Marco Gruemmer

Schulterschluss mit Wolfgang Schüller - Fraktionen stehen nach Antrag auf Abberufung hinter Lensahns Bürgervorsteher

Die Fraktionsvorsitzenden von CDU Jan Westensee (lks.) und SPD Jens Puschmann (re.) zeigen ihre Solidarität zu Bürgervorsteher Wolfgang Schüller.

Die Fraktionsvorsitzenden von CDU Jan Westensee (lks.) und SPD Jens Puschmann (re.) zeigen ihre Solidarität zu Bürgervorsteher Wolfgang Schüller.

Lensahn. „Ich habe die Fraktionsvorsitzenden und die Medien eingeladen, um einen eventuellen Imageschaden für den Bürgervorsteher oder gar die gesamte Gemeindevertretung zu vermeiden“, erklärte Lensahns Bürgermeister Klaus Winter am vergangenen Donnerstag im Rathaus des Waldortes.
 
Hintergrund ist ein Schreiben von Helga Koslowski (liegt dem reporter vor), in dem die fraktionslose Gemeindevertreterin in einem Antrag zur nächsten Gemeindevertretersitzung die Abberufung von Bürgervorsteher Wolfgang Schüller (SPD) fordert. In dem Brief heißt es unter anderem, der Bürgervorsteher sei nicht fähig, eine Gemeindevertretersitzung entsprechend der Geschäftsordnung und der Gemeindeordnung zu leiten. Nach der Begrüßung und Aufrufen der einzelnen Tagesordnungspunkte übergebe er die Leitung regelmäßig an den Bürgermeister. Dazu erklärt Büroleiter Dieter van Bühren: „Das ist nicht der Fall, nach Aufruf der einzelnen Tagesordnungspunkte erläutert in der Regel der Bürgermeister die Vorlagen, geht auf bestimmte Dinge ein oder beantwortet Fragen. Das ist unter anderem seine originäre Aufgabe nach Paragraf 36 der Gemeindeordnung und nicht die des Bürgervorstehers. Die Aufgabenwahrnehmung des Bürgermeisters hat mit der Sitzungsleitung nichts zu tun.“
 
In einer weiteren Passage des Abberufungsantrages wirft Helga Koslowski dem Bürgervorsteher vor, er werde seiner Aufgabe gemäß Paragraf 3 der Hauptsatzung nicht gerecht, die Belange der Gemeindevertretung gegenüber dem Bürgermeister zu vertreten. „Dieser Vorwurf entbehrt jeder sachlichen Grundlage. Es gab in der jüngeren Geschichte der Gemeinde Lensahn, etwas seit 1990, keinen einzigen Fall, in dem der Bürgervorsteher einen Belang, und das kann im Grunde nur ein Konflikt im weitesten Sinne sein, der Gemeindevertretung gegenüber dem Bürgermeister zu vertreten gehabt hätte“, machte Klaus Winter deutlich, der die Begründung des Antrags für schlichtweg falsch hält.
 
„Wir als CDU stehen geschlossen hinter Wolfgang Schüller. Er übt das Amt parteiübergreifend zu unserer aller Zufriedenheit für Lensahn aus“, betonte Fraktionssprecher Jan Westensee. „Dieser Antrag ist eine politische Brunnenvergiftung und menschlich nicht verständlich. Auch wenn Wolfgang Schüller als ein Bürgervorsteher der eher leisen Töne bekannt ist, vertritt er die Gemeinde hervorragend. Er ist für alle Bürger da und eine geachtete Persönlichkeit“, heißt es von SPD-Fraktionssprecher Jens Puschmann.
 
Sowohl Jan Westensee als auch Jens Punschmann, der FWG-Fraktionsvorsitzende Werner Steffen weilt derzeit im Urlaub, stellen sich die Frage, ob mit dieser Forderung nach Abberufung die politische Geschlossenheit Lensahns gestört werden solle? Beide fänden es anständig, würde Helga Koslowski den Antrag zurückziehen.
 
Bürgervorsteher Wolfgang Schüller selbst bezeichnete den Moment, als ihm der Brief ins Haus flatterte und er ihn las, als einen Schlag in die Magengrube. „Aber ich muss das so hinnehmen. Wer ein öffentliches Amt ausübt, hat nicht nur Freunde“, sagte Wolfgang Schüller, der sich bei der Verwaltung und den Fraktionen für die Unterstützung in der für ihn schwierigen Zeit bedankte. Und wie formulierte es Dieter van Bühren zum Ende des Gesprächs doch so treffend: „Wir sollten nie vergessen, dass wir über Menschen reden.“(mg)


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