Sommerferien statt Corona-Lernsommer
Ostholstein. Anfang Juni kündigte schleswig-holsteins Bildungsministerin Karin Prien den sogenannten „Lernsommer 2020“ an, der in den Corona-Zeiten einen „Beitrag zur Chancengerechtigkeit“ darstellen solle, so Prien in einer Pressemitteilung. „Wir fördern die Anschlussfähigkeit im neuen Schuljahr, stärken die Kompetenzen in den Kernfächern Deutsch, Englisch, Mathematik, um entstandene Lernlücken zu schließen, und legen zusätzlich Wert auf die Förderung der überfachlichen Kompetenzen beim gemeinsamen Lernen in Schule und an anderen Lernorten.“
Der Lernsommer.SH wird unter anderem durch ein besonderes, freiwilliges Engagement der Lehrkräfte getragen. Dabei werden Schulen im ganzen Land Angebote für Schülerinnen und Schüler machen, vor allem im Bereich der Kernfächer, um ihnen damit einen guten Start in das kommende Schuljahr zu ermöglichen. Doch welche Schulen haben Bedarf angemeldet und werden sich an dem Lernsommer 2020 beteiligen?
Eine Umfrage im reporter-Einzugsgebiet machte deutlich: Zwar haben sich im Raum Lübeck einige Schulen angemeldet, doch bei uns wird sich wahrscheinlich kaum eine Schule an dem Projekt beteiligen. Die Begründungen dafür sind ganz unterschiedlich:
Die Grundschulen Grömitz und Grube gaben an, nicht am Lernsommer 2020 teilzunehmen. Die Grundschule Grube berichtet beispielsweise, dass man jetzt beim Präsenzunterricht festgestellt habe, dass durch das Lernen auf Distanz keine nennenswerten Lücken entstanden seien. „Unsere Schüler haben das Arbeitsmaterial, das wir in Papierform ausgegeben haben, gut bearbeitet. Sie wurden dabei von den Lehrkräften telefonisch und online durch Erklärvideos auf digitalen Pinnwänden und Video-Meetings begleitet und unterstützt. Das war ein großer zeitlicher Aufwand, der sich aber gelohnt hat“, so Schulleiterin Antje Sagawe auf Nachfrage des reporters. Dem konnte sich auch ihre Kollegin der Neustädter Grundschule anschließen: „Die Bemühungen unserer Kolleginnen und Kollegen haben wir evaluiert mit dem Ergebnis, dass unsere Schülerinnen und Schüler bis auf sehr wenige Ausnahmen nicht nur ihren Pflichten nachgekommen sind, sondern in vielen Fällen darüber hinaus auch freiwillige Aufgaben bearbeitet haben und gute bis sehr gute Lernfortschritte erzielen konnten. Unser Kollegium ist zu der übereinstimmenden Auffassung gelangt, dass durch die Teilnahme am Lernsommer SH nur sehr wenige Schülerinnen und Schüler profitieren würden, Leistungsunterschiede verschärft würden und diejenigen Kinder nicht angemeldet würden, an die sich der Lernsommer unterschwellig richtet“, sagte Michaela Grave. Das Küstengymnasium Neustadt habe sich als Modellschule für digitales Lernen an die aktuelle Situation problemlos anpassen können, berichtet Schulleiter Karsten Kilian. „Kleinere Lücken und Ergänzungen werden wir zu Beginn des nächsten Schuljahres durch einzelne Fachtage oder durch einfache curriculare Anpassungen schnell und effizient nachliefern können. Insofern gilt für das Küstengymnasium: Alle haben sehr gut gearbeitet, viel gelernt und sich einen Feriensommer verdient“. Die Schule am Rosengarten in Neustadt bedauert hingegen, dass die grundsätzlich gute Idee des Lernsommers 2020 in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar sei. „Die Landesregierung hat dieses Projekt finanziell ausgestattet, aber es ist völlig unklar, wie die Zusammenarbeit mit freien Bildungsträgern und Kulturschaffenden konkret und vertragsrechtlich ausgestaltet werden kann, welche Honorare, welche Abrechnungsgrundlagen gelten, wie Verträge aussehen müssen, damit sie den Haftungs- und Ausfallentschädigungsregeln (in der Corona-Zeit) entsprechen“, beklagte Hans-Peter Hopp. Daher habe die Schulleitung der Schule am Rosengarten eine ernstgemeinte Interessensbekundung für die Teilnahme an einem Lernsommer 2021 abgegeben, sagte der Schulleiter. (red/gm)