

Neustadt. Wer zu Fuß, mit dem Auto oder Fahrrad unterwegs ist, ist garantiert schon einmal in einen Konflikt geraten oder hat sich über seine Mitmenschen, die Beschilderung oder Verkehrsführung geärgert. Straßenverkehr betrifft uns alle, deshalb gibt es hier auch ganz besonders viele Meinungen.
Fest steht aber auch, dass sich die Verkehrssituation für alle Radfahrenden in Neustadt seit ein paar Jahren stetig verbessern soll. So steht es im Radverkehrskonzept, welches im Mai 2022 veröffentlicht wurde. Auch die große Fördersumme in Höhe von 782.500 Euro aus dem Sonderprogramm „Stadt und Land“, die für vier Radweg-Projekte eingesetzt wurde, sollte Verbesserungen bringen.
Die Kinder und Jugendlichen haben allerdings andere Erfahrungen gemacht und finden: Da ist noch Luft nach oben. Daher hat das Kinder- und Jugendparlament im letzten Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten einen Antrag mit drei konkreten Vorschlägen gestellt. Im Sitzungssaal schilderten sie die Situation aus ihrer Perspektive und erläuterten ihre Punkte.
Der Sandberger Weg ist zwischen der Tafel und der Kreuzung Rackersberg in Richtung Innenstadt schwer bis gar nicht mit dem Fahrrad befahrbar, weil er durch den Grünstreifen in der Mitte sehr verengt ist. Hier würden die Kinder und Jugendlichen häufig in Konflikte mit Personen, die zu Fuß unterwegs sind, kommen, da der Radweg einfach viel zu eng sei, berichteten sie. Auch der Fußweg ist an einigen Stellen so schmal, dass Menschen mit Kinderwagen, Rollstuhl oder Rollator auf den Radweg ausweichen müssten. Amtsleiter (Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten) Klaas Raloff brachte Aufklärung: Die blauen Schilder, die den Weg früher als Radweg kennzeichneten und zur Nutzung verpflichten, wurden schon vor einiger Zeit entfernt und durch Pictogramme auf dem Weg ersetzt. Das bedeutet, dass der Weg zwar von Radfahrenden genutzt werden darf, aber nicht muss. Heißt: Man darf auf die Straße ausweichen. Ob das bei den dort erlaubten 50 Kilometern pro Stunde die bessere Alternative ist, sei dahingestellt.
Dass man ein Tempolimit auf 30 Kilometer pro Stunde einfürt, sieht Klaas Raloff kritisch. „Der Weg gibt es von seinen Gegebenheiten aus nicht her, dass sich die Autofahrer auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten“, erklärte er, denn je breiter eine Straße angelegt sei, desto schneller würde dort gefahren. Um dieses Problem zu beheben, wären seiner Einschätzung nach umfangreiche Straßenbaumaßnahmen nötig. Im Antrag erläuterte das Kinder- und Jugendparlament die Idee, die Bäume in der Mitte des Wegs wegzunehmen, da die Einbuchtungen sowie Wurzeln zusätzlich Stolper- und Sturzgefahren mit sich bringen würden.
Die Verkehrsführung „Bei der Friedenseiche“, wo kurz vor der Kreuzung mit der Waschgrabenallee ein roter Streifen von der Straße auf den Geh- und Radweg führt, wurde ebenfalls kritisiert. Dieser, so merkte das Kinder- und Jugendparlament an, sei zu kurz und der Bordstein nicht ausreichend abgesenkt. Außerdem würde diese Verkehrsführung keinen Sinn ergeben, wenn man in die Innenstadt möchte. Auch hier erklärte Klaas Raloff, dass eine Nutzung nicht verpflichtend sei und man mit dem Rad auch geradeaus auf der Straße weiterfahren dürfte.
Das kleine rot gepflasterte Stück des Rosengartens, das vor der Einmündung zur Hochtorstraße beginnt und bis hinter die Einmündung der Kirchhofsallee führt, ist eine Fahrradstraße. Das sei vielen jedoch gar nicht bewusst. Häufig werden Radfahrerinnen und Radfahrer übersehen und es komme zu gefährlichen Situationen, so berichteten es die Vertreterinnen und Vertreter des Kinder- und Jugendparlaments. Daher brachten sie die Idee ein, auch die Kirchhofsallee zur Fahrradstraße umzufunktionieren.
„Fahrradstraßen sind ein hervorragendes Regelungselement zur Verwirklichung von guten Radverkehrsbedingungen auf durchgängigen Radrouten im städtischen Bereich, insbesondere dann, wenn das Flächenangebot beschränkt und die Kfz-Verkehrsmengen gering sind.“, heißt es im Radverkehrskonzept aus dem Jahr 2022. Hans-Peter Hopp, Schulleiter der Schule am Rosengarten, begrüßte die Idee, die Statusänderung dort zu prüfen.
„Wir müssen die Schulwege sicherer machen und dürfen nicht nur an den Tourismus denken“, räumte Margit Giszas (SPD) ein. Auch Ausschussvorsitzende Beatrix Spiegel (SPD) erklärte, dass man die Schulwege bei der Planung zur Verkehrssicherheit mehr berücksichtigen müsse. Schließlich nahmen die Ausschussmitglieder den Antrag des Kinder- und Jugendparlamentes einstimmig an und stimmten damit zu, die Situationen zu überprüfen und gegebenenfalls zu verbessern.
Damit widersprach der Ausschuss der Beschlussempfehlung seitens der Verwaltung, die lediglich vorsah, den Antrag zur Kenntnis zu nehmen, die Anliegen jedoch nicht weiter zu verfolgen. Für das Radverkehrskonzept seien nämlich keinerlei Gelder hinterlegt worden, gab Klaas Raloff zu bedenken, weshalb jede Maßnahme extra in den Haushalt mit aufgenommen werden müsste. (ko)