Ireen Nussbaum

Urlaub könnte so schön sein ... - Gäste reisen wegen Sanierungsarbeiten von „Prinz Hamlet“ ab

Pelzerhaken. Eine kleine Auszeit vom Alltag, lang ersehnt und hart erarbeitet. Urlaub ist die wohl schönste Zeit im Jahr - sollte man meinen! Doch was ist, wenn diese Freude mit der Anreise an den Urlaubsort getrübt wird?
 
Lärm und Schmutz lassen die Urlaubsstimmung in den Keller sinken. So ergeht es momentan auch vielen Tagesbesuchern und Urlaubern des sonst so ruhigen Familienortes Pelzerhaken: Weniger fröhliche Familien, lachende Kinder oder ausgelassene Urlauber sind am Strand, auf dem Seebrückenvorplatz und in den angrenzenden Gastronomien, Läden und Ferienwohnungen. Der Grund: Das Hochhaus „Prinz Hamlet“ unweit des Seebrückenvorplatzes wird seit Anfang April saniert und sorgt für große Unruhe und Unmut unter Vermietern und Gastronomen.
 
Das Gebäude ist komplett eingerüstet. Die Fassade wird saniert. Im Zuge dieser Maßnahme werden auch Stahlbeton-Balkonplatten instand gesetzt. „Der schlechte Zustand der Betonbauteile erfordert umfangreichere Instandsetzungsarbeiten als ursprünglich geplant“, so Architekt Bernd Petrick, der davon ausgeht, dass die „geräuschintensiven Arbeiten“ Ende Juli abgeschlossen sind. Die Gesamtmaßnahme werde im Oktober beendet sein.
 
Darüber hinaus werden alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Geräuschimmission auf das geringste Maß zu reduzieren. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem der Einsatz schallreduzierender Geräte und Maschinen, Verhängung der Arbeitsbereiche mit schweren Gerüstnetzen, Verwendung von Schallabsorptionsmatten im Bereich der Sandstrahlarbeiten und eine zusätzliche Umkleidung des bereits schallgedämmten Kompressors.
 
Die gewerbetreibende Gastronomie sowie Vermietung von Hotelzimmern und Appartements klagt über substanzielle Verluste. „Gäste, die fest gebucht hatten, reisen entweder sofort nach ihrer Anreise wieder ab oder bestehen auf erhebliche Reduzierung ihrer Übernachtungskosten“, erklärt Inhaber vom „Seehotel Eichenhain“ Jan-Walter Schnoor. Dass die Sanierung gemacht werden müsse, verstehe Wolfgang Vogler, Vermieter vom „Penthouse Ostseepanorama“, - „nur nicht in der Hauptsaison“. Auch Ingeborg Moeller-Sporleder, Inhaberin von „Ostsee Kostbarkeiten“, kritisiert den Zeitpunkt der Arbeiten: „Der Juli ist einer der Hauptmonate. Nun ist mein Laden leer. Die Tagesgäste fallen weg.“ Das Millionenvorhaben wird von Umsatzeinbußen begleitet, was mittlerweile angrenzende Gastronomen, Hoteliers, Vermieter, Ladeninhaber und Strandkorbvermieter verärgert. Mit Preisnachlass versuchen sie ihre Gäste zu halten und Anreisende im Vorwege über die Baustelle zu informieren. Auch in den frühen Abend verlegte Öffnungszeiten der Restaurants seien im Gespräch. Besonders betroffen seien die neu angesiedelten Gastronomien am Brückenvorplatz, die eine große Investitionssumme auf sich genommen haben, um ihre Restaurants herzurichten. Doch der Terrassenbetrieb bleibe aufgrund der Baustelle und damit verbunden den fehlenden Gästen aus.
 
Die Gewerbetreibenden haben sich mit Nachdruck bei der Stadt Neustadt beschwert und einen Baustopp bis Mitte September gefordert.
 
Bürgermeisterin Dr. Tordis Batscheider weiß über die sehr vielen Beschwerden beim Ordnungsamt und bedauere diese Situation sehr, vor allem wegen der neu angesiedelten Gastronomen am Seebrückenvorplatz, die teilweise ihre erste Saison haben und auf die Einnahmen angewiesen seien und wegen der Anwohner und Urlauber, die den Lärm mitten im Sommer ertragen müssen. Einen Baustopp hält sie dennoch für nicht durchsetzbar, da die Stadt Neustadt keine rechtliche Handhabe habe. Sie versicherte, dass „regelmäßige Lärmmessungen durchgeführt werden“. Zudem sei auch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) eingeschaltet, das für die Überwachung von Baumaschinen verantwortlich sei. Bis zur Fertigstellung der Sanierungsarbeiten wurden Zeiten für lärmintensive Arbeiten festgesetzt: montags bis donnerstags von 8.30 bis 13 sowie 14 bis 17.30 Uhr und freitags von 8.30 bis 13 Uhr. (inu)


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