

Lensahn. „Ich habe die Fraktionsvorsitzenden und die Medien
eingeladen, um einen eventuellen Imageschaden für den Bürgervorsteher oder gar
die gesamte Gemeindevertretung zu vermeiden“, erklärte Lensahns Bürgermeister
Klaus Winter am vergangenen Donnerstag im Rathaus des Waldortes.
Hintergrund ist ein Schreiben von Helga Koslowski (liegt dem reporter vor),
in dem die fraktionslose Gemeindevertreterin in einem Antrag zur nächsten
Gemeindevertretersitzung die Abberufung von Bürgervorsteher Wolfgang Schüller
(SPD) fordert. In dem Brief heißt es unter anderem, der Bürgervorsteher sei
nicht fähig, eine Gemeindevertretersitzung entsprechend der Geschäftsordnung und
der Gemeindeordnung zu leiten. Nach der Begrüßung und Aufrufen der einzelnen
Tagesordnungspunkte übergebe er die Leitung regelmäßig an den Bürgermeister.
Dazu erklärt Büroleiter Dieter van Bühren: „Das ist nicht der Fall, nach Aufruf
der einzelnen Tagesordnungspunkte erläutert in der Regel der Bürgermeister die
Vorlagen, geht auf bestimmte Dinge ein oder beantwortet Fragen. Das ist unter
anderem seine originäre Aufgabe nach Paragraf 36 der Gemeindeordnung und nicht
die des Bürgervorstehers. Die Aufgabenwahrnehmung des Bürgermeisters hat mit der
Sitzungsleitung nichts zu tun.“
In einer weiteren Passage des Abberufungsantrages wirft Helga Koslowski dem
Bürgervorsteher vor, er werde seiner Aufgabe gemäß Paragraf 3 der Hauptsatzung
nicht gerecht, die Belange der Gemeindevertretung gegenüber dem Bürgermeister zu
vertreten. „Dieser Vorwurf entbehrt jeder sachlichen Grundlage. Es gab in der
jüngeren Geschichte der Gemeinde Lensahn, etwas seit 1990, keinen einzigen Fall,
in dem der Bürgervorsteher einen Belang, und das kann im Grunde nur ein Konflikt
im weitesten Sinne sein, der Gemeindevertretung gegenüber dem Bürgermeister zu
vertreten gehabt hätte“, machte Klaus Winter deutlich, der die Begründung des
Antrags für schlichtweg falsch hält.
„Wir als CDU stehen geschlossen hinter Wolfgang Schüller. Er übt das Amt
parteiübergreifend zu unserer aller Zufriedenheit für Lensahn aus“, betonte
Fraktionssprecher Jan Westensee. „Dieser Antrag ist eine politische
Brunnenvergiftung und menschlich nicht verständlich. Auch wenn Wolfgang Schüller
als ein Bürgervorsteher der eher leisen Töne bekannt ist, vertritt er die
Gemeinde hervorragend. Er ist für alle Bürger da und eine geachtete
Persönlichkeit“, heißt es von SPD-Fraktionssprecher Jens Puschmann.
Sowohl Jan Westensee als auch Jens Punschmann, der FWG-Fraktionsvorsitzende
Werner Steffen weilt derzeit im Urlaub, stellen sich die Frage, ob mit dieser
Forderung nach Abberufung die politische Geschlossenheit Lensahns gestört werden
solle? Beide fänden es anständig, würde Helga Koslowski den Antrag zurückziehen.
Bürgervorsteher Wolfgang Schüller selbst bezeichnete den Moment, als ihm der
Brief ins Haus flatterte und er ihn las, als einen Schlag in die Magengrube.
„Aber ich muss das so hinnehmen. Wer ein öffentliches Amt ausübt, hat nicht nur
Freunde“, sagte Wolfgang Schüller, der sich bei der Verwaltung und den
Fraktionen für die Unterstützung in der für ihn schwierigen Zeit bedankte. Und
wie formulierte es Dieter van Bühren zum Ende des Gesprächs doch so treffend:
„Wir sollten nie vergessen, dass wir über Menschen reden.“(mg)