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Senioren – eine immer wichtigere Zielgruppe im Sport in Ostholstein

Lensahn / Hansühn (cs). Eine Stange spielt die „Hauptrolle“. Sie heißt mit Fachbegriff „FLEXI-BAR“ und ist ein immer beliebteres modernes Sportgerät, mit dem man(n) jede Menge wirkungsvolle Übungen zur Verbesserung der körperlichen Fitness durchführen kann. Man(n) – das sind in diesem Fall rund 20 Männer, die bis zu 84 Jahre alt sind und regelmäßig mittwochs von 18.30 bis 19.30 Uhr in der Hansühner Sporthalle ihren Lieblingssport betreiben. Im Jahre 2007 gründete Wolfgang Schütt, seit rund 23 Jahren 1. Vorsitzender des SV Hansühn mit seinen aktuell gut 500 Mitgliedern, die damals noch eher seltene Sparte „Männergymnastik/Rückenschule“. Und selbstredend ist der Vereinschef, der im August runde 80 wird, auch von Anfang an als aktiver Sportler dabei. Mit großer Leidenschaft hält sich auch Stephan Buß, gerade 60 geworden und noch vollumfänglich im Berufsleben stehend, unter der Regie von Physiotherapeutin und Fitnesstrainerin Sandra Speth fit. Befragt nach seiner Motivation verweist er neben dem Aspekt „körperliche Fitness“ nicht zuletzt auch auf die Gemeinschaft: „Ich bin seit 51 Jahren im Verein und habe hier ganz lange Fußball gespielt. Jetzt freue ich mich sehr, dass ich mich in unserer Gruppe immer noch mit den Freunden, mit denen ich viele Jahre auf dem grünen Rasen aktiv war, fit halten kann“.
Wolfgang Schütt und Stephan Buß sowie ihre Kameraden vom SV Hansühn sind längst nicht die einzigen Menschen, die auch noch im (teilweise hohen) Alter aktiv Sport treiben. Denn immer mehr Seniorinnen und Senioren entdecken den Sport als eine höchst wirkungsvolle Methode, sich in Eigenregie oder im Team körperlich und geistig fit zu halten. Das ist nicht zuletzt eine Konsequenz aus dem demografischen Wandel, einer der größten Herausforderungen unserer Zeit. So stellen beispielsweise in der Bevölkerung Schleswig-Holsteins die über 50-jährigen mit einem Anteil von aktuell mehr als 45 Prozent mittlerweile eine immer größere und vor allem wichtigere Altersgruppe dar. An dieser Entwicklung richtet der organisierte Sport – also Vereine und Verbände – seine Strategien und Angebote konsequent aus. Das sieht auch Jürgen Fischer, Vorstandsmitglied und Seniorenbeauftragter im Kreissportverband Ostholstein (KSV), so: „Auch bei uns in Ostholstein rückt das Thema Senioren im Sport immer mehr in den Vordergrund. Schließlich ist die Generation der Älteren heutzutage glücklicherweise so gesund und aktiv wie nie zuvor“. Wer sich intensiv auf den Websites der einzelnen Sportvereine umschaut, der wird schnell feststellen, dass es in der Region immer mehr konkrete Angebote für Seniorinnen und Senioren gibt. Einige (willkürlich gewählte!) Beispiele aus Ostholsteiner Vereinen gefällig? „Senioren: Sport-Spiele-Spaß“ beim TSV Heiligenhafen, „Freude an Bewegung“ bei der TS Riemann Eutin, „Fit im Alter“ beim SV Dissau, „Sport für Ältere“ beim NTSV Strand 08 oder „Seniorengymnastik Aktiv 60 Plus“ beim TSV Neustadt stehen für ein buntes und vielfältiges Sammelsurium für Ältere, die sich daraus das für sie Passende heraussuchen können. Insgesamt waren in den Ostholsteiner Vereinen am 1. Januar 2024 rund 11.000 aktive Seniorensportlerinnen und -sportler gelistet – und es werden immer mehr. Eine erfreuliche Tendenz, wie Birgit Kamrath-Beyer, 1. Vorsitzende des KSV Ostholstein, findet: „Fakt ist, dass die Zahl der älteren Menschen in Ostholstein immer mehr wächst. Daher ist es richtig und konsequent, dass unsere Sportvereine ihre altersgerechten Angebote immer weiter ausbauen“. Das geschieht vor dem Hintergrund, dass die demografische Entwicklung in der Region zwischen Fehmarn und Bad Schwartau besonders durchschlägt, hat der Kreis Ostholstein mittlerweile doch das höchste Durchschnittsalter aller westdeutschen Kreise. „Zusätzlich spielt auch noch die Attraktivität unseres Kreises eine wesentliche Rolle, da überdurchschnittlich viele Senioren hierher ziehen. Umso wichtiger ist es nun, sich dieser Entwicklung zu stellen und den Sport als herausragende Möglichkeit zur Förderung von körperlicher und geistiger Fitness zu intensivieren“, so die KSV-Vorsitzende.

Dabei hilft die Arbeit des Seniorenbeauftragten beim KSV weiter, denn er koordiniert die unterschiedlichen Maßnahmen und Angebote der für den Seniorensport relevanten Verbände und Institutionen. In Ostholstein sind das – neben dem KSV – in erster Linie die einzelnen Sportvereine, die jeweiligen Sportfachverbände, der Kreisseniorenbeirat und die Sportämter in den Kommunen. Jürgen Fischer: „Bei einer Vielzahl von Angeboten ist es für die Zielgruppe manchmal nicht ganz einfach, genau die richtige individuelle Lösung zu finden. Daher stehe ich gern als Ansprechpartner für alle Fragen rund um den Seniorensport zur Verfügung.“ Zu erreichen ist das KSV-Vorstandsmitglied über die KSV-Geschäftsstelle in Lensahn unter E-Mail ksvoh@t-online.de und Telefon 04363/905277. Eine weitere „Hauptrolle“ in diesem Zusammenspiel hat der Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV): Der Verband in Kiel entwickelt zielgruppengerechte Programme und stellt sie den Kreissportverbänden im Lande gern zur Verfügung. Dazu Birgit Kamrath-Beyer: „Die einzelnen Kreissportverbände sind sehr eng mit dem Landessportverband verbunden. Der LSV ist auf Landesebene das, was wir als KSV in Ostholstein sind – nämlich Gestalter und Dienstleister für den heimischen Sport“. So bietet der LSV beispielsweise das neue Programm „ActiveFit gesund und bewegt“ an. Dabei handelt es sich um ein zwölf Trainingseinheiten umfassendes Kursangebot mit dem Ziel, Menschen gesund und fit zu halten. Die ActiveFit-Kurse können frei nach den Bedürfnissen der Teilnehmenden mit Elementen aus den Bereichen des Kraft-, Ausdauer-, Gleichgewichts-, Beweglichkeits- und Kognitionstrainings gestaltet und mit Spielformen aus unterschiedlichen Sportarten kombiniert werden.
Eine wertvolle Erkenntnis hat jedenfalls Fitnesstrainerin Sandra Speth vom SV Hansühn im Laufe der rund 14 Jahre, in denen sie das Angebot „Männergymnastik/Rückenschule“ leitet, gewonnen: „Mir macht es sehr viel Spaß, die teilweise deutlich älteren Männer zu trainieren. Denn alle Teilnehmer haben richtig Bock auf ihren Sport. Und eins kann ich aus Überzeugung und langjähriger Erfahrung sagen: Oldies sind richtig zäh“. Es ist sicherlich keine allzu gewagte Prognose, dass diese Erkenntnis nicht nur auf „ihre“ Männer vom SV Hansühn zutrifft, sondern auch auf zahlreiche weitere ältere Sportlerinnen und Sportler in der Region…

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