Marlies Henke

Livestream startet jetzt: Gedenkfeierlichkeiten anlässlich des 77. Jahrestags der Cap Arcona-Katastrophe

Präsentierten das Programm für die Gedenkveranstaltungen in der kommenden Woche: Bruno Neurath-Wilson (Sohn des Cap Arcona-Überlebenden Willi Neurath), Mano Salokat, (Vorsitzender des Kinder- und Jugendnetzwerks) Bürgermeister Mirko Spieckermann, Klaas Raloff (Amtsleiter vom Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten) und Johanna Wierach (Praktikantin bei der Stadtverwaltung) (v. lks.).

Präsentierten das Programm für die Gedenkveranstaltungen in der kommenden Woche: Bruno Neurath-Wilson (Sohn des Cap Arcona-Überlebenden Willi Neurath), Mano Salokat, (Vorsitzender des Kinder- und Jugendnetzwerks) Bürgermeister Mirko Spieckermann, Klaas Raloff (Amtsleiter vom Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten) und Johanna Wierach (Praktikantin bei der Stadtverwaltung) (v. lks.).

Bild: Marlies Henke

Neustadt in Holstein. Traditionell wird in Neustadt am 3. Mai den Opfern der Cap-Arcona-Tragödie gedacht. Vor 2020 geschah dies mit internationalen Gästen, darunter auch Überlebende der Katastrophe. In den letzten zwei Jahren fanden die Gedenkfeiern coronabedingt in kleinem Rahmen statt. Kommende Woche soll ein besonderes Zeichen des Erinnerns gesetzt werden: Neben den klassischen Kranzniederlegungen und Reden auf dem Ehrenfriedhof am 3. Mai, bildet bereits am Montag ein vielfältiges Programm auf dem Marktplatz den Auftakt. Daran beteiligt sind die Amicale Internationale KZ Neuengamme (AIN), die Stadt Neustadt und zahlreiche Jugendliche.
 
Hintergrund des Gedenktages: Kurz vor Kriegsende, am 3. Mai 1945, wurden die „Cap Arcona“ und die „Thielbek“ in der Neustädter Bucht von britischen Bombern angegriffen und versenkt. Die Royal Air Force vermutete deutsche Truppen auf den Schiffen, doch an Bord befanden sich 7.500 Häftlinge – die meisten aus dem Konzentrationslager Neuengamme. 7.000 Menschen verbrannten ertranken oder wurden erschossen.
 
„Der 3. Mai ist für unsere Stadt ein besonderes Datum, verbunden mit einem grauenhaften Ereignis. Diese Geschehnisse aus der Vergangenheit dürfen nicht in Vergessenheit geraten“, betonte Bürgermeister Mirko Spiekermann am vergangenen Dienstag gegenüber dem reporter.
Dass diese Erinnerungskultur und der gemeinsame Wunsch nach einer Welt ohne Krieg heute wichtiger und aktueller denn je sei, zeige der in Europa stattfindende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine besonders deutlich, so Spieckermann weiter. Er betonte: „Zentrales Gedenken ist ein richtiges und wichtiges Zeichen.“
 
Gedenken zum 77. Jahrestag der Cap-Arcona-Tragödie am 2. und 3. Mai
An zwei Tagen wollen zahlreiche Mitwirkende den Opfern des Krieges eine Stimme verleihen. Mitbürger sollen die Möglichkeit haben, sich intensiv mit dem Geschehen auseinanderzusetzen. Mano Salokat, Vorsitzender des Kinder- und Jugendnetzwerkes Neustadt erklärte, wie das von Jugendlichen mitgestaltete Programm am 2. und 3. Mai zustande kam: „Die AIN ist im letzten Sommer auf uns zu gekommen mit der Idee, in diesem Jahr etwas besonderes zu machen. Gemeinsame Zielsetzung war, junge Menschen zu erreichen und das Thema näher an die Neustädter Bevölkerung heranzubringen. Als wir anfingen, Ideen zu sammeln, kamen immer mehr Kooperationspartner dazu. So entstand diese Vielfalt. Und wir hoffen, dass wir dem Gedenken damit gerecht werden. Denn gerade in diesen Tagen ist es umso wichtiger, dass wir gesellschaftskritisch ins Gespräch kommen und immer wieder den Bezug zur Gegenwart finden.“ Bruno Neurath-Wilson von der AIN ist für die Gedenkfeierlichkeiten extra aus Köln in seine Geburtsstadt Neustadt gekommen. Der Sohn des Cap-Arcona-Überlebenden Willi Neurath zeigte sich von dem großen Engagement in Neustadt berührt: „Wir sind erfreut und dankbar für die über die Jahre gewachsene Zusammenarbeit mit der Stadt“, betonte er.
 
Die 1958 gegründete Amicale Internationale KZ Neuengamme ist der Dachverband der nationalen Verbände ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme und ihrer Hinterbliebenen. Heute sind es hauptsächlich die Angehörigen der Überlebenden aus der zweiten, dritten und vierten Generation, wie Neurath-Wilson berichtete. Die Anliegen der AIN würde sich mit denen der Akteure in Neustadt decken: „Erinnerungskultur erschöpft sich nicht im Lesen historische Bücher. Sie muss den Kopf, das Herz und den Bauch ansprechen.“ Neben den eingespielten tradierten Formen des Gedenkens sei es daher wichtig, neue Formen der Ansprache und Vermittlung zu finden, wie beispielsweise der gemeinsame Spaziergang zum Ehrenfriedhof mit Nachkommen ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme und Schülerinnen und Schülern aus Neustadt.
 
Internationale Gäste
Am 3. Mai werden über 170 Menschen aus Frankreich, Belgien, Spanien, Dänemark, Polen und den Niederlanden nach Neustadt kommen. Zu den internationalen Gästen zählen Historikerinnen und Historiker sowie Nachkommen von Opfern und Überlebenden der Cap-Arcona-Katastrophe. Auch die Vizepräsidentin des schleswig-holsteinischem Landtages Kirsten Eickhoff-Weber wird dabei sein. Sie hatte sich im Vorfeld gegenüber der Stadt zu den Feierlichkeiten geäußert und dabei betont, dass Erinnerungsarbeit immer wieder neu gedacht und entwickelt werden müsse: „Wie können wir an die Opfer erinnern und diesen Menschen 77 Jahre später ihr Gesicht und vielleicht sogar ihre Stimme zurückgeben? Und dafür Sorge tragen, dass sie niemals vergessen werden? Eine neue zeitgemäße und vor allem zukunftsweisende Antwort darauf wurde in Neustadt gefunden.“ (he)
Die Veranstaltung am Dienstag, 3. Mai wird ab 11 Uhr per Livestream übertragen.
 
 
Das Programm
 
Montag, 2. Mai auf dem Marktplatz
16 Uhr: Auftaktveranstaltung
Begrüßung: Dr. Martine Letterie, Präsidentin Amicale Internationale KZ Neuengamme
Mano Salokat, Vorsitzender Kinder- und Jugendnetzwerk Neustadt
Grußworte: Kirsten Eickhoff-Weber, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages und Mirko Spieckermann, Bürgermeister Stadt Neustadt.
Vortrag: „Die Versenkung der Cap Arcona in deutscher und britischer Erinnerung“ mit Prof. Bill Niven, Nottingham Trent University.
17 Uhr: Podiumsdiskussion
Erinnern an den 3. Mai 1945: Handeln für Gegenwart und Zukunft.
Gespräch: Die Weitergabe von Erinnerung in den Familien ehemaliger Häftlinge: Kristof Van Mierop (Belgien) und Françoise Plaza-Carlstroem (Frankreich).
Gespräch: Historikerinnen und Historiker und Pädagoginnen und Pädagogen über die Bedeutung des 3. Mai 1945 in Forschung und Bildungsarbeit.
Bei starkem Regen findet die Veranstaltung in der Jacob-Lienau-Gemeinschaftsschule statt, Schulstraße 2, statt.
20.15 Uhr: Open-Air-Filmvorführung „Die Deutschstunde“ (2019, 125 Minuten).
 
Dienstag, 3. Mai auf dem Cap-Arcona-Ehrenfriedhof
9.30 Uhr: Spaziergang zum Ehrenfriedhof
Nachkommen ehemaliger Häftlinge des KZ Neuengamme im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern aus Neustadt.
11 Uhr: Gedenkveranstaltung der Amicale Internationale KZ Neuengamme und der Stadt Neustadt
Grußworte: Kirsten Eickhoff-Weber, Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages und Sönke Sela, Bürgervorsteher der Stadt Neustadt sowie Dr. Martine Letterie, Präsidentin Amicale Internationale KZ Neuengamme.
Rede: Magda Wajsen, Enkelin von Kazimierz Wajsen, Überlebender der „Athen“.
Rede: Bernard Jeune, Sohn von Eugène Jeune, der auf der „Cap Arcona“ starb.
Beitrag: Schülerinnen und Schüler des Küstengymnasiums mit einem Beitrag zu Roger Vyvey, Überlebender der „Cap Arcona“. Kaddish, Jüdische Gemeinde Lübeck. (red) Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Cap-Arcona-Tragödie sind eine Ausfahrt zur Untergangsstelle der Cap Arcona und der der Neustädter ZuhörBUS


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