Luther – seine Schriften und seine Begleiter
Preetz (sh). Die Predigerbibliothek im Preetzer Kloster birgt so manche Schätze. Unter den rund 13.000 Bänden befinden sich auch Werke von Martin Luther und seinen Zeitgenossen. Für Bibliothekarin Abel Koch-Klose und Priörin Viktoria von Flemming war klar, dass diese historischen Exponate auch der Öffentlichkeit gezeigt werden sollten – gerad im Lutherjahr. Sechs Vitrinen präsentieren im vorderen Teil der Klosterkirche, der sogenannten Laienkirche, die wertvollen Schriften. „Wir wollen auf die Bedeutung Luthers auch für das Kloster Preetz hinweisen“, erklärt die Priörin, „und auf die Bedeutung der Predigerbibliothek in nachreformatorischer Zeit. Preetz galt im 18. Jahrhundert als Ort der Wissenschaft, erzählt Koch-Klose. Die Predigerbibliothek wurde 1696 dem Kloster vom Prediger Petrus Scheele in Obhut gegeben, auch mit dem Zweck, dass sich die Pastoren der Stadt dort fortbilden können. Seit sieben Jahren ist Koch-Klose ehrenamtlich für die Bibliothek tätig. Als ehemalige Leiterin der Leibniz-Forschungsbibliothek in Hannover und der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in Kiel hat sie nach ihrer aktiven Zeit ihre Leidenschaft für die Predigerbibliothek entdeckt. Zu sehen sind unter anderem ein Messbuch, ein sogenanntes Missale der Benediktinerinnen des Kloster Preetz. Es lässt sich auf 1450/1500 datieren, zu Beginn des Buchdrucks, denn es ist ein Wiegendruck (Inkunabel), der typisch für diese Zeit ist. Lesezeichen aus Lederknötchen zeigen Stellen der Messgesänge und entsprechender Texte an. Auch ein Manuskript von Petrus Scheele, Luthers berühmte Tischreden, ein Band über Luther von 1871, also zum 300. Reformationsjubiläum, und Akten zum Reichstag zu Worms 1521 sind ausgestellt. „Damals gab es noch kein Copyright, es wurde gedruckt was das Zeug hält“, erläutert Torsten Bahnsen, der ehrenamtlich des Kloster-Archiv betreut. Von Luthers Weggefährten sind Werke von Melanchton, dem Wittenberger Professor und Ratgeber Luthers, von Calvin, dem Begründer der Reformierten Kirche und Bugenhagens Leichenpredigen zu sehen. Ein Band von Ezechkiel ist im Kap. 86, Vers 26 aufgeschlagen, weil es die Losung für das Jahr 2017 ist. „Dieser Band war dem Verfall fast anheimgegeben“, erinnert sich Koch-Kose, „es wurde durch Spenden von Privatleuten restauriert.“ Es sind noch die Löcher der Bücherwürmer zu sehen. Spannend sind zwei Atlanten aus dem 17. Jahrhundert, die eine Karte von Thüringen zeigen und die Verbreitung der einzelnen Glaubensrichtungen im 16. Jahrhundert. Die Predigerbibliothek beheimate genug Werke, um auf Jahrzehnte Ausstellungen zu bestücken, so von Flemming. Der Priörin ist es besonders wichtig, dieses Herzstück des Klosters zu erhalten. Mit Hilfe der Landesbibliothek schreitet die Digitalisierung voran und die Werke sind offen für die Forschung. Die Bibliothek finanziert sich aus Spenden und es wird versucht, Mittel von Land und Bund einzuwerben. Bevor ihre Amtszeit im Herbst 2018 endet, wünscht sich Viktoria von Flemming die Gründung eines Freundeskreises, der die Zukunft der wertvollen Bibliothek sichert. Die Ausstellung „Luther – seine Schriften und seine Begleiter“ ist nur im Rahmen der Klosterführungen zu besichtigen: täglich um 15 Uhr und dienstags, mittwochs und freitags sind zusätzlich um 11 Uhr Führungen angesetzt. Bei Gruppen wird um Anmeldung gebeten, es sind auch Sonderführungen möglich: 04342/86829 und adeligesklosterpreetz@t-online.de. Hier können sich auch an einem „Freundeskreis Predigerbibliothek“ Interessierte melden.