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Reporter Eutin

"Achtung Aufnahme!"Feuerwehrgerätehaus Kühren wird zum Filmstudio

Da werden Erinnerungen wach: Für die Dreharbeiten sichten die Kührener mit Freude alte Fotografien und Karten.

Da werden Erinnerungen wach: Für die Dreharbeiten sichten die Kührener mit Freude alte Fotografien und Karten.

Kühren. „Ruhe! – Achtung Aufnahme!“ Das Gemurmel verstummt. „Licht an!“ Michael Weiss taucht die Landkarte auf dem Tisch in helles Licht, Pastor Christoph Pfeifer an der Kamera gibt ein Handzeichen, die Kamera läuft, und Jonny Rehder liest: „Der alte Grabhügel aus der Bronzezeit im Kührener Wald belegt, dass Kühren schon vor slawischer Zeit besiedelt gewesen ist.“ Der Kugelschreiber von Pastor Pfeifer zeigt auf die Karte, dann ist die Szene „im Kasten“: Beginn der Dreharbeiten zum mittlerweile dritten Filmprojekt des Preetzer Pastors. Nach „Preetz Süd“ und „Nettelsee“ geht es dieses Mal um die Gemeinde Kühren mit Klein Kühren und Kührsdorf. Für den ersten Drehtag hat der kreative Pastor „alte“ Kührener in das Feuerwehrgerätehaus des Dorfes eingeladen, um mit ihm die ersten Aufnahmen über die Geschichte des Dorfes zu drehen. Die Idee zu diesem besonderen Projekt kam Pastor Pfeifer beim Geburtstagsbesuch von Otto Timmermann: „Irgendwann ist keiner mehr da, um zu erzählen, wie es früher war“, erklärt er seine Motivation. „Ich hatte viele alte Fotos, habe mir alte Karten vom Landesvermessungsamt besorgt und dann mit Otto Timmermann und Jonny Rehder, der vor drei Jahren bereits eine Chronik über die Gemeinde veröffentlicht hat, gemeinsam das Drehbuch geschrieben.“ Es geht um Geschichte und alte Geschichten, die Feuerwehr, die Kyffhäuser-Kameradschaft, Schule, Vereine, Kindheitserinnerungen und den Vergleich zwischen damals und heute – dabei spielt auch das Gut eine wichtige Rolle. Bereits 1220 wurde das Adelsgeschlecht von Kuren erwähnt, danach war Kühren im Besitz der Ritter von Rantzau und der Familie von Thienen.1778 übernahm Hans Caspar Graf von Bülow das Gut Kühren und legte auf dem Gebiet des heutigen Dorfes Kührsdorf einen Meierhof an, den er nach seiner Ehefrau Wilhelmine Wilhelminenhof nannte. Bereits in den Vorgesprächen zeigte sich, wie begeistert die Zeitzeugen in ihre Geschichte eintauchen. Auf den Tischen liegen unzählige Fotografien, und Karten die durch die Hände wandern. „Ich habe von 1945 bis 1948 auf dem Gut gearbeitet, damals hatten wir 175 Leute zur Erntezeit“, erinnert sich Walter Bonnert“, alles war Handarbeit oder wurde mit Pferden erledigt.“ Mit anderen Flüchtlingsfamilien wohnte der 85-Jährige in der Scheinwerferbaracke hinter der gleich die Flak gestanden hatte, „heute ist das der Hühnerstall.“ Die Dorfschule von damals ist heute ein Wohnhaus, das Kührener Schloss wurde 1967 wegen Baufälligkeit abgerissen – nur der Turm steht noch. In den Quellen wird gestritten, ob er um 1700 von Cai von Thienen noch vor dem eigentlichen Schlossgebäude errichtet wurde oder bereits im 13. Jahrhundert Teehaus war. Das alte Herrenhaus aus dem Jahre 1650 musste vor 20 Jahren einem Neubau weichen. Auch die unzähligen reetgedeckten Scheunen, die einst das Dorfbild prägten, sind verschwunden. „Diese hier ist 1965 abgebrannt“, erzählt Ewald Ohms, „das war wohl ein Kurzschluss in der damals neu aufkommenden Elektrik.“ Mit Michael Weiss teilt er Erinnerungen über einer alten Fotografie vom Torhaus. „Wir haben in den Torhäusern nebeneinander gewohnt“, so Weiss, „beide sind wir hier groß geworden. Seit 40 Jahren haben wir uns nicht mehr gesehen!“ Erinnerungen wachzurufen, darum geht es Pastor Pfeifer, er möchte Menschen aus verschiedenen Generationen und aus den drei Dorfteilen ins Gespräch bringen und an dem Projekt beteiligen. „Das ist ganz praktische Seelsorge: in Lebensgeschichten eintauchen und die Menschen beim gemeinsamen Betrachten alter Fotos begleiten“, so Pfeifer. Bis zum Sommer wird der Pastor an dem 90-minütigen Film arbeiten, der dann auf einem Filmabend im Bugenhagenhaus gezeigt wird. Am 8. Juli wird er alle Kührener, Kührsdorfer und Klein Kührener auf den Sportplatz Klein Kühren einladen, um das Wort „Kühren“ zu bilden – das soll dann mit einer Luftaufnahme verewigt werden.


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