Ein Stück Plöner Geschichte zum Volkstrauertag
Plön (los). Der Zweite Weltkrieg war vorbei: Unter dem Eindruck ihrer Erinnerungen war für die alteingesessenen wie auch neuen Plöner die Verarbeitung der traumatischen Ereignisse Anfang der 1950-er Jahre wohl der Impuls, ein Mahnmal zu schaffen. Es sollte an der Bieberhöhe entstehen. Die gemeinsame Volkstrauertagsveranstaltung von Stadt, Schulen, Kirche, Marineunteroffiziersschule und dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge am Sonntag, 17. November 2024 greift erstmals dieses Kapitel der Lokalgeschichte auf – als Rollenspiel durch Schüler der Gemeinschaftsschule. Die Organisatoren stellten den Ablauf für die Gedenkfeier vor. Einblicke in das Thema des Rollenspiels gab Antje Kemmler-Reder. Im Mittelpunkt: Die Entstehung des Mahnmals an der Bieberhöhe. Sie stehe auch im Zusammenhang mit den Lebensverhältnissen in den Nachkriegsjahren, sagt sie. Eine Recherche im Stadtarchiv lieferte die Informationen dazu.
Eine hohe Zahl Flüchtlinge, die Unterbringung in Lagern, Baracken und Nissenhütten, kriegsgeprägte Familiengeschichten prägten diese Zeit. Auch der Wunsch, ein Mahnmal zu errichten, falle in die Jahre nach dem Kriegsende 1945. Antje Kemmler-Reder hat die konkreten Informationen in ein fiktives Rollenspiel fließen lassen, das ihre Schüler aus der Theater AG der Gemeinschaftsschule aufführen werden.
Das Mahnmal an der Bieberhöhe in der direkten Nachbarschaft des Gymnasiums nahm in den Jahren 1950 bis 1955 Gestalt an. 1960 sei auch die Statue des Soldaten dazu gekommen, der sich ursprünglich an der Nikolaikirche befunden hatte, so Kemmler-Reder. Auch das Kreuz wurde auf der Bieberhöhe errichtet; als Ostlandkreuz ist es ein Denkmal der Heimatvertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.
Das Rollenspiel geht auf die damaligen Lebensverhältnisse der Plöner Kinder ein. Da werden bei den Vorbereitungsarbeiten Bäume gefällt, für Heizmaterial wird Holz geklaut, die abschüssige Baustelle lockt abenteuerlustige Kinder zum Schlittenfahren auf die Bieberhöhe und die Polizei muss kommen, erzählt Kemmler-Reder.
Am Volkstrauertag 1955 gibt es erstmals eine Kranzniederlegung am neuen Mahnmal. Schüler des Gymnasiums wirkten an der Feierstunde mit und sangen Lieder. „Eigentlich war es ganz ähnlich wie heute“, findet Antje Kemmler-Reder. Auch wenn „Ich hatt' einen Kameraden“ heute nicht mehr angestimmt wird.
Plöner Diskussionstoff bot die Wahl der Inschrift des Mahnmals, die schließlich „Die Opfer mahnen“ statt „Dem Deutschen Volk“ und Ähnlichem lautete. „Man wollte es universeller ausdrücken und allen Opfern gedenken“, hat Antje Kemmler-Reder bei der Sichtung der Quellen festgestellt. Im kommenden Jahr wird das Mahnmal 70 Jahre alt.
Ausgangspunkt der Veranstaltung am kommenden Sonntag ist die Nikolaikirche am Markt, wo zunächst der Gottesdienst um 10 Uhr gefeiert wird. Die Volkstrauertagsveranstaltung schließt sich dort um 11 Uhr an und wird von Bürgervorsteher Thure Koll und dem Kommandeur der Marineunteroffiziersschule Kapitän zur See Edgar Behrends eröffnet. Den kirchlichen Verkündigungsteil übernimmt Militärpfarrerin Claudia Köckert. Schüler des Gymnasius (Friederike Flohs – Cello, Adrian Bodendorff – Gesang, Chris Hinze – Klavier) bringen sich musikalisch ein. Für das Rollenspiel sind Schüler der Theater AG von Antje Kemmler-Reder, Sofia Segridov, Reka Siek, Kalle Schnack, Hanna Klassen, Frida Krüger und Amy Arnold, in Aktion.
Im Anschluss folgt die Kranzniederlegung am Ehrenmal gegen 12.15 Uhr. Sie wird von Pastor Lutz Thiele begleitet. Die Blaskapelle „Original Ostholsteiner“ gestaltet an der Bieberhöhe den musikalischen Rahmen. Zum Abschluss der Volkstrauertagsveranstaltung öffnet die Caféteria des Gymnasiums die Türen. Bei einem spendierten Imbiss ist hier Gelegenheit für Gespräche, Austausch und nettes Klönen.