Tauchgang in die Geschichte: Kinderuni entdeckte versunkenes Geisterschiff
Der historische Fund wurde 2020 bei einer routinemäßigen Messung des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Ostsee in der Fahrrinne der Trave auf Höhe Stülper Huk gemacht. Mit einem Sonar, das Schallwellen aussendet, die zurückkommen, wenn sie auf ein Objekt stoßen, hatte man dort ungewöhnliche Erhebungen auf dem Grund festgestellt, die sich später als das Wrack eines alten Frachtseglers entpuppten.
Das „Geisterschiff“ lag etwa 11 Meter unter Wasser. Mit einem speziellen Bergungsschiff, schwerem Tauchgerät und Sauerstoffschläuchen, die Tauchgänge von bis zu drei Stunden ermöglichten, wurde das Wrack in einer aufwendigen Aktion geborgen. Zunächst befreiten die Forscher das Schiff von Muschel- und Sedimentresten, die sie mit einem riesigen Unterwassersauger entfernten. Jedes Stück Holz, jedes Metallteil und jedes Teil der Ladung wurde sorgfältig fotografiert und markiert, um das Schiff später anhand von digitalen Modellen möglichst originalgetreu wieder zusammenzusetzen.
Das rund 20 Meter lange Holzwrack war in erstaunlich gutem Zustand. Ein fünf Meter langes Ruder, gut erhaltene Planken und Spanten sowie Anker und Holz- und Eisenteile aus dem 17. Jahrhundert zeugen von der Bauweise des Schiffes. Das Schiff war in niederländischer Bauweise konstruiert und auf die Bedingungen der Ostsee optimiert – eine einzigartige Bauweise für diese Zeit.
An Bord des Schiffs fanden die Archäologen rund 160 Fässer mit Branntkalk – einem wichtigen Baustoff des 17. Jahrhunderts, der sich jedoch im Laufe der Jahre durch den Wassereintritt verfestigt hatte. Warum das Schiff sank? Es brannte, erklärte Dr. Felix Rösch. „Damals gab es oft Brände an Bord – man kochte mit offenem Feuer, rauchte seine Pfeife und hatte Kerzen statt elektrisches Licht. Das alles war eine riesige Brandgefahr. Wir gehen aber davon aus, dass sich die Besatzung retten konnte. Wir haben lediglich Tierknochen gefunden, die auf Vorräte an Bord hindeuten.“ (he)