittel zu erhalten.“
Gefördert und unterstützt wird die Aktion von 27 Organisationen und
Netzwerken, die von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, dem
Bayerischen Müllerbund über Brot für die Welt und Misereor bis hin zur Kampagne
‚Meine Landwirtschaft‘, Slow Food und Slow Food Youth reichen. (red)
Weitere Informationen zur Aktion des Vereins auch unter:
www.die-baecker.org/
www.zukunftsstiftung-landwirtschaft.de/saatgutfonds